24.02.2015

Die wahre Belohnung ist die Freude am Tun selbst


Dies war echte Arbeit, maximale Anstrengung, ihre Wahl. Niemand bat sie dies zu tun und niemand lobte sie dafür. Es war für sie das Natürlichste der Welt, sich an der Hausarbeit zu beteiligen.


Sie wusch ihren Tisch, weil sie ihn waschen wollte. Sie war fasziniert vom Schaum, verteilte ihn auf dem Tisch mit großen und kleinen Kreisbewegungen, mal hüpfte sie dabei um Kreisabdrücke zu erzeugen, mal schaukelte sie von einem Bein auf das andere. Sie liebte diese Arbeit und war völlig in sie vertieft. Jede Art von Lob meinerseits wäre überflüssig gewesen. Ich hätte damit vielleicht sogar riskiert, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, statt auf das Wesentliche: "den Lohn in sich selbst zu finden".


Mit einem "Gut gemacht!" hätte ich sie vielleicht sogar in die Irre geführt, dass das Ziel ein "gut" gewaschener Tisch wäre und dass ich von ihr einen "guten" Job erwarte. Und vielleicht hätte sie dann den zweiten kleinen Tisch gar nicht mehr gewaschen, um ihren "guten" Status nicht wegen eines Fehlers zu verlieren.


So aber wusch sie beide Tische, jeweils 3-4 mal hintereinander und nachdem sie genug hatte, rief sie zufrieden aus: "Ich bin fertig!". Sie wusch die zwei kleinen Tische nicht um von mir ein Lob zu erhalten, sondern für sich selbst. Für das Gefühl, fähig und unabhängig zu sein, etwas selbst und mit Freude zu meistern. Genau dieses Gefühl war ihr Lohn und gehört ganz alleine ihr.

12 Kommentare

  1. Dieser Post ist einfach nur klasse! Genauso muss man es handhaben, was mir bei meinen 3 (bald 4) Mäusen manchmal doch recht schwer fällt.
    Keinerlei Wertung einer Handlung des Kindes zu geben, ist gar nicht so leicht. Mein Sohnemann hat sich heute getraut und ist allein eine Rutsche runtergerutscht. Der Popo tat danach ganz schön weh, weil es viel zu schnell ging. Ich habe ich getröstet und gesagt: "Du hast dich getraut!". Er war so stolz auf sich selbst, dass er den Satz immer wieder wiederholt hat.
    LG

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  2. Darf ich dich fragen, was du machen würdest, wenn sie in die Politur mit dem Spülbürsten-Kopf gehen würde, um es so zu benutzen...Sagst du ihr von Anfang an, dass man gewisse Dinge nur in einer bestimmten Art benutzt oder lässt du sie alles ausprobieren, auch auf die "Gefahr" hin, dass sie mit EINEM Lappen alles benutzt....Hoffe du verstehst meine Frage....Kann es nicht anders ausdrücken ;-)

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  3. Liebe Anna,

    ich lese Deine Beiträge schon länger und immer gerne. Du inspirierst mich damit sehr und hast ganz sicher auch mein Verhalten und meine Beziehung zu meinem Kind beeinflusst - dafür danke ich Dir.
    Und da bin ich auch schon beim Thema: ich beziehe meinen Sohn (er ist jetzt 21 Monate alt) schon lange und gerne in Alltagsaufgaben mit ein, oder besser gesagt, er wollte von Anfang an mitmachen, und ich habe es ihm ermöglicht, wo es ging, genauso, wie Du es von Deiner Tochter schilderst. Auch ich versuche, eher weniger zu loben, was mir oft schwer fällt (also es zu lassen). Was ich aber mache ist, mich bei ihm zu bedanken, wenn er z.B.etwas in den Mülleimer bringt, auch ohne dass ich ihn darum bitte, oder wenn wir gemeinsam aufräumen. Was hälst Du davon: ist das eigentlich Loben auf Umwegen, wirkt das demotivierend? Würdest Du Dich bei Deiner Tochter bedanken, nachdem sie ihre Tische geputzt hat? Oder ist das nur irritierend und könnte die Freude am Tun schmälern?

    Herzliche Grüße,
    Jenna

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    1. Hallo....ich finde, bedanken gehört nicht zum Loben.... Es ist ein Zeichen für den respektvollen Umgang miteinander...Ich möchte dass meine Kinder lernen, um etwas zu Bitten und sich zu Bedanken, also mache ich es auch selbst. Natürlich nicht, wenn die Kinder total in ihrem Tun vertieft sind, oder wenn es etwas ist, was sie aus eigenem Antrieb gemacht haben....Dann haben sie es ja für sich selbst getan ....LG Melli T

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  4. Was macht ihr damit der Parkettboden nicht geflutet wird? Meine 4jährige würde immer mal wieder gerne den Tisch mit Wasser waschen, aber ich lasse sie kaum wegen des Parketts. :(

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    1. ach, so viel geht meist gar nicht daneben. Leg ein großes Badehandtuch aus und gut is.

      wir haben auch Parkett - wenns mal etwas feucht wird, ist ja auch nicht schlimm. Nachher wischen wir es gut trocken.

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  5. Hihi,
    wie witzig, dass Kinder putzen so mögen: Ich habe im Garten meiner Großeltern immer das Draußenwaschbecken geschrubbt. Mit Vorliebe und mit richtig, richtig viel Schaum.

    Dein Blog ist sehr, sehr inspirierend!
    Liebe Grüße Nanne

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  6. Hallo,

    mein Sohn, 14 Monate alt, hilft mir gern in der Küche beim Kochen mit.
    Wenn ich das Gemüse schäle, schmeist er die Reste in den Mull, schüttet z.B. Hirse in den Kochtopf, hilft mir beim Rühren und nascht zwischendrin von allem...egal ob es Zwiebel, rohe Kartoffel oder Käse ist. Alles muss wenigstens mal probiert werden. Und danach schmeckt das Essen umso besser :)

    LG, Elisabeth (elisabeth.nebe@gmx.de)

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  7. Hallo,

    meine Tochter ist 29 Monate alt und liebt "Wäsche". Aktuell wäscht sie fast täglich und immer sofort nach dem Kindergarten als erstes, abwechselnd, ihre rosa oder braunen Stoffhandschuhe (Handwaschprogramm versteht sich). Nach dem Waschen kommen die Handschuhe auf die Heizung und am nächsten Tag sind sie wollig warme und können wieder zum Einsatz kommen.

    LG, Tanja (tanja.steininger76@gmail.com)

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  8. Ganz große klasse und genau richtig!!! So ist es hier auch und die (Puppen)Wäscheberge türmen sich schon wieder. Tolle Bilder dazu, vielen Dank :-)

    Liebe Grüße, Tanja

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  9. Ich war jetzt am Wochenende auch erst total fasziniert davon mit welcher Selbstverständlichkeit und Freude sich mein fast 2 Jahre altes Töchterchen am Haushalt beteiligt. Sei es Tischdecken oder beim Kochen helfen wollen (letzteres stresst mich allerdings mehr, als dass es mich freut ;))...Ihre Lieblingsbeschäftigung ist zur Zeit Wäsche waschen. Mit großem Eifer räumt sie Wäsche ein und aus, trägt sie mit meiner Hilfe zum Trockner und räumt diesen ein und aus. Nur Wäsche aufhängen funktioniert noch nicht so ;)...ich finde es einfach toll, was so aus sich heraus kommt, ohne das man sie darum bittet, lobt oder zwingt.

    Tolle Bilder übrigens!

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  10. Ganz tolle Bilder - so viel Freude hätt ich auch manchmal gern an meinem Haushalt ;-))
    Ich stimme Dir absolut zu, dass Lob in diesem Fall völlig kontraproduktiv gewesen wäre,
    beste Grüße, Vera

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