16.07.2015

Konzentration ist wesentlich - bitte nicht unterbrechen!


Sie sitzt auf dem Boden oder an ihrem Tisch und ist sehr beschäftigt. Sie ist immer beschäftigt. Zu beobachten, wie sie so da sitzt, ihre kleinen Hände und die tiefe Konzentration, die auf ihr Gesicht geschrieben ist, ist unvergleichlich. Oft ist sie so versunken in ihr Tun, dass sie gar nicht bemerkt, was um sie herum geschieht. Dann ist sie absolut still und scheint ganz bei sich selbst zu sein.

"Das Kind, das sich konzentriert, ist unermesslich glücklich; es ignoriert den Nachbarn und die, die sich um es herum bewegen. Für einen Moment ist sein Geist wie der des Eremiten in der Wüste; in ihm ist ein neues Bewusstsein entstanden, das seiner eigenen Individualität." - Maria Montessori, Das kreative Kind

Als sie noch um einiges jünger war, konzentrierte sie sich nur flüchtig auf ihr Tun oder auf einen Gegenstand. Je älter sie wurde, umso länger wurde die Dauer ihrer Aufmerksamkeit. Heute ist sie oft bis zu 30-40 Minuten ohne Unterbrechung mit derselben Aktivität beschäftigt. Sie baut und zerlegt, bastelt und sortiert, experimentiert oder macht etwas praktisches.


Konzentration ist wesentlich! Sie ist wie ein Zauber. Es ist der Moment des In-Sich-Gehens, des Ordnens, des Verstehens und des Entdeckens. Ich selbst brauche solche Momente, bei denen ich ungestört und fokussiert an etwas, was mich wirklich interessiert und mir Spaß macht, arbeiten kann - und dabei alles um mich herum vergessen kann. Nach so einer Arbeit geht es mir richtig gut, ich fühle mich wie ausgewechselt. Ich bin fröhlicher, ausgeglichener und geduldiger. Und genau dasselbe beobachte ich auch bei ihr.

"Eines der wichtigsten Dinge, welches wir für Kinder tun können, ist, ihre Konzentration zu respektieren. Wenn sich das Kind mit einer sicheren und zielgerichteten Aktivität beschäftigt (eine Aktivität, die gleichermaßen körperliches und geistiges Bemühen  fordert - nicht fernschauen!), bedeutet das eine wichtige Arbeit, die geachtet und behütet - gepflegt werden soll. Die erste Voraussetzung für die Entwicklung des Kindes ist Konzentration. Sie legt die gesamte Grundlage für seinen Charakter und soziales Verhalten." - Susan Mayclin Stephenson, The Joyful Child


Ich habe ein paar mal den Fehler gemacht und sie bei ihrer Arbeit unnötig unterbrochen. Das Entzücken war hin und ich hatte für den Rest des Tages ein unausgeglichenes und mürrisches Kind. Heute weiß ich es besser und wenn sie sich konzentriert, halte ich mich so gut es geht zurück. Weder stelle ich ihr Fragen, noch mache ich Bemerkungen. Ich setze mich nicht zu ihr hin und greife auch nicht in ihr Tun ein (es sei denn, sie macht was gefährliches oder bittet um Hilfe).


Stattdessen nehme ich selbst ein Buch in die Hand oder beschäftige mich anderswo fokussiert - auch um es ihr vorzuleben. Ich bemühe mich unser Zuhause so zu gestalten, dass sie immer eine Beschäftigung findet, die ihren Interessen entspricht. Und oft reicht so wenig aus um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, wie einige Washi-Tapes in einer Schale neben ihrem Papierkorb, ein anderes Körbchen mit Schildkröten Schleichfiguren neben ihrem Schildkröten Buch oder eine vorbereitete Wanne mit Wasser, Bürste und Schaum und eine Einladung, mir beim Geschirrabwaschen zu helfen. Und der Zauber geschieht dann ganz von alleine.

6 Kommentare

  1. Es gibt ein Interview mit Gerald Hüther (https://www.youtube.com/watch?v=rBh6Mya6sOk), in dem er bemängelt, dass Kindern keine Gelegenheiten mehr haben, an Aufgaben zu wachsen. Sie lernen nicht mehr, sich um etwas zu kümmern.

    Und da ist die Konzentration auf etwas, dieses vertieft sein, finde ich, der erste Schritt.

    Danke für diesen Artikel. Es ist so wichtig, dass wir unseren Kindern, diese Konzentration und das ganz im Jetzt sein gönnen.

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Anna,
    ein schöner Artikel zu einem wichtigen Thema. Als neue Mutter habe ich einmal den Hinweis bekommen, meine Tochter nie zu stören, wenn sie sich allein beschäftigt - Essen kann warten, Spielgruppe kann warten. Manchmal dachte ich, ich müsse sie mehr "fördern", mehr Vorlesen und sie "bespielen" statt sie einfach mit einem Stück Papier spielen zu lassen.
    Ich bin oft froh, dass ich dem nicht nachgegeben habe. Sie kann sich nun gut konzentrieren und ich erlebe sie so zufrieden, wie Du es von Deiner Tochter beschreibst.
    Liebe Grüße
    Daija

    AntwortenLöschen
  3. Danke für den wunderschönen Blog. Ich schau gern hinein und lese mich hier und da fest.
    Heute bin ich über das Bild mit dem Instrumentenmaterial gestolpert. Genau so etwas suche ich gerade. Kannst Du mir einen Tip geben, wo diese Instrumentenmodelle zu bekommen sind?
    Herzlichen Dank, marit

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Modelle gibt es z.B. Bei Amazon:
      http://www.amazon.de/Safari-Ltd-685404-Musikinstrumente-Toob/dp/B007APP1MU

      Löschen
  4. Ein prima Tip! danke

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Anna, du hast immer so wunderbar anregende Ideen. Und ich danke dir für das Teilen deiner wunderbaren Arbeitsmaterialien. Wir sind schon seit längerem im Besitz des Instrumenten Toop's. Nur leider fehlt mir noch das richtige Bildmaterial zur Umsetzung eines schönen Arbeitsbereichs. Würdest du deine Instrumentenkarten als PDF Datei versendest? Dürfte ich dich auf's herzlichste darum bitten?
    Beste Grüße Chtistin
    christinkant@gmail.com

    AntwortenLöschen

(Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten [und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. Deine IP-Adresse] an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.)