Seit Tagen dokumentiere ich ganz fleißig jede für Julia eingerichtete Ecke in unserem Zuhause. Ursprünglich hatte ich vor, alles in einem Bericht zu zeigen, der aber eindeutig zu lang geworden wäre. Also zeige ich Euch unser Montessori-inspiriertes Zuhause lieber in mehreren kleineren Posts, Raum für Raum.

Unser Zuhause ist auf zwei Stockwerke aufgeteilt. Als wir uns es - damals noch zu zweit - hier eingerichtet hatten, fanden wir das super, jetzt mit einem Kleinkind jedoch ist es recht mühsam. Die Toilette ist zwar geräumig, befindet sich aber nur im unterem Stockwerk. Fürchterlich unpraktisch! Wie dem auch sei, wir haben unser Bestes gegeben um es Julia bequem und einfach zu machen, sich hier zurecht zu finden.

Die Toilette


Sie soll sich auch hier, auf der Toilette wohl fühlen, gerne hierher kommen und dazu braucht man wirklich nicht viel. Ich habe lange überlegt, ob ich ihr zum Waschbecken nicht doch lieber einen Tritthocker hinstellen sollte, fand aber später die Schüssel-Lösung praktischer, zumindest für jetzt. Das Händewaschen ist äußerst wichtig und wird nach jedem Toilettenbesuch praktiziert: Schaum auf die Hände auftragen, Hände zusammenreiben, abwaschen und mit dem Handtuch abtrocknen. Übrigens, der Waschschaum ist wirklich praktisch, ganz besonders dieser hier auf dem Foto. 


Ein kleiner Eimer mit einem kleinen Küchenschwamm (ein halbierter Geschirrschwamm) ist jederzeit griffbereit, sollte etwas danebengehen. Auch Putzmittel sind griffbereit, allerdings nur für mich, sie sind auf dem Bild nicht sichtbar, weil sie viel höher stehen. Eh klar!


Und ja, Bücher auf der Toilette dürfen auch für Julia nicht fehlen. Man darf ruhig schmunzeln, aber seien wir uns doch ehrlich: die Zeit lässt sich viel angenehmer vertreiben, wenn man dabei was zum durchblättern hat, oder? ;)

Hier ein kleiner Zwischenbericht, wie es derzeit um unsere Heidi steht. Auch wenn nicht gerade rechtzeitig zum zweiten Treffen des Puppen Sew-Alongs von Naturkinder, habe ich nun so gut wie alle Materialien für die Puppe beisammen. Okay, Kleinigkeiten fehlen noch, aber ich habe alles, um schon mal zu nähen anfangen zu können.

Ich habe noch nie eine Puppe genäht, geschweige davon eine Waldorfpuppe! Noch NIE! Nach der Nähanleitung aus dem Buch wird der Kopf inklusive der Haare der Puppe die größte Herausforderung werden. Bin ganz schön aufgeregt, ob es mir gelingt? Hier noch einmal, wie unsere Heidi aussehen sollte:


Materialien:
  • 1/2 m Baumwoll-Jersey in Hautfarbe, 152 cm breit (von hier)
  • 92 cm dicke Baumwoll-Schlauchgaze, 5 cm Schlauchbreite (aus der Apotheke)
  • 80-120g Wollgarn für die Haare (war ein Geschenk)
  • Häckelgarn (von hier)
  • 700g Naturwolle zum Ausstopfen (von hier)
  • Nähgarn in Weiß und Hautfarbe (von hier)
  • Stickwist für Mund und Augen (von hier)
  • Bienenwachskreide für die Wangen
  • Brauner Buntstift für die Sommersprossen
  • Stoffe fürs Puppenkleid (von hier)
  • Buch mit Anleitung und Schnittmuster (von hier)
Na dann, los geht's! :)

- Maria Montessori


Vor ein paar Wochen wurde mir eine interessante Frage gestellt:  
"Wenn Du zuhause für Julia alles so stellst und richtest, dass sie selbstständig sein kann, hast Du keine Angst, das sie dann außerhalb der eigenen vier Wände frustriert wird, weil es in der Welt 'draußen' nicht so ist?".
Diese Frage machte mich sehr nachdenklich. Nicht, weil ich befürchte, dass das passieren könnte, ich machte mir eher Gedanken was die Welt der Erwachsenen betrifft:

"Die Umgebung des Erwachsenen ist keine Leben bringende Umgebung für das Kind, sondern eher eine Anhäufung von Hindernissen, zwischen denen das Kind Abwehrkräfte entwickelt, zu verbildenden Anpassung genötigt wird und allerlei Suggestionseinflüssen unterliegt."
 - Maria Montessori: Kinder sind anders

Ja, warum ist denn unsere Welt, die Welt der Erwachsenen so kinderunfreundlich?

Aber nicht nur Kinder tun sich schwer, auch Seh- und Gehbeeinträchtigte. Oft sogar auch alte Menschen. Es werden zwar immer mehr Rampen neben Treppen gebaut, in vielen Ländern signalisiert ein Piepsen, wenn die Ampel beim Zebrastreifen grün wird, aber was ist mit den Kindern? Warum werden sie in ihre Kinderwägen verbannt, wenn sie mit ihren Begleitpersonen unterwegs sind? Man könnte schließlich in öffentlichen Verkehrsmitteln ein paar kleinere Sitze einbauen, aber auch in Wartestellen niedrigere Sitze anmontieren. Neben der Rampe für den Kinderwagen und Rollstuhl auch kleinere Stufen anbringen mit einer niedrigen Haltestange zum Anhalten. Die niedrige Haltestange könnte ich mir übrigens an vielen Stellen vorstellen. Warum gibt es keine Mülleimer, die etwas tiefer gestellt sind (von mir aus mit Klappdeckel wegen den neugierigen Hunden)? Oder ist das nur eine naive Illusion? Immerhin gibt es auch kleinwüchsige Menschen, die sich das wahrscheinlich das gleiche fragen.

Es gibt natürlich schon Sachen, die ich ganz toll finde: Die süßen Einkaufswägen im Supermarkt oder die schönen Spielplätze, das große Sortiment an Kindermöbeln in den Geschäften... Dennoch ist es dem Anschein nach gar nicht so selbstverständlich, dass unsere Gesellschaft aus Erwachsenen UND Kindern besteht.


Warum ist es uns wichtig, dass (wenigstens) unser Zuhause Julia angepasst wird?

Wenn man etwas erreicht oder eine Herausforderung bewältigen kann, ist man nicht nur stolz auf sich, man fühlt sich stark und vor allem fähig. Fähig zu handeln. Man hat plötzlich mehr Vertrauen in sich selbst, man fühlt sich FREI! Ich möchte, dass meine Tochter sich fähig und frei fühlt, Vertrauen in sich selbst hat und nicht ständig auf Hilfe angewiesen ist. Deshalb finde ich es enorm wichtig, ihre Umgebung von Anfang an an sie anzupassen, indem wir ihr in der Wohnung Zugang zu den alltäglichen Gebrauchsgegenständen schaffen, ihr zeigen, wie sie mit diesen umgehen kann und ihr helfen, den Alltag selbst zu meistern.

Wie bereits auf unserer Facebookseite erwähnt, plane ich einen kleinen Rundgang durch unsere Montessori-inspirierten eigenen vier Wände um Euch zu zeigen, wie wir Julia zur Selbstständigkeit verhelfen. Ich weiß nicht genau, wann ich diese Führung posten kann, ich hoffe allerdings, dass ich nächste Woche dazu komme, ich würde Euch das alles so gerne zeigen. Zurzeit habe ich allerdings auch privater Natur sehr viel zu erledigen. Bis dahin lasse ich aber fleißig den Wischmopp schwingen. Versprochen! ;)

Im Sommer gibt es (neben Baden, Reisen und süßen Erdbeeren) nichts schöneres als im Schatten eines Baumes sorgenlos herumzuliegen und die vorbeiziehenden Wolken am Himmel zu betrachten. Manchmal nehmen diese reisenden Dampfriesen komische Formen an und  mit ein wenig Fantasie können sie sogar so aussehen:


Da werden Kindheitserinnerungen wieder wach. :)

Schimpfen hätte keinen Sinn. Ich schnitt stattdessen ein Stückchen vom Schmutzradierer ab, sodass er für sie die handliche Größe hatte und bat sie, das Gekritzel weg zu wischen. Ich ging weiter weg und beobachtete heimlich, was passiert. Ich rechnete damit, dass der Tisch eine Weile angemalt bleibt und dass der Schmutzradierer irgendwo gut versteckt deponiert wird. Aber nein! Sie wischte das falsch platzierte Meisterwerk tatsächlich weg. Sofort schnappte ich meine Kamera, ist ja eh klar! ;)

(Was mache ich bloß, wenn ein Stift oder eine Gabel im Lederbezug landet? Gibt es da auch einen Lochradierer? :S)
 

"Ohne das Kind, das ihm hilft, sich ständig zu erneuern, würde der Mensch degenerieren." - Maria Montessori

Mit Kindern zu arbeiten, sie ein Stückchen auf ihrem Lebensweg zu begleiten gehört zu meinem Beruf. Wenn man allerdings seine eigenen Kinder hat, ist das irgendwie was ganz anderes. Ich habe mich in dieser relativ kurzen Zeit, seit dem ich Mutter bin, sehr verändert. Als wäre plötzlich ich diejenige, die unterrichtet wird und ich fühle mich dadurch so bereichert! Meine Kleine leitet mich, lehrt mich tagtäglich toleranter, geduldiger und gelassener zu werden, im Leben die kleinen Freude zu entdecken und zu genießen und vor allem, ehrlich zu sein. Sie zeigt mir, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben, etwas selbst zu bewältigen zu probieren, wie schön und unermesslich erforderlich es ist, jeden Tag was neues zu (er)lernen.
Ich weiß, ich bin heute sehr sentimental, aber schließlich muss das auch einmal gesagt werden: Es ist so schön Mama zu sein!
PFHR heute mal im Viererpack. An dem heutigen Tag habe ich so viele schöne Fotos geschossen, es war unmöglich nur 4 auszusuchen ;)

Pretty


Ribiselpflücken und Naschen im Garten.

Funny


Gemeinsam den Geschirrspüler ausräumen.

Happy


Lustige Montessori-Übungen mit viel Wasser ausprobiert: Schütten und Korken mit der Zuckerwürfelzange fischen.

Real


Schnell kapieren, bewundern, genießen.

Die kleinen Mineralwasserflaschen haben einen kleinen Sticker auf dem Etikett, was Julia sehr interessant fand und sie versuchte diese auch überall hinzupicken. Also kaufte ich ihr ein paar bunte Stickers, damit sie das Picken üben kann.
Da sich über halb Österreich eine unerträgliche Hitzewelle ausbreitet, flüchteten wir aufs Land und genießen  jetzt die Schatten und das Plantschbecken im Garten und die etwas kühlere Luft im Haus. Sie wollte allerdings unbedingt draußen sein, also nahm ich einen kleinen alten Tisch, ihr Sesselchen und die Sticker sowie Papierbögen mit in den Garten uns stellte sie unter den Nussbaum.


Die Sticker auf das Papier zu picken ist für kleine Hände gar nicht so einfach, denn sie picken auch an den winzigen Fingern fest. Noch schwieriger war für sie allerdings, diese bunten Pickerl von der Folie runter zu ziehen, also knickte ich diese ein wenig ein.


Sinnvolle Spiele brauchen nicht immer viel Vorbereitung, sie müssen auch nicht teuer sein, sie müssen allerdings richtig gespielt werden. Das Spiel dieser Woche habe ich binnen 5 Minuten vorbereitet, indem ich ein paar Utensilien aus der Küche holte, einen Fotokarton und einen Buntstift nahm und die Gegenstände rundherum zeichnete. Ich zeigte Julia wie das Spiel gespielt wird, indem ich langsam einen Gegenstand auf die richtige Stelle gelegt habe, den Rest hat sie dann alleine geschafft.


Ich finde dieses Puzzlespiel in vieler Hinsicht genial:
  • Julia konzentriert sich ganz gezielt auf die Formen der Alltagsgegenstände
  • sie muss das Bild mit dem Gegenstand verknüpfen
  • und - was mir ganz besonders gefällt - die Sammelbegriffe werden geübt, denn man kann auch solche Puzzles mit Gegenständen aus dem Badezimmer oder der Garage usw. herstellen:


... oder gleich mit geometrischen Formen üben:


Am Anfang hatte ich etwas Bedenken dabei, immerhin ist die Welt der Erwachsenen nicht sehr kinderfreundlich. Vielleicht weil man im Urlaub etwas entspannter ist oder weil es sich eben ganz spontan ergeben hat, überwindete ich meine Angst und schnappte mir gleich beim Eingang einen winzigen Einkaufswagen für sie. Ich habe mich geirrt! Ich hätte nie gedacht, dass der Einkauf mit einem 16 Monate alten Kleinkind so toll sein kann!


Sie schob den Einaufswagen voller Stolz vor sich her, es bereitete ihr unendlich viel Freude, aktiv mitmachen zu dürfen! Ich war so froh, dass ich mich getraut habe sie zu Fuß einkaufen zu lassen. Natürlich griff sie nach Keksen, nach roten Pökelsalz Packungen, grundsätzlich nach allem was bunt und interessant für sie war, aber das war gar nicht so problematisch wie ich befürchtet habe. Nach einer kurzen Erklärung, was sie sich da ausgesucht hatte, legte ich die Ware ohne weitere Kommentare einfach zurück und bot ihr ein anderes Produkt an, das wir wirklich benötigten.


Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich sie unterschätze. Warum tue ich das? Dabei kann sie ja schon so vieles, sie beobachtet ganz genau und versteht wohl mehr, als ich vermute. Es war mir wieder eine Lehre und ich bin ganz glücklich über diese Gelegenheit!
Pretty


Österreichs Antwort auf "Afrika": Die Alpen. Wir machen gerade einen kleinen Urlaub in den Bergen und genießen die frische Landluft unendlich! Hier auf dem Bio-Bauerhof gibt es nicht nur viele Tiere, sondern auch Wiesen, Wälder, also Natur pur soweit das Auge reicht! (Und ja, auch Internet :))

Funny


Der Balkon ist 16 m lang. Julias Laufmeter am Tag 1 (nur ein 1/2 Tag) auf diesem Balkon : 192 m! :D

Happy


Im Gasthaus bekam sie neben einem Kinderlöffel und -Gabel auch ein Kindermesser und wollte unbedingt damit schneiden. Zuhause habe ich ihr zwar einmal vorgezeigt, wie sie damit die Banane aufteilen kann, aber dann wollte sie von dem Messer nichts mehr hören. Bis heute. Ich zeigte ihr also, wie sie damit Druck auf die Karotte ausüben kann. Sie hat sehr konzentriert gearbeitet.

Real


Auch im Urlaub vergeht die Zeit mit einem Kleinkind gleich langsam wie zuhause! Alles wird ganz genau unter die Lupe genommen und sei es nur eine Stopsäule mit diesen Reflektoren.

(Idee von: Montessori Messy)