Tiere erfährt man am Besten, indem man sich um sie kümmert, sie beobachtet und im Alltag hautnah erlebt. Obwohl Julia an Kühen, Schweinen und Co. tierisch interessiert ist, haben wir in der Großstadt oder in unserer Umgebung kaum die Möglichkeit sie wirklich so nah und so intensiv zu erleben. Daher entschieden wir uns auch heuer für einen Bio-Bauernhofurlaub in der Heimat und auch diesmal haben wir es nicht bereut. 

Seit bereits 3 Tagen genießen wir schon unseren wohlverdienten Urlaub, die frische Bergluft, die herrliche Aussicht und das pure Bauernhofleben. Es ist wirklich ein großartiges Erlebnis für uns alle zu sehen, was es bedeutet sich um Tiere zu kümmern, sie zu pflegen und diese zu füttern.

Auch wenn man sowas in Kinderbüchern sehen kann oder Streichelzoos besuchen kann, sieht und erlebt man vieles nicht so intensiv wie hier. Die Milchkühe werden 2 mal am Tag gemolken, die Tiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen, das Pony, die Ziegen, die Hühner, Hängebauch- und Hausschweine sowie Schafe gemeinsam von den kleinen aber auch großen Gästen gefüttert. Gestern beobachteten wir ganz lang, wie ein Kalb von der Mutterkuh Milch getrunken hat und heute kam hier auf dem Bio-Bauernhof sogar ein anderes Kalb auf die Welt.


Tiere erleben ist eben etwas wesentlich anderes als diese nur in Büchern zu sehen. Man kann sie riechen, hören, ihr Verhalten beobachten und sehen, wie sie wirklich leben. Und da Julia sie so hautnah erlebt, ist für sie auch das Schwein bereits nicht nur ein Schwein, sondern ein Hängebauchschwein oder ein rosa Hausschwein und die Kuh die Milch gibt, ist nicht nur einfach eine Kuh, sondern eben eine Milchkuh. Ich merke aber auch, dass sie den Kühen mit viel Respekt begegnet, ich glaube, sie hat sich diese etwas kleiner vorgestellt. Ein Grund mehr, warum mir so ein jährlicher Bauernhofurlaub vorschwebt.


Wir genießen diesen Urlaub trotz dem immer wiederkehrenden Regen und kalten Wind in vollen Zügen. Die Berge sind atemberaubend schön, die Wiesen und Wälder leuchtend grün und die Täler einfach märchenhaft. (Weitere Bilder unter "Foto des Tages".)

 
Seit einigen Wochen hat sie ein neues Faible: sie spielt gerne alleine. Vorher wollte sie immer ganz in unserer Nähe sein, jetzt aber schaut sie nur gelegentlich nach, wo wir sind und was wir machen, sonst hat sie ihre eigene Arbeit.

Manchmal langweilt sie sich auch ein wenig und ich finde das großartig, wenn ich ehrlich bin. Ich beobachte sie aus der Küche oder dem Badezimmer während ich die Hausarbeit erledige und bin immer wieder fasziniert, welch kreative Ideen genau aus dieser Langeweile heraus erfunden werden.

Aber im Großen und Ganzen ist sie immer beschäftigt. Entweder schließt sie sich mir in der Hausarbeit an oder geht ihren eigenen Interessen nach. Zurzeit sucht sie sich wieder vermehrt Tätigkeiten aus, bei denen sie ihre Fingerfertigkeit üben kann. Vor ein paar Wochen habe ich deshalb ihr Regal umgeräumt:

1.
Selbstgemachtes Sinnesmaterial: jeweils 2 Stoff-Rechtecke aus Leder, Baumwolle, Cord, Satin und diversen anderen Materialien, die gepaart werden. Sie befühlt gerne die kleinen Rechtecke und fragt auch gelegentlich, wie diese heißen.

2.
Auch selbstgemacht: eine Holzplatte mit 5x5 Schrauben drinnen, dazu eine kleine Schale mit Gummiringen. Sie spannt die Gummiringe absolut begeistert rauf, nebenbei entstehen die verschiedensten geometrischen Figuren. Die Gummiringe sind nicht gleich groß, damit auch wirklich unterschiedliche Figuren in unterschiedlichen Größen gespannt werden können.


3.
Stoffservietten aufrollen und in einen Serviettenring stecken fasziniert sie auch. Ich weiß, es wirkt etwas zu unkompliziert, aber das Aufrollen per se scheint sie sehr zu fesseln. Auch Palatschinken werden des öfteren auf- und wieder eingerollt.

4.
Eine kleine Holzschachtel, die ich mit relativ großen naturfarbenen Holzperlen und Holzknöpfen befüllt habe. Dazu ein kleiner Korb mit 3 unterschiedlich großen Wollnadeln (mit abgerundeten Spitzen) und natürlich Garn zum Fädeln.

5.
Ein Nagel-Spiel mit echten kleinen Nägeln, einem Korkbrett und einem Holzhammer. Im Korb befinden sich verschiedene geometrische Figuren aus dünnen Holzscheiben mit einem winzigen Loch in der Mitte. Sie legt keine Bilder aus, sie will dabei einfach nur die kleinen Nägel durch das Loch ins Brett hämmern.

6.
Sie probierte bei Gelegenheit, Knöpfe von Hemden und Blusen zuzumachen, schaffte es aber nicht die feinen Handbewegungen koordiniert durchzuführen. Ich stellte ihr dann den selbstgemachten Knopfrahmen auf ihren Tisch und am nächsten Tag kam sie mit dem Rahmen tatsächlich zu mir: "Ich brauch Hilfe!". Ich setzte mich hin, so dass sie mich gut beobachten konnte und begann, die großen Knöpfe mit ruhigen Bewegungen zuzuknöpfen. Ich sprach dabei kein Wort, nicht dass ich sie damit unnötig ablenkte. Ich musste 12x auf- und zuknöpfen bis sie sagte, dass nun sie will. Und sie arbeitete damit konzentriert ohne Übertreibung 20 Minuten lang. Alles aufmachen und dann wieder zuknöpfen, immer und immer wieder.


7.
Dominosteine aus Holz. Ein Mitbringsel aus Thailand. Sie legt sie gerne aus (Farbe zu Farbe, nicht Zahl zu Zahl) oder sie baut mit den Dominosteinen einfach Türme.

8.
Sie liebt ihr neues Atelier, ganz besonders ihre Aquarellstifte und ihre Pinseln.


9.
Ihre Schleichfiguren sind nach wie vor sehr beliebt. Auch ich habe sie gerne, muss ich zugeben. Sie sind richtig gut und naturtreu angefertigt, was mir sehr wichtig ist. Tiere sind in dem Alter ein interessantes Thema und sie will wirklich alles genau wissen:

Es interessiert sie, wo das Gorillababy bei seiner Mama Milch trinken kann. Heute hat sie beobachtet, dass die Gorillamama ihre Brüste, wie wir Menschen, "oben" hat, die Zebramama hingegen eher "weiter hinten" am Bauch. Diese Figuren sind wirklich detailliert dargestellt, so dass sie alles genau beobachten und auch nachspielen konnte: "Schau Mama, das kleine Zebra trinkt Milch!".


Das Leben ohne Windeln ist so viel einfacher. Seit gut 2 Monaten trägt Julia überhaupt keine mehr und dadurch fühlt sie sich (und auch wir uns) sehr befreit. Ich hatte immer Sorgen, es könnte eine schwierige und mühsame Zeit werden von den Windeln wegzukommen, aber wie so oft, hätte ich meiner Kleinen viel mehr vertrauen sollen.

Es begann damit, dass sie im Warteraum beim Zahnarzt zu mir kam und sagte, sie müsste mal und ich soll sie bitte auf die Toilette begleiten. "Da ist es!" dachte ich mir. "Das Zeichen!" und bat am nächsten Tag die Montessori-Pädagogin aus ihrer Kinderkrippe um ein Beratungsgespräch. Dieses Gespräch hat uns enorm viel geholfen, daher möchte ich ihre Tipps auch mit Euch teilen.

Interesse und Bereitschaft
Wann die Kinder bereit sind, sollten sie entscheiden! Wann dieser Zeitpunkt kommt, ist aber von Kind zu Kind ganz unterschiedlich. Es gibt Kulturen, wo die Familien auch ohne Windeln klar kommen und das sogar von Anfang an, aber es gibt auch Kleinkinder, die sich mit dem Töpfchengehen etwas länger Zeit lassen. Was ich jedoch wichtig finde ist, das Zeichen für die Bereitschaft wahr und auch ernst zu nehmen und die Kleinen während ihrer Erfahrungssammlung respektvoll zu begleiten.

Die vorbereitete Umgebung
Damit Julia jederzeit, ganz selbstständig ihre Angelegenheit erledigen kann, richtete ich ihr (erneut) das Töpfchen mit einem Teppich als rutschfeste Unterlage, einen kleinen Eimer und einen Korb mit Toilettenpapier her. Sie hatte oft die Gelegenheit zu beobachten, wozu und wie das Toilettenpapier benutzt wird und deswegen freute sie sich total, als auch sie ihre eigene Papierrolle bekam. Sie rollte sie am Anfang öfters ab, aber nach ein paar Tagen hatte sie genug davon. Heute reißt sie das Papier geschickt ab und verwendet es, wie wir es ihr gezeigt haben.


Zeit lassen und vertrauen
Wie lang Kleinkinder benötigen, ihre Körperfunktionen besser zu spüren und zu kontrollieren, ist auch unterschiedlich. Doch wenn sie Interesse zeigen, sind sie motiviert und wollen dies lernen, dazu brauchen sie aber auch unsere Geduld, Gelassenheit und unser Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Die Pädagogin aus der Kinderkrippe gab mir hierbei den Tipp, die Windeln komplett wegzulassen. Unbedingt auch nächtens! "Es verwirrt die Kleinen, wenn sie einmal Windeln anhaben und dann wiederum keine. Lieber am Anfang das Kind immer wieder daran erinnern, dass es nun keine Windeln anhat." In den ersten 2 Tagen ohne Windeln ging natürlich alles daneben und es störte sie auch. Aber genau das gab ihr letztendlich zu verstehen, dass da was passiert ist und so konnte sie es besser wahrnehmen.

Auch in der Nacht ohne Windeln
Die Nächte ohne Windeln waren am Anfang gar nicht so einfach. In den ersten 2-3 Wochen mussten wir sie nachts immer wieder im Schlaf umziehen. Wir kauften mehrere Nässeschutzunterlagen für ihr Floorbed und auch für unser Familienbett, wir wollten ihr eben trotz des nächtlichen Nässelns keine Windeln anziehen. Ich bekam auch den Rat, darauf zu achten, dass meine Kleine vor dem Schlafengehen nicht allzu viel Wasser oder Tee trinkt, denn dies führt garantiert zu nassen Bettlaken. Ihre Matratze blieb danach nachts tatsächlich trocken und mittlerweile wacht sie sogar auf und geht alleine aufs Töpfchen.

Die Klamotten und das Ausziehen
Wir besorgten ihr eine Menge bequeme Unterhöschen und T-Shirts, die Bodys mit ihren (in der Hitze des Gefechts) umständlichen Druckknöpfen haben somit ausgedient. Anfangs sagte sie immer wieder, dass die Unterhöschen ihre Windeln sind und es musste einige Male daneben gehen, bis sie darauf kam, dass diese eine andere Funktion haben, als die Windeln.


Damals, als ich meine 16 Monate alte Tochter regelmäßig zur Spielegruppe ihrer jetzigen Kinderkrippe brachte, gab mir die Montessori-Pädagogin den Rat, sie im Stehen zu wickeln. "So kann sie nicht nur beobachten was passiert, sondern auch aktiv mitmachen."

Ich muss ehrlich gestehen, damals konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich diese Aufgabe bewältigen sollte, aber ich gab mir viel Mühe. Nach einer Woche lief dann doch alles wie am Schnürchen, ich übte die Handgriffe und Julia dann das Aus- und Anziehen. Es funktionierte wirklich! Und dies kommt ihr natürlich jetzt beim Töpfchengehen zu Gute.

Körperzeichen wahrnehmen
Am Anfang fragte ich sie ziemlich oft, ob sie aufs Töpfchen müsse, auch wenn ich damit etwas lästig war, dies musste sein. Ich war mir nicht immer sicher, ob ihr bewusst war, dass sie nun keine Windeln mehr anhatte. Ich beobachtete sie und wenn sie (zB.) die Kniescheiben zu oft zusammenpresste oder die Knie oft hochhob, ahnte ich schon was kommen wird. Es ging immer wieder was daneben, vor allem, wenn wir unterwegs waren oder sie in ihr Tun sehr vertieft war. Aber auch sie lernte mit der Zeit - vielleicht genau durch diese Erfahrungen - ihren eigenen Körper besser zu beobachten und zu kontrollieren.

Niemals ungeduldig oder verärgert sein, wenn was daneben geht
und schon gar nicht schimpfen oder loben. Es sollte doch kein Trauma auslösen, wenns mal daneben geht, andererseits ist es doch das natürlichste der Welt, seinen Körper kennenzulernen und zu kontrollieren.

Manchmal geht noch was daneben, wenn sie es zu spät signalisiert, dass sie müsste und es nicht mehr halten kann, daher haben wir auch immer noch Wechselgewand dabei. Doch manchmal, wenn wir zum Beispiel im Supermarkt sind, hat sie ihren Körper so gut unter Kontrolle, dass sie sogar die lange Schlange bei der Kassa abwarten kann. Es ist eben ein Lernprozess, der seine Zeit braucht und viel Gelassenheit.