03.06.2018

"Echtes" Geschirr und Besteck für Babys und Kleinkinder?


Das Geschirr, die Gläser und das Besteck in diesem Beitrag sind selbst erworben und ich zeige und empfehle sie aus Überzeugung, aber aufgrund der Datenschutzgrundverordnung kennzeichne ich diesen Beitrag mit
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Als Julia damals mit der Beikost startete, besorgte ich ihr einen Plastikteller, einen Plastiklöffel und einen Schnabelbecher um ja eine Überflutung zu vermeiden. Nicht im Traum kam ich auf die Idee, ihr echtes Geschirr anzubieten. So ungeschickte Hände würden das Geschirr ja nur zerbrechen, alles unter Wasser setzen und sich selbst mit der Gabel pieksen. Ich wusste damals noch nicht, dass es im Grunde anders herum ist.

Maria Montessori schreibt in Spontaneous Activity in Education (1917) folgendes: "Die Möbel für Kinder, ihre Tische und Stühle sollten leicht sein. Nicht nur, dass sie leicht von den kindlichen Armen getragen werden können, sondern weil ihre Zerbrechlichkeit von pädagogischem Wert ist. Die gleiche Überlegung führt uns dazu, dem Kind Porzellanteller und Trinkglas zu geben, denn diese Gegenstände werden ihm seine rauen, ungeordneten Bewegungen zeigen. So kann es sich üben, nicht an Gegenstände zu stoßen, diese umzuwerfen oder zu zerbrechen und seine Bewegungen werden freier und selbstbeherrschter."  (eigene Übersetzung)


Erst als Julia bereits über ein Jahr alt war, bot ich ihr echtes Geschirr an und war erstaunt, wie vorsichtig sie damit umging. Es zerbrach lediglich nur ein Teller und ein einziges Glas, aber genau das motivierte sie, noch vorsichtiger mit dem Geschirr umzugehen.

Jakob bot ich bereits von Anfang an "echtes" Geschirr an. Aber nicht nur, damit er seine Bewegungen besser spürt, sondern um ihm zu zeigen, dass ich ihm vertraue und ihn respektiere. Allerdings bekam er kein teures Porzellan, sondern das DUKTIG Geschirr-Set vom Möbelschweden. Es war leicht ersetzbar und wegen seiner Größe für den Beikoststart ideal, besonders die kleinen Schälchen. Heute isst er vorwiegend aus so einem Teller, der auch recht klein ist, aber eine größere Unterseite hat, wodurch er nicht kippen kann. Außerdem hat sein Teller einen leicht erhöhtem Rand, so rutscht sein Essen nicht ständig runter, während er dieses mit der Gabel aufzuspießen versucht.


Er bekommt auch echtes Besteck. Es geht mir dabei aber nicht darum, dass er damit essen muss. Er isst genauso gerne mit den Händen. Ich habe auch nicht die Illusion, dass so kein Chaos entsteht. Aber ich weiß, es bedeutet ihm eine Menge so essen zu können, wie auch alle andere am Esstisch. Ebenso aus echtem Geschirr und mit echtem Besteck und dabei das Gefühl zu haben "ich gehöre dazu", "mir wird es zugetraut" und "ich bin fähig".

Sein Besteck ist eigentlich ein Set für die Spielküche, allerdings aus Edelstahl und auch für echte Lebensmittel (sowie Spülmaschinen) geeignet und mit 10cm Länge perfekt für kleine Hände. Er liebt seine kleine Gabel und versucht damit voller Konzentration und Ausdauer seine Nudeln oder Obst- und Gemüsestücke aufzuspießen (siehe mein Instagram-Feed) und mit dem kleinen Löffel sein Müsli zu löffeln. Das Messer ist völlig stumpf und er benutzt es noch nicht. Es wird aber perfekt sein, um später Butterbrote zuzubereiten.


Sein Trinkglas fand ich dort, wo ich auch seinen Teller entdeckt habe und war richtig froh über diesen Fund. Das Glas ist sehr klein, mit gerade mal 4cl Volumen, so dass Jakob es bequem halten und heben kann. Ich wasche sein Geschirr meistens mit der Hand ab, aber wenn ich es doch mal in den Geschirrspüler gebe, kontrolliere ich danach seine Gläser, ob sie keinen zersprungenen Rand haben. Das Gläschen ist zwar recht robust, aber sicher ist sicher.

Wie ich ihm das Trinkglas von Anfang an angeboten und worauf ich dabei geachtet habe:
  • Sobald Jakob Gegenstände mit beiden Händen greifen konnte, bot ich ihm ein Glas mit ganz wenig Wasser zum Trinken an. 
  • Er konnte das Trinkglas am Anfang zwar ergreifen und an seinen Mund heben, aber nicht kippen, daher half ich ihm von unten ein wenig nach. Diesen wertvollen Tipp bekam ich noch von der Leiterin von Julias ehemaliger Montessori-Kleinkindgemeinschaft.
  • Neben seinem Glas steht bis heute immer ein kleiner(!) Krug mit wenig Wasser, damit wir ihm nachfüllen können. Dabei achten wir darauf, den kleinen Krug mit beiden Händen zu heben und langsam zu kippen, immerhin beobachtet uns dabei Jakob und wird sich später aus diesem Krug selbst einschenken wollen. 
  • Wir schenken ihm immer nur ganz wenig Wasser in sein Trinkglas. Wirklich nur 1-1,5 cm hoch. So hat er beim Trinken mehr Erfolgserlebnisse und kann uns umso öfters beim Einschenken beobachten.
  • Viele haben mich gefragt, warum Jakob kein Lätzchen beim Trinken hat:  damit er spürt, wenn er nass wird. Und ja, danach braucht er oft trockenes Gewand, aber auch diese Gelegenheiten sind so wertvoll für ihn, denn er kann sich dabei beim An- und Ausziehen üben.

12 Kommentare

  1. Unglaublich faszinierend! Darf ich bitte fragen, wieviele Platzsets habt ihr insgesamt? Alles Liebe, Sonja aus Leoben

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    1. Hallo Sonja! Wir haben 5 Platzsets. 2 mit Platz für Besteck und 3 für die Jause ohne Besteck. Ich schreibe aber dazu noch eine DIY Anleitung. ;) Alles Liebe, Anna

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  2. Toll dass Du das zeigst liebe Anna! Hat er schon eine eigene Lade/ Platz in der Küche wo die Bestecklade, Teller, Gläser etc.platziert sind? Hast du vielleicht vor zu zeigen, wo er schon eigene Bereiche zu Hause hat? :)

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    1. Er hat keine Schublade, das würde ihn noch überfordern. Aber ein kleines Regal in seiner Höhe. Ich werde alles zeigen, versprochen. 😊

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  3. Hallo, es ist so wunderbar inspirierend, Eurem Blog zu folgen! Wir bieten unserem 8 Monate alten Sohn auch nur echtes Geschirr an und das Trinken funktioniert schon sehr gut. Nur leider wirft unser Sohn das Geschirr tatsächlich immer(!) runter. Meine älteren Kinder haben das nie getan und ich bin mittlerweile wirklich ratlos ( und auch ein bisschen traurig, weil schon so viel Geschirr kaputt gegangen ist). Hast du vielleicht noch einen Tipp für mich? Viele Grüße Doreen

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    1. Liebe Doreen, auch Jakob schob seinen Teller am Anfang oft hin und her auf dem Tisch, auch seine Trinkgläser. Seitdem er so einen Platzhalter hat, macht er das nicht mehr. Ich finde es auch okay, dem Kind freundlich, respektvoll aber doch klar zu sagen „Der Teller bleibt hier.“ und dabei auf den Kreis auf dem Platzhalter zu zeigen und abwarten. Es ist keine Maßregelung, sondern eine Hilfe die ihm zeigt, wo der Teller hingehört. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen? Alles Liebe, Anna

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    2. Liebe Anna, vielen Dank für deine lieben Worte. Mein Sohn hat zwar ein Platzset, aber ohne Kennzeichnung für das Geschirr/ Besteck. Das werde ich jetzt aber ergänzen. Danke für den Tipp. Er untersucht sehr gern die Unterseite vom Glas oder Teller. Da muss ich Mal sehen, wie ich das trotzdem noch ermöglichen kann. Liebe Grüße Doreen

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    3. Hallo, unsere Tochter (10 Monate) wirft die Teller dann runter, wenn sie fertig ist, das ist ihr Zeichen dafür... Wir haben ihr gezeigt, dass sie den Teller dann einfach nach vorne schieben kann und seitdem landet er nicht mehr auf dem Boden... Nur eine Idee... Vielleicht würde zudem eine Unterlage (wie für Bürostühle) unter dem Stuhl vor dem Zerbrechen schützen..

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    4. Ein Kind von mir ist in ihren Bewegungen eher zackig und schnell und nicht so umsichtig was herumstehende Dinge angeht. Sie hat oft Gläser vom Tisch geschmissen, weil sie in ihrer Schnelligkeit dafür kein Auge hatte. Und so ist sie bis heute, zackig und dabei nicht so umsichtig. Ich habe oft gebraucht kleine Gläser geholt für wenig Geld, weil wir einen hohen Verschleiß hatten. Ich würde beobachten wann die Dinge kaputt gehen, ob es "Zeichen" sind für "Ich bin fertig" oder andere Gründe hat.

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  4. Hey ich finde es ganz toll wie du es mit deinem Sohn machst. Ich versuche immer Dinge auch in meinem Alltag mit einzubauen, die ich bei euch entdecke! Ist sicher Platzset rutschfest? Meine Tochter (7,5 Mon.) trinkt immer aus einem gabz vollen Becher, da man ihn nicht kippen muss. Sie isst bis jetzt auch nur trocken Brot, sollte man da ich schon Besteck dazu legen?
    Liebe Grüße

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  5. Hallo liebe Anna,

    ich verfolge deinen Blog leidenschaftlich gerne und habe schon so viele Anregungen von dir übernommen und in unseren Alltag integriert. Mir gefällt besonders, wie durchdarcht, liebevoll und verständlich deine Beiträge ausgearbeitet sind. Damit vermittelst du echtes Fachwissen.
    Als Ergotherapeutin achte ich auch genau auf viele Dinge im Altag bezüglich der Anpassung und physiologischen körperlichen Bewegung. Mein Blick wurde dahingegen geschult. Auch ich hatte beim ersten Kind Plastikgeschirr und -besteck gekauft, aus Unwissenheit und trotzdem mir das Unbehagen bereitet hat. Heute habe ich die Dinge zwar noch, greife aber nur selten darauf zurück. Die Schalen werden inzwischen eher als Abfallteller genutzt. ;-)

    Mir ist aufgefallen, dass selbst Besteck aus Metall das als Kinderbesteck verkauft wird, manchmal zu unphysiologischen Bewegungen führt. Da gibt es zu breite und flache Löffel, seltsam geformte Gabeln und Messer die durch ihre Form fast unmöglich ihrem eigentlichen Zweck dienen können. Dem Kind wird dadurch der Umgang mit dem Besteck enorm erschwert. Wer nicht über Fachwissen verfügt, kann sich bei der Auswahl an Artikeln nur schwer zurechtfinden. Oft lockt ein schönes Design und enttäuscht leider beim Gebrauch. Kannst du diese Erfahrung auch teilen?
    Sei ganz lieb gegrüßt,
    Anne

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  6. Liebe Anna, ich möchte bald mit der Beikosteinführung bei meiner Tochter Emma (5,5 Monate) anfangen. Ich bin mir jedoch unsicher, ob ich das von Dir genannte Besteck wirklich hernehmen kann. Der Hersteller warnt vor einem Gebrauch von unter 10 Monate alten Babies wegen Verletzungen im Rachenraum. Ist es vielleicht nicht doch besser erstmal mit einem Plastiklöffel zu starten? Allgemein bin ich ängstlich mit 'stabförmigen Materialien', weil sie sich die gerne tief in den Mund steckt. Ich danke Dir im Voraus für deine Meinung, Liebe Grüße, Anna

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