29.01.2017

Bevor ich ihr zu Hilfe eile... warte ich!


Wenn mich jemand fragen würde, was mich an Kindern am Allermeisten fasziniert, würde meine Antwort lauten: dass sie so unglaublich fähig sind! Egal ob 5 Monate, 1 oder 3 oder gar 8 Jahre alt, sie können schon so vieles alleine meistern! - Vorausgesetzt, sie dürfen.


Denn wenn ich meiner Tochter sofort alles in die Hände gedrückt hätte wonach sie zu greifen versuchte, wenn ich unter dem Klettergerüst ständig besorgt darauf gewartet hätte, wann sie fällt, wenn ich ihr schon vorweg ein Misslingen prophezeit hätte und sie vor allem zu beschützen versuchte, hätte ich nie wirklich gesehen, wozu sie fähig ist - und wie sehr sie danach strebt, ihren Alltag alleine zu meistern.


Ja, auch Julia ärgert sich manchmal, wenn ihr etwas nicht auf Anhieb gelingt. Auch ihr schwappt die Milch beim Gießen aus der Tüte, zerbrechen manchmal Teller oder Gläser auf dem Boden, kommen  immer neue blaue Flecken auf die Knie, kleine Schnittwunden an die Finger. Und auch ich wollte schon so manches Mal ohne zu überlegen hineilen um alles mit einer Handbewegung zu richten, ihr zu helfen und sie vor dem Frust schonen. Aber hätte ich ihr dann wirklich geholfen? Was, wenn ich ihr damit eher das Gefühl vermittelt hätte, dass ich das besser kann als sie?


Also lernte ich, lieber zuerst abzuwarten. Auf den richtigen Moment zu warten um ihr meine Hilfe anzubieten und zuerst einfach nur zu beobachten. Vielleicht findet sie ja einen Lösungsweg, vielleicht ist ihr Ziel ja auch etwas völlig anderes, als was ich denke und ich würde mich nur unnötig einmischen. Oder wenn sie mich um Hilfe bittet, will sie vielleicht nur ganz wenig Hilfe. Gerade mal so viel, dass sie den Rest weiter alleine versuchen kann.


Und vielleicht will sie ja gar keine Hilfe. Denn es ist so ein unglaublich schönes Gefühl etwas alleine bewältigen zu können, etwas ganz alleine zu meistern. Es macht jeden stolz und stark und gibt so viel Selbstvertrauen und das wollte ich ihr um keinen Preis nehmen! Also warte ich lieber noch ein wenig, beobachte sie und lasse mich immer wieder in Erstaunen versetzen, wie unglaublich fähig Kinder doch sind - wenn man ihnen vertraut und sie lässt!

5 Kommentare

  1. Hui noch ein Post mit noch mehr schönen Bildern. Der Text erinnert mich sehr an Lieben Ermutigen und Loslassen. Das lese ich gerade das zweite mal. Es gibt leider keinen Abend an dem ich sagen kann "Heute habe ich mich nicht unnötig eingemischt" Immerhin ich bemerke es und Versuche es am nächsten Tag aufs neue. Dank Montessori und deinen Blog habe ich einen tollen zwei jährigen der mit Begeisterung den Tisch deckt, in heißen Töpfen rührt, und beim putzen und waschen hilft (und der das alles auch darf) Es ist wirklich der Wahnsinn was die Zwerge alles können wenn man sie lässt. Danke für die Erinnerung

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  2. Wieder ganz wundervoll geschrieben liebe Anna! Ja, ausprobieren lassen, machen lassen, warten, Zeit geben ... soooo wichtig und wertvoll !
    Ganz, ganz liebe Grüße!
    Katrin

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  3. Hallo Anna! Was sind denn das für Bausteine auf dem letzten Photo?
    Viele Grüße Anja

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  4. Ein toller Beitrag! Es gibt leider wirklich zu viele Eltern, die helikopterartig um den Nachwuchs schwänzeln dass ja nix passiert. Aber wie sollen sie dann lernen wie man sich richtig festhält am Klettergerüst oder wie man einen Nagel in die Wand schlägt? Kleine Verletzungen gehören einfach dazu, so haben wir schließlich auch gelernt. Und siehe da wir sind eine recht selbstständige Generation :-)

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  5. Wunderbar geschrieben! Schlicht und einfach die Wahrheit! <3 <3

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