Eine hochansteckende Hand-Mund-Fuß-Krankheit hat uns diese Woche erwischt. Bisher wusste ich gar nicht, dass es sowas gibt. Zum Glück blieben uns so richtig schmerzhafte Blasen an Gliedern und im Mundbereich erspart, dennoch verbrachten wir den Großteil der Woche unter Quarantäne. Langweilig wurde es uns aber nie und wir genossen das Miteinander-Sein.

Ihre Begeisterung für Zahlen wächst rastlos von Woche zur Woche. Sie zählt die Äpfel und Birnen, die wir in unseren Einkaufskorb legen, die Servietten, die wir zum Tischdecken brauchen, ihre Finger und auch meine oder die U-Bahn Stationen, bis wir aussteigen müssen. Ich habe ihr das Buch Zehn Blätter fliegen davon von Anne Möller bestellt, ein wirklich empfehlenswertes Buch mit wundervollen Illustrationen. Sie legt Muggelsteine auf die illustrierten 10 Weidenblätter und zählt diese laut ab. 


Ich fand in einem amerikanischen Online Shop ein richtig nettes Steckspiel, doch zu unserem Pech liefert die Firma nicht nach Österreich. Also bastelte ich ihr ein eigenes Spiel. Die Ziffern fertigte ich aus Filz an, so dass sie mit den Fingerspitzen über diese streichen kann. Sie war überglücklich als ich es ihr zeigte und steckt die Stöpseln seither jeden Tag ein und aus. Und weil sie zurzeit die Null am interessantesten findet, habe ich ihr auch einen Stein ohne Löcher dazugegeben.


Granatäpfelkerne auslösen. Gleicht einer halben Stunde Meditation.


Wir lieben dieses Spiel! Sie schließt fest die Augen und ertastet einen Gegenstand im Beutel. Dann errät sie was es sein könnte, zieht ihn heraus und dann bin ich an der Reihe. Ich lege immer Gegenstände in den Beutel, die sie gut kennt und die sich unterschiedlich anfühlen.


Das ist aus unserer Käferbohne geworden: Eine prächtige junge Pflanze. Ein neues Leben, das wir nun in einen Topf voller schwarze Erde steckten.

Unsere Wohnung ist nicht sehr groß, wir leben auf knapp 74 Quadratmetern auf 2 Ebenen verteilt. In einem Jahr können wir endlich in unser neues größeres Heim einziehen, bis dahin versuchen wir das Beste aus dieser räumlichen Situation zu machen. Wir richteten unser kleines Zuhause Montessori-inspiriert ein und können seither jeden Tag feststellen, wie unglaublich viel so eine vorbereitete Umgebung für unsere Tochter bedeutet. Sie liebt ihre kleinen Ecken und Möbel, denn diese tragen viel zu ihrer Selbstständigkeit bei. Es ist schon über ein Jahr her, dass ich unser Zuhause gezeigt habe. Seitdem hat sich einiges hier verändert, also fand ich, es wird Zeit für ein kleines Update:

Vorzimmer


Im Vorzimmer haben wir ihr einen kleinen Ablagetisch vom Möbelschweden eingerichtet. Unter dem Tisch und im Fach stehen ihre Schuhe und Stiefel, sowie ein Korb mit Hauben, Schals und Handschuhen. Auch Haarbürsten und Spangen braucht unsere Tochter hier tagtäglich, daher stehen diese in einem kleinen Körbchen auf dem Tisch bereit. Auf ihren Wunsch hin besorgte ich auch eine große Schuhputzbürste, mit der sie ihre Stiefel endlich ordentlich schrubben kann. Zum Sitzen bekam sie einen Kinderstuhl vom Möbelschweden, dessen Beine wir etwas abgesägt haben. So kann sie mit ihren Füßen den Boden bequem erreichen, was beim selbstständigen An- und Ausziehen ein großer Vorteil ist. In den kleinen Spiegelkacheln in Augenhöhe an der Wand kann sie ihre Haare, ihre Haube oder ihren Schal noch einmal richten bevor wir das Haus verlassen.

Wohnzimmer


Ihr Regal stand früher in Küchennähe. Um mehr Raum und Licht zu gewinnen siedelten wir das Regal zum Fenster rüber. Obwohl ich einst andere Regale für unsere Tochter im Sinn hatte, muss ich gestehen, mit diesen vom Möbelschweden sind wir recht zufrieden. Die Regalböden sind verstellbar, so dass sie leicht an ihre Körbchen und Tabletts herankommt, aber geräumig genug um dessen Inhalt problemlos zu erkunden.


Sie singt und hört leidenschaftlich gern Lieder. In ihrem Zimmer im oberen Stock hat sie einen eigenen CD-Player, hier unter haben wir ein gemeinsames Gerät. Dies stand bisher ganz oben auf dem Regal und sie musste ihr kleines Stockerl aus der Küche mühevoll durch das Wohnzimmer schieben um es bedienen zu können. Also stellten wir den CD-Player auf einen kleinen Tritthocker, damit sie endlich CD-s wechseln und abspielen kann ohne vorher das Stockerl schleppen zu müssen.


Vor der Treppe hat sie auch einen langen Schreibtisch stehen. Da sie gerne schneidet und Buntstifte spitzt, habe ich ihr unter ihren Tisch einen kleinen Papierkorb hingestellt. Gesammelte Kastanien, Schneckenhäuser aber auch Pflanzen die sie regelmäßig pflegt stehen hier als Tischschmuck. Die kleinen herzförmigen Tischdecken sind von meiner lieben Schwester und Julias Taufpatin selbst genäht worden und sind, wie ich finde, ein richtig hübscher Blickfang.

Leseecken


Kleine Ruheoasen, die zum Lesen einladen hat sie sowohl in ihrem Zimmer, als auch im Wohnzimmer neben der Couch. In erster Linie aus Platzmangel bekamen die Kinderbücher einen Korb, mittlerweile finde ich diese Lösung aber ziemlich praktisch. Auch sie liebt diese Körbchen und rückt sie gelegentlich zur Couch.


Neben der Leseecke im Wohnzimmer hat sie auch einen Hängesessel. Hier lässt es sich ebenso gemütlich Bücher lesen.

Küche


Gemeinsames Kochen und Jause vorbereiten stehen ganz oben auf ihrer Lieblingsaktivitätenliste. Sie steht dann auf ihrem Tritthocker (der einst der "Lernturm" war) und schält mit mir Champions, löst Zuckererbsen aus oder rührt Eier und hilft beim Panieren. Allerdings ist unsere Küche nicht sehr geräumig, sodass wir ihr zusätzlich zum Tritthocker auch diesen kleinen Arbeitsbereich eingerichtet haben. So kann auch sie in Ruhe arbeiten und hat außerdem viel mehr Bewegungsfreiheit.


Ich liebe diese kleinen Tische, die im Geschäft als Beistelltischchen verkauft werden. Sie haben die passende Höhe und können außerdem ganz schnell zusammenge- oder verschoben werden. Beim Baumarkt besorgten wir noch zusätzlich zwei dünne Holzplatten und bastelten daraus Regalböden für die Küchenutensilien.


Besen, Schürze und Schaufel hängen auf einer einfachen, für sie leicht erreichbaren Hakenleiste. Wir wollten ihr diesen Bereich besonders hübsch einrichten und hängten Fotos in ihrer Augenhöhe an die Wand und legten einen kleinen Teppich vor dem Tisch hin, wo sie meistens steht.


Hier kann sie Geschirr abwaschen, Champions und Gemüse schälen oder schneiden. In den Körbchen liegen Teller, Schneidebrett und andere Werkzeuge bereit. Das scharfe Messer im obrigen Foto allerdings nicht, das muss sie aus der Küchenschublade mit mir gemeinsam holen.

Badezimmer


Mittlerweile erreicht sie den Wasserhahn im Badezimmer auf einem Hocker stehend problemlos. Zum Händewaschen reicht es, aber zur täglichen Gesichtswäsche nicht. In dem großen Spiegel über den Waschbecken kann sie sich noch nicht betrachten, deshalb richteten wir ihr einen eigenen Waschtisch ein.


Hier stehen ihr außer einer kleinen Seife und Nagelbürste auch ein Haarkamm, ihre Zahnbürste und ein Spiegel in Augenhöhe bereit. Ein kleines Handtuch hängt gegenüber auf einem für sie gut erreichbaren Haken.


Sie liebt diesen Waschtisch und wiederholt gerne ihre kleine Waschzeremonie, einfach nur um des Tuns willen. Was ihr offensichtlich viel Freude bereitet, ist die Herausforderung, das Wasser zu tragen und zu gießen .... und natürlich das Plantschen.

Garderobe


Ihr Kleiderschrank ist auf 4 Regalböden im Einbauschrank beschränkt. Solange sie den Griff der Schranktür nicht erreichen konnte, befestigten wir eine Schnur daran, woran sie ziehen konnte. Heute braucht sie diese Schnur aber nicht mehr.


Ihre Klamotten ordnete ich nach Regen-, Wind- und Sonnentagen und klebte kleine Fotos hin, damit sie sich leichter zurechtfindet.

Schlafzimmer


Da es für das floor bed auf dem Boden immer kälter wurde und sie auch bereits viel gewachsen ist, beschlossen wir, ihr ein Bett zu kaufen. Wir suchten eines, das die passende Höhe zum Runtersteigen hat, das in ihr kleines Zimmer passt und auch preisgünstig ist, wurden aber nicht fündig. Also besorgten wir ihr ein Bett vom Möbelschweden und sägten auch dessen Beine etwa um 15 cm kürzer. Ganz unkompliziert. Sie beharrt darauf in iherm eigenen Bett einzuschlafen, aber was die Nächte betrifft, ist es im Familienbett natürlich viel kuscheliger.

All die kleinen Möbel und die mit Liebe gestalteten Details verhelfen ihr tagtäglich zu immer mehr Unabhängigkeit. Die Wohnung so nach Montessori einzurichten war weder teuer noch in der Beschaffung aufwendig. Bei den Details gaben wir uns natürlich viel Mühe, aber das war es uns wert. Sie liebt ihre kleinen Einrichtungen und gebraucht sie für echte alltägliche Arbeiten. Und wenn ihr etwas gelingt, wenn sie für sich selbst sorgen konnte, ist sie so stolz und hat die Zuversicht gewonnen, fähig zu sein. Genau darauf kommt es an.

"Wenn wir die Umgebung des Kindes sorgfältig vorbereiten, so ist dies schon eine große Aufgabe, da es sich darum handelt, eine neue Welt zu schaffen: die Welt der Kinder." Maria Montessori: Dem Leben helfen

Letzte Woche fragte sie mich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, was ein Kaktus ist. Ich nehme an, sie hat darüber von einem anderen Kind in der Kinderkrippe gehört.
 

Heute überraschte ich sie mit ihren eigenen vier Kakteen, denen wir gemeinsam ein neues Zuhause gegeben haben. Sie legte die Kieselsteine so behutsam um die Kakteen herum. Es war herrlich sie dabei zu beobachten und den Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen und dasselbe zu fühlen: respekvolle Bewunderung für diese seltsamen Lebewesen.


Vor 5 Tagen steckten wir diese Käferbohne in ein kleines Glas und umhüllten sie mit Watte. Jeden Tag goßen wir gemeinsam Wasser auf die Watte um die Bohne feucht zu halten. Gestern entdeckten wir den aufbrechenden winzigen Keim. Unsere Bohne ist zum Leben erwacht! Auch heute beobachtete sie die Bohne und stellte mit Freude fest, dass der Keim viel gewachsen ist.


Dieses Kunstmemory mit Werken von Dürer fand ich in einem der bekanntesten Kunstmuseen Wiens, in der Albertina und wir lieben es! Das Memory spielt sie eigentlich alleine und sucht die Paare gerne auch so, dass sie dabei alle Karten aufdeckt.
 
 
Obwohl wir endlich einen neuen Geschirrspüler haben (der nur noch auf seine Montage wartet), werden wir das Geschirrwaschen mit der Hand nicht aufgeben. Es ist so eine entspannende Arbeit für uns beide! Sie wäscht Geschirr in ihrer großen Wanne und ich in der Spüle in der Küche. Wir reden dabei kaum, man hört nur das Plantschen des Wassers und das Klirren des Geschirrs. Und George Winston aus dem CD-Player.

Am Wochenende plane ich, Euch erneut auf einen Rundgang durch unser Montessori-inspiriertes Zuhause mitzunehmen, denn im letzten Jahr hat sich hier das eine oder andere verändert. Ich freue mich schon darauf! :)