27.06.2013

"Man kann nicht frei sein, wenn man nicht unabhängig ist."

- Maria Montessori


Vor ein paar Wochen wurde mir eine interessante Frage gestellt:  
"Wenn Du zuhause für Julia alles so stellst und richtest, dass sie selbstständig sein kann, hast Du keine Angst, das sie dann außerhalb der eigenen vier Wände frustriert wird, weil es in der Welt 'draußen' nicht so ist?".
Diese Frage machte mich sehr nachdenklich. Nicht, weil ich befürchte, dass das passieren könnte, ich machte mir eher Gedanken was die Welt der Erwachsenen betrifft:

"Die Umgebung des Erwachsenen ist keine Leben bringende Umgebung für das Kind, sondern eher eine Anhäufung von Hindernissen, zwischen denen das Kind Abwehrkräfte entwickelt, zu verbildenden Anpassung genötigt wird und allerlei Suggestionseinflüssen unterliegt."
 - Maria Montessori: Kinder sind anders

Ja, warum ist denn unsere Welt, die Welt der Erwachsenen so kinderunfreundlich?

Aber nicht nur Kinder tun sich schwer, auch Seh- und Gehbeeinträchtigte. Oft sogar auch alte Menschen. Es werden zwar immer mehr Rampen neben Treppen gebaut, in vielen Ländern signalisiert ein Piepsen, wenn die Ampel beim Zebrastreifen grün wird, aber was ist mit den Kindern? Warum werden sie in ihre Kinderwägen verbannt, wenn sie mit ihren Begleitpersonen unterwegs sind? Man könnte schließlich in öffentlichen Verkehrsmitteln ein paar kleinere Sitze einbauen, aber auch in Wartestellen niedrigere Sitze anmontieren. Neben der Rampe für den Kinderwagen und Rollstuhl auch kleinere Stufen anbringen mit einer niedrigen Haltestange zum Anhalten. Die niedrige Haltestange könnte ich mir übrigens an vielen Stellen vorstellen. Warum gibt es keine Mülleimer, die etwas tiefer gestellt sind (von mir aus mit Klappdeckel wegen den neugierigen Hunden)? Oder ist das nur eine naive Illusion? Immerhin gibt es auch kleinwüchsige Menschen, die sich das wahrscheinlich das gleiche fragen.

Es gibt natürlich schon Sachen, die ich ganz toll finde: Die süßen Einkaufswägen im Supermarkt oder die schönen Spielplätze, das große Sortiment an Kindermöbeln in den Geschäften... Dennoch ist es dem Anschein nach gar nicht so selbstverständlich, dass unsere Gesellschaft aus Erwachsenen UND Kindern besteht.


Warum ist es uns wichtig, dass (wenigstens) unser Zuhause Julia angepasst wird?

Wenn man etwas erreicht oder eine Herausforderung bewältigen kann, ist man nicht nur stolz auf sich, man fühlt sich stark und vor allem fähig. Fähig zu handeln. Man hat plötzlich mehr Vertrauen in sich selbst, man fühlt sich FREI! Ich möchte, dass meine Tochter sich fähig und frei fühlt, Vertrauen in sich selbst hat und nicht ständig auf Hilfe angewiesen ist. Deshalb finde ich es enorm wichtig, ihre Umgebung von Anfang an an sie anzupassen, indem wir ihr in der Wohnung Zugang zu den alltäglichen Gebrauchsgegenständen schaffen, ihr zeigen, wie sie mit diesen umgehen kann und ihr helfen, den Alltag selbst zu meistern.

Wie bereits auf unserer Facebookseite erwähnt, plane ich einen kleinen Rundgang durch unsere Montessori-inspirierten eigenen vier Wände um Euch zu zeigen, wie wir Julia zur Selbstständigkeit verhelfen. Ich weiß nicht genau, wann ich diese Führung posten kann, ich hoffe allerdings, dass ich nächste Woche dazu komme, ich würde Euch das alles so gerne zeigen. Zurzeit habe ich allerdings auch privater Natur sehr viel zu erledigen. Bis dahin lasse ich aber fleißig den Wischmopp schwingen. Versprochen! ;)

3 Kommentare

  1. Das schaue ich mir auch gerne an. Aber ich finde ebenso, dass die Kleinen in den eigenen vier Wänden die Selbstständigkeit gut lernen können. Wenn sie größer werden, dann werden sie die gelernten Eigenschaften auch auf die Außenwelt anwenden können. Totaler blödsinn ist es zu sagen, dass Kinder, die zu Hause die Selbstständigkeit unter bestimmten Verhältnissen ausüben können, später drausen nicht zurecht kommen. Es wird eher andersrum sein. Wenn man in den eigenen vier Wänden nicht zurechtkommt, dann wird die Welt sehr schirig zu verstehen sein.

    Schöne Grüße
    und wärmste Empfehlungen für www.momscam.blogspot.de

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  2. Ich hab' grad überlegt, warum ich mir "draußen" kein Mehr an kindergerechten Dingen wünschen würde... Im Gegenteil, meiner Meinung nach passt alles genauso wie es ist (mit der Ausnahme, dass längere Grünphasen an Fußgängerüberwegen fein wären).

    Denn ich denke, dass Kinder auch lernen müssen, Hindernisse zu überwinden. Oder einfach mal damit zu leben. Oder die Erfahrung zu machen, dass etwas, das heute ein Hindernis ist, in ein paar Monaten keines mehr sein muss. Oder dass man einfach mal akzeptieren muss, dass etwas so ist, wie es ist.

    Ich glaube nicht, dass es Kinder es so gut lernen, wenn immer alles auf sie abgestimmt ist.

    Hindernisse sind gut! Denn man muss mit ihnen umgehen lernen -- und entwickelt dabei sowohl eine gewisse Geschicklichkeit als auch eine gewisse Frustrationstoleranz. Die dann wiederum sehr nützlich ist, wenn man mal Dinge nicht so laufen wie geplant (oder wenn man mal ein Gipsbein hat, *lol*).

    Je früher man damit anfängt, dafür ein Gespür zu entwickeln, desto) leichter tut man sich meiner Meinung nach später im Leben.

    Und man hat auch mehr Erfolgserlebnisse (musste spontan daran denken, wie stolz Minka war, als sie endlich an die Türschnalle kam: http://fraumahlzahnsgrazerlei.blogspot.co.at/2009/06/liebe-mutze.html)

    Von daher sehe ich es eher als positiv an, dass "draußen" die Herausforderungen warten, ;-).

    So Long,
    Corinna

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  3. Naja, da sind wir eben ganz unterschiedlicher Meinung.
    P.S.: Ich hoffe, Dir geht es mittlerweile besser und Du hast bereits den Gips endlich herunten!
    Alles Liebe,
    Anna

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