01.02.2014

Kleine Ideen für große Momente


Eigentlich dachte ich früher nie darüber nach wenn ich mir die Nase putzte, wie großartig das doch ist, dass ich das ganz ohne Hilfe kann. Nun, als Mama mache ich das. Denn was wäre, wenn ich das nicht könnte, mir meine eigene Nase putzen? Wie würde es mir dabei gehen? Wenn ich mein T-Shirt nicht alleine anziehen oder meine Schuhe nicht ohne Hilfe ausziehen könnte? Und wie geht es unseren Kindern dabei, wenn sie etwas könnten ... es jedoch nicht tun können?


Zum Glück wollen früher oder später alle Kinder ihre Unabhängigkeit erringen. Aber auch wenn sie etwas noch nicht machen wollen, beobachten sie unsere Bewegungen aus den Augenwinkeln. Es ist also nicht egal, wie wir etwas machen. Viele für mich bereits automatisierte Bewegungen studiere ich an mir selbst sehr genau. Auch wenn es für manche amüsant wirkt, aber ja, ich beobachte mich ganz bewusst dabei, wie ich meine Socken anziehe, was ich dazu machen muss, um meine Schuhe auszuziehen und welche Hand was genau macht, wenn ich ein T-Shirt über meinen Kopf ziehe. Einerseits, weil sie mich dabei beobachtet, andererseits komme ich so leichter drauf, wie ich ihr die Bewegung bei Bedarf am einfachsten zeigen kann.


Doch solch alltägliche Aufgaben, wie das sich an- und ausziehen, erlernt man nicht von einem Tag auf den anderen. Es braucht viel Zeit, viel Übung und viel Geduld unsererseits. Und es bedarf auch viel Vorbereitung. Als sie anfing zu krabbeln, richteten wir ihre Wickelecke im Badezimmer auf dem Boden ein. Es war nicht nur sicherer, es war so auch um einiges einfacher. Als sie dann stehen und nicht viel später auch gehen konnte, fingen wir auf Rat einer Montessori-Pädagogin an, sie beim Stehen zu wickeln. Es hört sich nach viel Arbeit und Stress an, ist es aber nicht. So oft wie möglich beim Stehen zu wickeln ermöglicht den Kleinen beim An- und Ausziehen involviert zu sein. Sie können zusehen wie wir sie anziehen, abgesehen davon wissen wir doch, vieles macht die Gewohnheit aus.


Sich um die eigene Person zu sorgen ist eine unglaublich große Sache bei einem Kleinkind. Manche mögen diese Unabhängigkeit vielleicht viel früher erobern wollen als andere, dennoch sollen sie jederzeit die Möglichckeit haben, dies zu tun wenn sie soweit sind. Eine vorbereitete Umgebung kann überdies auch einladend wirken es auszuprobieren und dann auf den Geschmack zu kommen. Auch wenn dann etwas nicht mehr benötigt wird, wie bei uns der Waschtisch aus dem Badezimmer, findet sich immer eine neue Idee: wir machten aus dem Wasch- einen Frisiertisch.


Manchmal kommt sie aus der Kinderkrippe so nach Hause, dass sie die Strumpfhose oder Socke verkehrt herum an hat. Sie wird weder von den Kinderbetreuerinnen noch von uns korrigiert, denn es ist absolut unnötig. Sie selbst hat das Gefühl, dass da was nicht ganz passt, entweder gleich beim Anziehen oder halt dann später. Es ist wichtig, dass sie diese Erfahrungen selbst machen können. Denn aus diesen Erfahrungen lernen sie fürs Leben.


Und manchmal trauen sich die Kleinen einfach selbst was nicht zu. Bei uns ist dies so mit dem Treppen steigen, nachdem sie ein paar mal ausgerutscht und sich mies angehaut hat. Sie steigt zwar die Stufen alleine runter, hält sich aber am Gelände ganz fest und nimmt die Stufen sehr vorsichtig. Sie braucht unsere Ermutigung und Vertrauen in ihr Können ohne ihr selbst die Aufgabe abzunehmen.

Diese alltägliche Aufgaben, wie sich das Gesicht zu waschen, den Schal um den Hals wickeln zu können oder sich die Hände mit einer Salbe einzuschmieren sind keineswegs Kleinigkeiten. Dies sind ganz große Eroberungen die zur Unabhängigkeit und so zu Freiheit führen.

5 Kommentare

  1. Zum Wickeln im Stehen: wir wickeln zuhause tagsüber mit Stoffwindeln, da geht es im Stehen leider mit unserem System nicht

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  2. ... wie schön, wenn keine Erzieherin/Erzieher eine verkehrt herum angezogene Strumpfhose korrigiert und sowieso der Kleinen die Zeit lässt, die sie braucht. Das ist leider nicht selbstverständlich

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  3. Ich bin fasziniert von deiner Tochter. Meine Söhne sind 5 und 2,5 und haben extrem wenig Entdecker- und Selbständigkeitsdrang - jedenfalls kann ich ihn kaum entdecken. Ich bin eher ihre "Bedienung" - der Kleine hat NULL Interesse, sich selbst anzuziehen oder Ähnliches, kreischt sofort rum, dass ich es machen soll. Das ist insgesamt ziemlich frustrierend....
    Liebe Grüße

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  4. Ich finde es auch fantastisch, wie Kinder das Anziehen immer wieder üben, daran Freude finden und immer sicherer dabei werden. Meine Tochter fing erst mit 2,5 Jahren an, sich dafür zu interessieren. Die Fortschritte waren echt erstaunlich. Konnte es manchmal gar nicht glauben, wie groß sie geworden ist. Jetzt mit fast 3,5 Jahren wird aus-, um- und angezogen, wie es ihr gerade Spaß macht. Ein riesiger Schritt für die Selbständigkeit!

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