6 Monate alt

Das Geschirr, die Gläser und das Besteck in diesem Beitrag sind selbst erworben und ich zeige und empfehle sie aus Überzeugung, aber aufgrund der Datenschutzgrundverordnung kennzeichne ich diesen Beitrag mit
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Als Julia damals mit der Beikost startete, besorgte ich ihr einen Plastikteller, einen Plastiklöffel und einen Schnabelbecher um ja eine Überflutung zu vermeiden. Nicht im Traum kam ich auf die Idee, ihr echtes Geschirr anzubieten. So ungeschickte Hände würden das Geschirr ja nur zerbrechen, alles unter Wasser setzen und sich selbst mit der Gabel pieksen. Ich wusste damals noch nicht, dass es im Grunde anders herum ist.

Maria Montessori schreibt in Spontaneous Activity in Education (1917) folgendes: "Die Möbel für Kinder, ihre Tische und Stühle sollten leicht sein. Nicht nur, dass sie leicht von den kindlichen Armen getragen werden können, sondern weil ihre Zerbrechlichkeit von pädagogischem Wert ist. Die gleiche Überlegung führt uns dazu, dem Kind Porzellanteller und Trinkglas zu geben, denn diese Gegenstände werden ihm seine rauen, ungeordneten Bewegungen zeigen. So kann es sich üben, nicht an Gegenstände zu stoßen, diese umzuwerfen oder zu zerbrechen und seine Bewegungen werden freier und selbstbeherrschter."  (eigene Übersetzung)


Erst als Julia bereits über ein Jahr alt war, bot ich ihr echtes Geschirr an und war erstaunt, wie vorsichtig sie damit umging. Es zerbrach lediglich nur ein Teller und ein einziges Glas, aber genau das motivierte sie, noch vorsichtiger mit dem Geschirr umzugehen.

Jakob bot ich bereits von Anfang an "echtes" Geschirr an. Aber nicht nur, damit er seine Bewegungen besser spürt, sondern um ihm zu zeigen, dass ich ihm vertraue und ihn respektiere. Allerdings bekam er kein teures Porzellan, sondern das DUKTIG Geschirr-Set vom Möbelschweden. Es war leicht ersetzbar und wegen seiner Größe für den Beikoststart ideal, besonders die kleinen Schälchen. Heute isst er vorwiegend aus so einem Teller, der auch recht klein ist, aber eine größere Unterseite hat, wodurch er nicht kippen kann. Außerdem hat sein Teller einen leicht erhöhtem Rand, so rutscht sein Essen nicht ständig runter, während er dieses mit der Gabel aufzuspießen versucht.


Er bekommt auch echtes Besteck. Es geht mir dabei aber nicht darum, dass er damit essen muss. Er isst genauso gerne mit den Händen. Ich habe auch nicht die Illusion, dass so kein Chaos entsteht. Aber ich weiß, es bedeutet ihm eine Menge so essen zu können, wie auch alle andere am Esstisch. Ebenso aus echtem Geschirr und mit echtem Besteck und dabei das Gefühl zu haben "ich gehöre dazu", "mir wird es zugetraut" und "ich bin fähig".

Sein Besteck ist eigentlich ein Set für die Spielküche, allerdings aus Edelstahl und auch für echte Lebensmittel (sowie Spülmaschinen) geeignet und mit 10cm Länge perfekt für kleine Hände. Er liebt seine kleine Gabel und versucht damit voller Konzentration und Ausdauer seine Nudeln oder Obst- und Gemüsestücke aufzuspießen (siehe mein Instagram-Feed) und mit dem kleinen Löffel sein Müsli zu löffeln. Das Messer ist völlig stumpf und er benutzt es noch nicht. Es wird aber perfekt sein, um später Butterbrote zuzubereiten.


Sein Trinkglas fand ich dort, wo ich auch seinen Teller entdeckt habe und war richtig froh über diesen Fund. Das Glas ist sehr klein, mit gerade mal 4cl Volumen, so dass Jakob es bequem halten und heben kann. Ich wasche sein Geschirr meistens mit der Hand ab, aber wenn ich es doch mal in den Geschirrspüler gebe, kontrolliere ich danach seine Gläser, ob sie keinen zersprungenen Rand haben. Das Gläschen ist zwar recht robust, aber sicher ist sicher.

Wie ich ihm das Trinkglas von Anfang an angeboten und worauf ich dabei geachtet habe:
  • Sobald Jakob Gegenstände mit beiden Händen greifen konnte, bot ich ihm ein Glas mit ganz wenig Wasser zum Trinken an. 
  • Er konnte das Trinkglas am Anfang zwar ergreifen und an seinen Mund heben, aber nicht kippen, daher half ich ihm von unten ein wenig nach. Diesen wertvollen Tipp bekam ich noch von der Leiterin von Julias ehemaliger Montessori-Kleinkindgemeinschaft.
  • Neben seinem Glas steht bis heute immer ein kleiner(!) Krug mit wenig Wasser, damit wir ihm nachfüllen können. Dabei achten wir darauf, den kleinen Krug mit beiden Händen zu heben und langsam zu kippen, immerhin beobachtet uns dabei Jakob und wird sich später aus diesem Krug selbst einschenken wollen. 
  • Wir schenken ihm immer nur ganz wenig Wasser in sein Trinkglas. Wirklich nur 1-1,5 cm hoch. So hat er beim Trinken mehr Erfolgserlebnisse und kann uns umso öfters beim Einschenken beobachten.
  • Viele haben mich gefragt, warum Jakob kein Lätzchen beim Trinken hat:  damit er spürt, wenn er nass wird. Und ja, danach braucht er oft trockenes Gewand, aber auch diese Gelegenheiten sind so wertvoll für ihn, denn er kann sich dabei beim An- und Ausziehen üben.


Während Jakob auf dem Teppich vor seinem Spielregal lag, saß ich in seiner Nähe auf dem Boden, schaute ihm einfach nur zu und dachte über dieses Magda Gerber Zitat nach. Wie viel in diesem kurzen Satz drinnen steckt. Und wie schwer ich mir dabei früher tat, diesen Satz zu verstehen.

Als Julia noch ein Baby war, hatte ich immer diesen Impuls, ihr sofort zur Hilfe zu eilen, wenn sie bei etwas nicht weiterkam und ihr etwas in die Hand zu drücken um sie zu beschäftigen. Auch sämtliche Spielsachen, die davon gerollt sind, gab ich ihr sofort zurück. Ich dachte, ich tue ihr damit was Gutes und dass sie noch bei so vielem meine Hilfe braucht. Ich habe zu viel getan und ihr weniger zugetraut - und dadurch eine Menge verpasst.


Ich habe verpasst zu sehen, wie spannend für ein Baby seine eigenen Hände sein können und mit welcher Konzentration es diese erforscht. Wie viel es sich bewegt, sich wendet, was nicht nur viel Arbeit für ihn ist, sondern auch wesentlich, denn dadurch erfährt es unglaublich viel über seinen eigenen Körper.


Mir war nicht bewusst, dass ich mein Kind nicht beschäftigen brauche, ihm lediglich nur eine passende Umgebung mit einigen wenigen spannenden Materialien vorzubereiten habe, die es mit seinen Händen, mit seinen Sinnen und mit seinem Körper erforschen kann.


Weil ich zu viel tat und weniger zuschaute, konnte ich damals nicht sehen, was der Unterschied ist, wenn es selbst nach seinen Spielsachen greifen kann. Dass es so nicht nur selbst entscheiden kann, was es erforschen möchte, sondern dies auch in seinem eigenen Tempo.


Ich verpasste vor allem zu sehen, dass es gar nicht so oft meine Hilfe braucht, wie ich es angenommen habe. Dass es zwar auch mal frustriert ist, damit dennoch sehr oft alleine klar kommt und für seine Probleme selbst eine Lösung findet. Sei es eine Hand, die unter seinem Bauch fest klemmt, ein Spielzeug was es zu ergreifen versucht oder eine Bewegung, die es gerade dann entdeckt. Wenn ich ihm nicht sofort zur Hilfe eile sondern weiter beobachte, auch wenn ich ihm nur mit einer Handbewegung helfen könnte und dann doch lieber abwarte, gebe ich ihm die Möglichkeit, manche Hürden selbst zu meistern und so Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen. Und daran wächst es unglaublich viel.


Ich sah damals auch nicht, wie spannend für ein Baby so ein rollender Gegenstand sein kann. Dieses Staunen in seinen Augen zu sehen, wenn es entdeckt, dass manches davon ... aber nicht wieder zurück rollt. Und welch ein Ansporn es ist, diesen Gegenstand wieder selbst zu erobern zu versuchen. Ich habe schlichtweg verpasst, die Welt durch seine Augen zu sehen.

Aber heute verstehe ich dieses Zitat und schaue Jakob oft einfach nur zu während er die Welt entdeckt. Und ich sehe so viel mehr als damals. Wie er mit seinen Augen meinen Blick sucht um sich zu vergewissern, dass ich bei ihm bin. Dass er bereits jetzt eine Persönlichkeit ist und sich zwar kurz über sein Misslingen ärgert, sich von seinem Ärger aber kein bisschen aufhalten lässt. Ich sehe seine Interessen, seine Bemühungen und Errungenschaften - aber was ich ganz besonders dabei lerne, ist, über seine Entwicklung zu staunen.


Früher dachte ich, je bunter und schriller ein Baby-Spielzeug, umso besser, denn umso mehr fasziniert es ein Baby. Heute denke ich nicht mehr so und auch Jakob hat keine schrillen Spielsachen, dennoch sehe ich jeden Tag Faszination in seinem Gesicht. Ich gebe zu, er hat mehr Rasseln und Greiflinge, als er wirklich braucht, aber einige davon waren Geschenke und manchen konnte ich in den Geschäften einfach nicht widerstehen.

1. // Wie zum Beispiel diese Würfelrassel*, die in ihrer Schlichtheit eine der schönsten Rasseln ist, die ich je gesehen habe. Bisweilen habe ich ohnehin nur kreis- oder stabförmige Rasseln gesehen, dabei kann ein Kubus genauso spannend für kleine Babyhände sein.


2. // Die Rassel mit den 2 Schellen, die Zylinder-Rassel zum Rollen und den Greifling mit den zusammenhängenden Kugeln (in einem Set) sind für ihn noch immer spannend. Und alles, was rollt und schellt, sowieso. Im Set war auch ein größerer Holzzylinder mit bunten Holzkugeln drinnen, welcher gerade hier von Tag zu Tag immer mehr Aufmerksamkeit erweckt.


3. // Den kleinen Greifling nähte ich für ihn als Zahnungshilfe, denn ich fand einfach nichts, was er nicht gleich angewidert abgelehnt hätte. Da ich aber auf Nummer sicher gehen wollte, nahm ich den Baumwollstoff doppelt und nähte die Ränder zuerst mit einfachen, dann noch einmal mit Zick-Zack Stichen ab. Über die Füllung habe ich lange nachgedacht und entschied mich dann schlussendlich für getrocknete Traubenkerne. Die sind nicht zu hart und vertragen auch die Feuchtigkeit.


4. // Diese einfachen, ineinandergreifenden Scheiben können weit mehr, als es scheint. Sie sind nicht nur spannend zum angreifen, sondern rollen auch recht spektakulär, was Jakob ungemein fasziniert.

5. // Die Rassel mit den bunten Perlen* und der Greifling mit dem Fisch* waren Geschenke von lieben Freunden. Die Rassel ist recht ungewöhnlich, aber er liebt sie, da sich die Kugeln wie ein Karussel drehen können und die Holzkugeln dabei schön klirren.


Diese Greiflinge und Rasseln biete ich Jakob meistens in hübschen Seilkörbchen an, die meine Schwester mir genäht hatte. Ich liebe diese Körbchen! Sie sind robust aber auch weich und Jakob kann auch diese ohne Bedenken mit dem Mund erkunden.


Ich habe ihm aber auch einen kleinen Korb mit ein paar Alltagsgegenständen zusammengestellt. Im Korb befinden sich Gegenstände aus unterschiedlichen Materialien, wie etwa eine Stilleinlage aus Wolle, eine Babybürste aus Holz und ein Messlöffel aus Kunststoff. So kann er diese Dinge aus seinem Alltag in aller Ruhe erkunden.


In einem anderen Korb befinden sich einige Bälle. Den kleinen roten Filzball hat eine liebe Freundin mit sehr viel Liebe für Jakob gefilzt. Im Ball ist sogar eine kleine Schelle versteckt. Er ist nicht nur schön, auch die Größe ist genau richtig für seine kleinen Hände, so dass er den kleinen Filzball von einer in die andere Hand geben kann.

Der Pikler-Ball war ebenfalls ein Geschenk und wird hier heiß geliebt. Er ist leicht und Jakob kann ihn wunderbar ergreifen, sogar, wenn er auf seinem Rücken liegend nur neben sich tastet. Ich bin wirklich begeistert, wie viel Freude so ein einfacher geflochtener Ball einem Baby bereiten kann.

Den gehäkelten Ball habe ich ihm bereits während der Schwangerschaft in meinen Einkaufskorb beim Etsy gelegt. Er ist handgemacht, leicht und durch die Noppen noch interessanter. Eine unglaublich schöne Handarbeit, noch dazu der preisgünstigste gehäkelte Ball, den ich bisher finden konnte.

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