Seit mittlerweile 6 Jahren gestalte ich am Laptop für Julia einen Linear-Kalender, worauf sie sich auch heuer sehr gefreut hat! Sie ist bald 9 Jahre alt und kann inzwischen den Kalender selbstständig gestalten und auch ohne Hilfe ablesen. Jakob wird bald 4 Jahre alt und obwohl er stolz die Wochentage aufzählen kann, könnte er mit so einem Kalender noch nicht viel anfangen. Mit ihm zählen wir die Tage in "Schlafeinheiten" und auch da nicht weiter als bis übermorgen oder vorgestern. Zeit ist eben etwas sehr abstraktes und braucht viel Zeit, um sie zu verstehen.
All die Jahre lade ich Euch hier unseren Linear-Kalender hoch, aber neulich ist mir aufgefallen, dass ich noch nie eine Anleitung dazu mitgegeben habe. Hier also meine Gedanken zum Gebrauch dieses Linear-Kalenders nach Montessori:
- Gestaltet diesen Kalender mit den Kindern gemeinsam! Nicht nur für die Kinder, sondern mit ihnen, so dass dabei wunderbare Gespräche entstehen können. Genau diese Gespräche machen diesen Kalender erst wirklich lebendig!
- Kinder sind wissenshungrig und werden beim Gestalten einige Fragen stellen: Warum gibt es 7 Wochentage? Warum heißen sie eigentlich so, wie sie heißen? Woher kommen die Namen der Monate und was sind die bunten Markierungen im Kalender? Als Montessori-Pädagogin beantworte ich diese Fragen nicht direkt, stattdessen gebe ich Julia Ideen, wo wir nachlesen können oder wen wir fragen könnten, um so mehr zu erfahren. Denn es geht nicht um die Antworten sondern um den Weg dorthin - oder wie Lotte Ingrisch es so schön sagte: "Antworten schließen unsere Augen unsere Ohren unsere Welt, Fragen öffnen sie. Jede Frage ist ein Anfang, jede Antwort ist ein Ende. Denn nicht von Frage zu Antwort wachsen wir, sondern von Frage zu Frage."
- Bevor wir den Kalender ausschneiden (besser gesagt Julia), werden noch alle wichtigen Ereignisse eingetragen. Geburtstage (und davon gibt es in unserer Familie wirklich viele), Feiertage und Tage, die wir einfach markieren möchten, weil uns diese wichtig sind. Ich schreibe dazu Julia diese Daten auf ein Blatt, sie überträgt diese in ihren Linear-Kalender und zeichnet auch kleine Bilder dazu. Bitte überlasst das Gestalten des Kalenders den Kindern, besonders das Zeichnen. Daten abzulesen und in einem Kalender wieder einzutragen klingt vielleicht simpel, braucht dennoch Übung. Und was das Selber-Zeichnen betrifft: Kreativität entsteht bei den Kindern vor allem dort, wo wir ihnen ganz einfach aus dem Weg gehen.
- Und noch etwas: benutzt mit den Kindern gemeinsam diesen Kalender! Denn wenn wir es ihnen nicht vorleben, wie wir von einen Kalender im Alltag Gebrauch machen, werden sie diesen Kalender ebensowenig benutzen. Wenn ich nachschauen möchte, wie viele Wochen es noch bis zu einem Ereignis sind, schaue ich tatsächlich auf diesem Kalender nach oder wenn Julia mich nach einem Tag fragt, lade ich sie dazu ein, gemeinsam nach zu schauen, wie viele Tage noch bis dahin vergehen müssen. Wir benutzen so etwas zwar nicht, weil wir auch ohne solche zurechtkommen, aber wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich auch eine Markierung verwenden (Wäscheklammer oder Büroklammer) um den Verlauf der Zeit mitzuverfolgen.
Und hier könnt ihr unseren Linear-Kalender 2021 herunterladen. Es ist nicht der Kalender an und für sich, der es "montessorisch" macht. Es ist viel mehr die Art und Weise, wie wir mit den Kindern beim Gestalten in eine Beziehung gehen; wie wir den Kindern die Möglichkeit bieten, durch diesen Kalender neues zu entdecken und kreativ zu sein.
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß beim gemeinsamen Entdecken, den Kindern beim Gestalten und Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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