Nachdem sie so stolz war, den Einkauf mal alleine erledigen zu können, probierten wir vor einigen Tagen etwas ähnliches in der Küche aus: Backen nach Rezept. Alleine. Wir kochen gerne zusammen und sie hat schon zigmal gerieben, geschält und auch Eier verrührt, aber sie hat noch nie alleine nach einem Rezept gebacken. Aber sie fand die Idee lustig!


Ich suchte mir ein einfaches Apfel-Karotten-Muffin-Rezept aus dem Internet und stellte es ihr, -  da sie ja noch nicht alle Buchstaben kennt, - als eine Bildgeschichte zusammen. Die Kochutensilien und Zutaten bereitete ich ihr auf ihrem Tisch vor, mischte auch das Mehl, die Nüsse, den Zucker, das Öl und das Backpulver bereits zusammen und schaltete schon mal den Backofen ein.


Nachdem sie das Rezept auf das Genaueste studiert hatte, schnappte sie sich eine Karotte und startete los.


Egal ob Käse, Gemüse oder einen Apfel, sie liebt es zu reiben! Jedes Mal, wenn sie mich reiben sieht, ruft sie enthusiastisch "Ich mach das, Mama!" und holt gleich ihr eigenes Werkzeug aus der Schublade hervor. Obwohl ich dazu nie einen triftigen Grund hatte, verursachte mir das doch am Anfang ein mulmiges Gefühl, ihr beim Reiben zuzusehen. Was, wenn sie sich damit schneidet? Aber sie suchte direkt diese Herausforderung, sie wollte das auch können und ließ kaum eine Gelegenheit dazu aus. Ich wollte nicht, dass sie selbst auch dieses Gefühl hat und dass sie deswegen das Vertrauen in sich selbst verliert. Stattdessen zeigte ich ihr lieber, wie ich die Reibe benutze und erinnerte sie jedes Mal vorher daran, die Augen auf ihre Hände zu richten, während sie arbeitet. Sie besitzt diese Reibe nun seit über einem Jahr und geht damit wirklich sehr achtsam um.


Als sie bemerkte, dass der Boden mit Karotten übersät war, holte sie ihren Besen und fegte den Großteil davon auf. Dann blickte sie wieder kurz auf ihr Rezept.


Während sie den Apfel schälte, naschte sie zwischendurch geraspelte Karotten und Apfelschalen.


Sie wollte schon mit dem Reiben beginnen, als sie bemerkte, dass die Apfelschalen auf dem Schneidebrett im Weg sind. Also sammelte sie diese mit der Hand ein und entsorgte sie im Mistkübel.


Dann rieb sie den Apfel bis nur noch das Kernhaus übrig war.


Als nächstes waren die Eier an der Reihe. Sie öffnete diese, eines nach dem anderen und lies das Eiweiß "genüsslich" langsam hinunter rinnen. Sie ist immer wieder fasziniert von dieser Konsistenz, aber als sie mit dem Eieröffnen fertig war, ging sie sich trotzdem die Hände waschen.


Sie verquirlte das Ei mit den Karotten und dem Apfel ...


... und kippte die Ei-Mischung in die Mehlmischung um alles, wie im Rezept beschrieben, weiter zu einem Teig zu verrühren.


Sie bestrich die Förmchen mit Mohn-Öl und verteilte dann den Teig mit Hilfe von 2 Löffeln auf die Förmchen. Die einzige Aufgabe, die ich übernommen habe, war es, die Muffins in den vorgeheizten Backofen zu schieben.


Sie arbeitete fast 40 Minuten lang in der Küche. Ich hätte den Teig wahrscheinlich binnen 15 Minuten fertig gehabt, aber mir hätte diese Arbeit nie so viel Selbstwertgefühl gebracht und nie so viel Freude gemacht, wie ihr - und auch nie so stolz gemacht, wie sie.

Für den Fall, dass ihr Lust habt, die leckeren Muffins nachzubacken, braucht ihr für ca. 12 Stück: 2 Karotten, einen saftigen Apfel, 3 Eier, 1 Teelöffel Backpulver, 160 g Mehl, 80 g geriebene Walnüsse, 180 ml Nuss- oder Mohn-Öl, 100 g Zucker und eine Prise Salz. Auch Julia's Rezept könnt ihr gerne hier herunterladen.


Im Internet gibt es mittlerweile jede Menge Inspiration für Eltern zum Thema Montessori. Bilder von hübschen Spielregalen, spannende Materialien und unzählige Spielideen. Doch so schön die Materialien und spannend die Spielideen auch sind, sie allein machen Montessori für zu Hause noch nicht aus. Montessori ist ein Lebensstil. Es ist die Art, wie wir Kindern begegnen. Wie wir sie in ihren Fähigkeiten stärken und auf ihrem Weg achtsam begleiten. Doch das allerschönste an Montessori für zu Hause ist: es ist FÜR ALLE umsetzbar! 

Schon eine ganze Weile plane ich, eine Serie zu starten, eine Art Leitfaden um zu zeigen, worauf es uns als Eltern bei Montessori wirklich ankommt. Wer Lust hat, kann gerne auch in unserer Facebook-Gruppe aktiv mitmachen. Schritt für Schritt.


Die Vorbereitete Umgebung für zu Hause 

Etwas ganz ohne Hilfe selbstständig zu meistern, gibt Kindern ein unglaublich starkes Selbstwertgefühl. Es ist dieses ganz bestimmte Gefühl die kleinen Hürden des Alltages alleine bewältigen zu können. Das Gefühl wichtig und fähig zu sein. Daher war es uns wichtig unsere neue Wohnung so einzurichten, dass unsere Tochter möglichst ohne Hilfe zurecht kommen kann und haben die Räumlichkeiten ihren Bedürfnissen und ihrer Größe angepasst.

Die Küche
Da sie beim Kochen so gut wie immer mit dabei ist, war es für uns besonders wichtig, die Küche gleich nach unserem Umzug für sie "anzupassen". Es war wirklich keine große Sache, ihr einen Bereich einzurichten, wo sie jederzeit beim Kochen bequem mithelfen kann. Er besteht aus diesem kleinen Tisch mit Regalboden, einem Tritthocker der meistens direkt am Kühlschrank steht (damit sie sich dort bedienen kann) und aus zwei der unteren Schubladen.


In einer dieser Schubladen liegen für sie ein paar Teller, einige Schüssel sowie Becher, in der anderen Besteck, eine kleine Reibe und andere Kochutensilien parat. Ich habe versucht die Schubladen möglichst übersichtlich einzuräumen, damit wirklich alles (s)einen Platz hat und sie jederzeit leicht an ihre Sachen herankommen kann.


Ihre kleine, selbstgenähte Schürze sowie ihre Putzwerkzeuge bekamen ebenso einen fixen Platz. Es sind nicht viele Werkzeuge, die in ihrer Putzecke für sie bereit stehen, wirklich nur das, was sie im Alltag immer wieder braucht: ein kleiner Eimer, eine Schrubbürste, trockene Lappen sowie Besen, Handfeger und Schaufel. Für zu Hause reichen diese völlig aus.


Wir trennen Müll, daher habe ich ihr nach genauer Recherche passende Bilder auf die jeweiligen Mülleimer geklebt. So kann sie sich (aber auch ich mich) besser orientieren.


Der Vorraum
Was mir beim Einrichten ihres Bereiches im Vorraum wichtig war, dass dieser möglichst simpel aber praktisch ist. Er besteht aus einem kleinen Beistelltisch als Schuhablage, einem Korb für Halstücher und Hauben sowie Haken für Schuhlöffel, für Taschen und Jacken. Junge Kinder haben ja viel kürzere Arme und erreichen ihre eigenen Füße beim Sitzen nur mühsam, daher bekam sie einen Sessel  mit abgesägten Beinen, so kann sie ihre Schuhe viel bequemer an- und ausziehen.


Die Sanitärräume
Wir hatten eine Zeitlang das Problem, dass die Toilette wegen dem viel Papier, das drinnen landete, immer wieder verstopft war. Seitdem ihr dieser Korb mit nur einigen Papierstücken zur Verfügung steht, ist dieses Problem ohne viel Trara aus der Welt geschafft. Dazu müssen wir ihr diesen Korb nur regelmäßig nachfüllen.


Zum Baden liegen ihr ein Naturschwamm, ein Waschlappen, (den ich ihr für ihre Handgröße zurecht genäht habe) und ein Seifenspender mit 2 in 1 Waschgel bereit. Ihr Bademantel, der auch gleichzeitig ihr Badetuch ist, bekam einen Haken auf einer für sie erreichbaren Höhe an der Tür.

Früher, als sie den Wasserhahn beim Waschbecken nicht erreichen konnte, richteten wir ihr einen kleinen Waschtisch ein, den wir tagtäglich fürs Händewaschen und Zähneputzen verwendeten. Sie holte sich mit dem Krug jedes Mal Wasser und nach dem Händewaschen leerte sie die Schüssel selbst in der Badewanne aus. Heute ist der Wasserhahn natürlich kein Thema mehr und mit Hilfe von diesem kleinen Tritthocker kommt sie jederzeit an das Waschbecken heran.


Der passende Spiegel über unserem Waschbecken fehlt leider noch, also bemalte ich einen kleinen Beistelltisch weiß, verpasste ihm einen kleinen Hocker (ein Flohmarktfund) mit einem selbstgenähten Bezug, besorgte noch beim Interio ein unglaublich hübsches Papierkörbchen für 6 Euro und richtete Julia diesen Frisiertisch und eine Nasenputz-Station ein. Ganz nach ihrem Geschmack.

Doch jedes Zuhause und jede Familie ist anders und hat unterschiedliche Ressourcen, daher wird auch die Umsetzung eine ganz individuelle sein. Mit etwas Kreativität lässt sich aber bereits mit wenigen Handgriffen die eigene Wohnung so einrichten, dass auch Kinder möglichst vieles selbstständig bewältigen und im Familienalltag aktiv mitmachen können.

P.S.: Im zweiten Teil meiner Serie zeige ich Euch dann das Kinderzimmer, samt Bett, Garderobe und Spielsachen.