16.08.2015

Gefühlte 100 Kinderfragen am Tag


Gefühlte hundert Mal am Tag stellt sie mir Fragen. Fragen nach dem Warum, dem Wie, dem Wer und dem Wann. Fragen über Fragen und ich ahne, dies ist erst der Anfang. Es gibt Tage, da wünschte ich mir, es würde ihr nur für eine einzige Stunde keine Frage mehr einfallen, und dennoch schafft sie es, auch an diesen Tagen, dass ich über ihre Fragen staune.

"Wer viel fragt, weiß mehr"

...habe ich mal auf einem Buchcover gelesen und ich finde, es ist so wahr! Ihre Fragerei begann einige Monate nach ihrem 3. Geburtstag. Sie wurde merkbar anders, viel bewusster als zuvor und begann all das, was sie bisher ganz still absorbiert hatte, auf einmal zu hinterfragen. Diese vielen Warum und Weshalb sind manchmal anstrengend, aber ich muss wirklich zugeben, sie stellt oft die genialsten Fragen. "Warum sind die Wolken grau und nicht weiß?", "Warum hat der Papa einen Bart, du aber nicht?", "Warum fällt das Fahrrad nicht hin, wenn jemand damit fährt?" und einer meiner Favoriten ist, "Warum kann ich den Mond noch immer sehen, obwohl schon die Sonne scheint?".

Ich finde, Fragen zu stellen ist gar nicht so einfach. Müsste ich auf der Stelle eine Frage über Cloud Computing formulieren, würde mir keine einzige einfallen. Ich wüsste nicht einmal, welche Worte und Fachausdrücke ich da benutzen müsste um eine Frage zu formulieren. Wenn sie mir aber am Tag gefühlte hundert Fragen stellen kann, so denke ich, weiß sie bereits eine Menge!

Warum all diese Fragen?

Sie fragt, weil sie über diese Welt staunt. Weil sie sich in dieser Welt besser orientieren möchte, weil sie ihren eigenen Platz darin zu finden versucht. Das Bedürfnis von uns allen, auch von so jungen Kindern.

In ihren Fragen entdecke ich auch viel von ihrer eigenen Persönlichkeit. So zum Beispiel auch bei ihrer Frage nach dem Fahrrad. Sie mag es nicht, hinten auf dem Drahtesel als Fahrgast mitzufahren, das Gefühl, das Fahrrad könnte beim Fahren umkippen, sie allerdings dabei ihre Füße nicht auf den Boden stellen, beunruhigt sie sehr. Sie kann blitzschnell mit dem Laufrad fahren, aber wie das geht, dass das Rad nicht umkippt, wenn die Füße den Boden nicht berühren können, beschäftigt sie sehr. (Ich denke, es ist Zeit für ihr eigenes Fahrrad.) Ihre Fragen sind nicht einfach nur Fragen. In jeder einzelnen steckt ihre eigene Individualität, ihre persönliche Note. Daher bemühe ich mich, ihren Fragen mit Respekt zu begegnen.

Mit der Antwort habe ich allerdings keine Eile

"Antworten schließen die Welt, Fragen öffnen sie. Erst, wenn einem etwas fraglich geworden ist, beginnt man weiter zu forschen... Die Fragen sind wichtiger, als die Antwort." -Lotte Ingrisch

Eines meiner Lieblingszitate, an die mich meine Dozentinnen an der Montessori-Akademie regelmäßig erinnern. Statt Antworten, stellen auch sie uns oft Fragen, die einfach Lust machen weiter zu forschen. In der Regelschule habe ich es eher umgekehrt erlebt. Dort wurden Kinder, die Fragen gestellt haben, eher als "nichtwissend" abgestempelt. Aber Antworten haben etwas Endgültiges an sich, als wäre mit einer Antwort alles schon getan. Natürlich gibt es Fragen, auf die die Antwort klar ist (denn 4 hoch 4 hoch 4 ist ... ). Es geht viel mehr darum, dem Grübeln und vor allem dem Selbst-Entdecken genügend Raum und Zeit zu lassen.

Daher versuche ich, auf ihre Fragen lieber mit einem "So weit ich weiß...", "Vielleicht..." oder "Es könnte sein..." zu antworten, um ihr nicht das Gefühl zu geben, ich wüsste alles und es gelte nur meine Antwort. Manchmal stelle ich ihr eine Gegenfrage und frage sie auch, wie sie darüber denkt. Daraus entstehen so nette Gespräche! Oft staune ich selbst und lasse sie das mit einem "Das ist aber eine interessante Frage!" wissen. Und je nach dem, was sie gerade interessiert, machen wir einen Ausflug zum Schmetterlingshaus, biete ich ihr ein einfaches Experiment oder ein passendes Buch dazu an,  einfach Möglichkeiten, wo sie selbst eine Antwort finden kann - und gefühlte 100 weitere Fragen.

2 Kommentare

  1. Hallo! Meraviglioso il tuo blog! Bellissima famiglia. Complimenti! Un caro saluto Sabrina

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  2. Ich habe nichts Cleveres zu sagen, möchte dich aber wissen lassen, dass ich den Beitrag gerne mochte :)

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