Der Spiegel ist unglaublich spannend für Babys und kleine Kinder. Nicht nur um den eigenen Körper, die Körperteile und die eigenen Bewegungen besser zu beobachten, sondern auch um die räumliche Wahrnehmung zu verfeinern. Im Kinderzimmer steht auf dem Boden an die Wand gelehnt dieser herkömmliche Spiegel und wird großzügig für Beobachtungen und Experimente benutzt. Besonders bemerkenswert finde ich, dass sie mich immer wieder darum bittet, den Spiegel für sie auf den Boden zu legen, damit sie die Spiegelung von "oben" betrachten kann. 

Diesmal experimentierte sie mit Holzbausteinen. Die Konstruktionen machten den Eindruck, als würden sie im Raum schweben.


Aus eins wurde zwei und aus zweien wurden gleich vier.


Es wurde sichtbar, was für das Auge eigentlich verborgen sein sollte.


Es entstanden spannende Farbenmuster, scheinbar schwebende Gebäude und riesige Türme...


Aber zum Experimentieren gehört auch, die Extremfälle zu testen.


Ich danke Euch vielmals für die ehrlichen und schönen Kommentare! In den letzten Wochen bin ich kaum zum Bloggen gekommen, einerseits, weil die Montessori-Diplomausbildung angefangen hat, und weil die restliche Zeit dem Job und vor allem meiner Familie zustehen. Zu den Kommentaren zum letzten Beitrag: Mit diesem Blog möchte ich Euch die Montessori-Pädagogik näher bringen und so zeigen, wie wichtig es ist, Kinder zu verstehen. Hier möchte ich also nicht darüber schreiben, wie schwer mir der Alltag manchmal fällt, (auch wenn das, wie bei jedem anderen Menschen an manchen Tagen, der Fall ist), sondern über das KIND schreiben.

Aber nun zurück zum Titel.

Ab sofort geht es hier im Blog auch mit den Spielideen weiter, wobei ich mir die Freiheit nahm, eine simple 'Idee der Woche' daraus zu machen. Immerhin gibt es ja nicht nur tolle Spiele, sondern auch viele wunderbare andere Ideen.

Die Idee diesmal: Sortieren. Wir sortieren ja alles mögliche im Alltag: Besteck, Kleidungsstücke, Teller und Becher, CDs und auch Bücher. Sortieren schafft Ordnung und Ordnung, ob innerlich oder äußerlich, ist ein Grundbedürfnis jedes Menschens. Sortieren gehört zum Alltag und somit auch zu den Übungen des praktischen Lebens nach Montessori.

Vorbereitung:
Ein Tablett in passender Größe (damit die Nüsse nicht allzu weit rollen können), 2-3-4 kleinere Schälchen und eine größere Schale mit gemischten Nüssen (oder Bohnen usw.).


Sie nahm die Nüsse einzelnd aus der großen Schale heraus und sortierte sie in den kleineren. Diese Sortierübung begann damit, dass sie nur die Cashewnüsse aus der großen Schale herausfischen wollte, als ich ihr aber die 3 kleineren Schälchen angeboten habe, fand sie recht viel Spaß daran, alle ähnlichen Nüsse in die selbe Schale zu legen. Zum Schluss kippte sie den Inhalt der kleinen Schälchen wieder in die Große und begann von vorne.


Sortieren kann man aber auch Besteck oder Haarspangen um die Feinmotorik und Sinneswahrnehmung zu schulen und ebenso kann man den Kleinen eine Zange oder eine größere Pinzette anbieten. Für noch größere Kinder sogar eine Augenbinde, mit der sie die kleinen Gegenstände nach Fingespitzengefühl sortieren können.


Egal was ich Zuhause mache, Haushalt erledigen oder auf der Couch lesen, sie will dabei sein. Sie will einfach nur dort sein wo wir sind und mitmachen. Am allerliebsten genau das, was auch wir gerade machen und am besten gleich mit demselben Gegenstand.

Und genau das ist ihr Job. Für ein Kleinkind ist nichts wichtiger, als ihre unmittelbare Umwelt zu beobachten und kennenzulernen. Es möchte ein Teil seiner Kultur werden, sich die Sprache aneignen, verstehen wozu die Sachen im Alltag gut sind. Sie wollen die Welt, in der sie leben entdecken und alles was sie tagtäglich erleben in sich aufzusaugen. "Was ist ein Buch? Wozu ist es da und wie wird es benutzt? Was macht die Waschmaschine und wie schaltet man sie ein? Was genau machen meine Eltern in der Küche? Im Bad? Wie streiche ich Butter auf das Brot? Wie drehe ich diesen Deckel auf?"... Kein Spielzeug kann ein Kind in dem Alter so fesseln, wie das alltägliche Handeln der Menschen um sich herum und die Gegenstände, die sie dazu benutzen.


Es ist ein Bedürfnis des menschlichen Geistes, die Welt, in der er geboren ist, zu verstehen. Es wundert mich also keineswegs, dass meine Tochter immer meine Nähe sucht, gerne über meine Schulter schaut wenn ich was mache oder es sogar auch machen will und lieber die Gegenstände bevorzugt, die auch im Alltag Gebrauch finden. Sie will ihre unmittelbare Umgebung entdecken und einfach nur dazugehören. Unaufhaltsam.

Ein sonntägliches Foto voller Entdeckungen, Errungenschaften, Kreativität und Geschichten. 
Spuren von  großen Gedanken durch winzige Hände.


Wenn Du Lust hast mitzumachen, hinterlasse einen Link im Kommentarfeld wo wir Dein Foto finden und bewundern können.

Eigentlich dachte ich früher nie darüber nach wenn ich mir die Nase putzte, wie großartig das doch ist, dass ich das ganz ohne Hilfe kann. Nun, als Mama mache ich das. Denn was wäre, wenn ich das nicht könnte, mir meine eigene Nase putzen? Wie würde es mir dabei gehen? Wenn ich mein T-Shirt nicht alleine anziehen oder meine Schuhe nicht ohne Hilfe ausziehen könnte? Und wie geht es unseren Kindern dabei, wenn sie etwas könnten ... es jedoch nicht tun können?


Zum Glück wollen früher oder später alle Kinder ihre Unabhängigkeit erringen. Aber auch wenn sie etwas noch nicht machen wollen, beobachten sie unsere Bewegungen aus den Augenwinkeln. Es ist also nicht egal, wie wir etwas machen. Viele für mich bereits automatisierte Bewegungen studiere ich an mir selbst sehr genau. Auch wenn es für manche amüsant wirkt, aber ja, ich beobachte mich ganz bewusst dabei, wie ich meine Socken anziehe, was ich dazu machen muss, um meine Schuhe auszuziehen und welche Hand was genau macht, wenn ich ein T-Shirt über meinen Kopf ziehe. Einerseits, weil sie mich dabei beobachtet, andererseits komme ich so leichter drauf, wie ich ihr die Bewegung bei Bedarf am einfachsten zeigen kann.


Doch solch alltägliche Aufgaben, wie das sich an- und ausziehen, erlernt man nicht von einem Tag auf den anderen. Es braucht viel Zeit, viel Übung und viel Geduld unsererseits. Und es bedarf auch viel Vorbereitung. Als sie anfing zu krabbeln, richteten wir ihre Wickelecke im Badezimmer auf dem Boden ein. Es war nicht nur sicherer, es war so auch um einiges einfacher. Als sie dann stehen und nicht viel später auch gehen konnte, fingen wir auf Rat einer Montessori-Pädagogin an, sie beim Stehen zu wickeln. Es hört sich nach viel Arbeit und Stress an, ist es aber nicht. So oft wie möglich beim Stehen zu wickeln ermöglicht den Kleinen beim An- und Ausziehen involviert zu sein. Sie können zusehen wie wir sie anziehen, abgesehen davon wissen wir doch, vieles macht die Gewohnheit aus.


Sich um die eigene Person zu sorgen ist eine unglaublich große Sache bei einem Kleinkind. Manche mögen diese Unabhängigkeit vielleicht viel früher erobern wollen als andere, dennoch sollen sie jederzeit die Möglichckeit haben, dies zu tun wenn sie soweit sind. Eine vorbereitete Umgebung kann überdies auch einladend wirken es auszuprobieren und dann auf den Geschmack zu kommen. Auch wenn dann etwas nicht mehr benötigt wird, wie bei uns der Waschtisch aus dem Badezimmer, findet sich immer eine neue Idee: wir machten aus dem Wasch- einen Frisiertisch.


Manchmal kommt sie aus der Kinderkrippe so nach Hause, dass sie die Strumpfhose oder Socke verkehrt herum an hat. Sie wird weder von den Kinderbetreuerinnen noch von uns korrigiert, denn es ist absolut unnötig. Sie selbst hat das Gefühl, dass da was nicht ganz passt, entweder gleich beim Anziehen oder halt dann später. Es ist wichtig, dass sie diese Erfahrungen selbst machen können. Denn aus diesen Erfahrungen lernen sie fürs Leben.


Und manchmal trauen sich die Kleinen einfach selbst was nicht zu. Bei uns ist dies so mit dem Treppen steigen, nachdem sie ein paar mal ausgerutscht und sich mies angehaut hat. Sie steigt zwar die Stufen alleine runter, hält sich aber am Gelände ganz fest und nimmt die Stufen sehr vorsichtig. Sie braucht unsere Ermutigung und Vertrauen in ihr Können ohne ihr selbst die Aufgabe abzunehmen.

Diese alltägliche Aufgaben, wie sich das Gesicht zu waschen, den Schal um den Hals wickeln zu können oder sich die Hände mit einer Salbe einzuschmieren sind keineswegs Kleinigkeiten. Dies sind ganz große Eroberungen die zur Unabhängigkeit und so zu Freiheit führen.