Unser Montessori-inspiriertes Zuhause

Bildquellen: 1. Healthy Beginnings Montessori // 2. The Well Examined Life // 3. privates Foto von einer Montessori-Pädagogin (3-6) und guter Freundin von mir von dem Waschtisch, den sie ihrer damals 14 Monate alte Tochter eingerichtet hat. // 4. Eltern vom Mars // 5. Montessori Design by Nuccia // 6. My Own Montessori // 7. Patchwork Cactus // 8. Maitri Learning

Hände zu Waschen ist etwas alltägliches und etwas, was so gut wie alle Kleinkinder lieben! Daher ist so ein kleiner Waschtisch nach Montessori genau das, woran sie sich lange erfreuen können. Nicht nur, weil sie dadurch aktiv bei der eigenen Körperpflege teil haben dürfen, sondern auch, weil sie dabei dieses spannende Element, das Wasser erforschen und erleben können.

Als meine Tochter 15 Monate alt war, richtete ich ihr auch einen kleinen Waschtisch ein, den sie tagtäglich benutzte. Dort hat sie vor dem Essen ihre Hände, in der Früh und Abends ihr Gesicht gewaschen und ihre Zähne geputzt sowie auch ihre Haare gekämmt. Solange sie den Wasserhahn nicht alleine bedienen konnte, holte noch ich für sie Wasser für ihre kleine Kanne, später machte sie das aber schon selbst, ebenso wie auch das Ausleeren der Schüssel. Ich zeigte ihr auch, wie das Händewaschen geht, begleitete sie bei der Selbstpflege, so dass sie später all das selbstständig machen konnte. Und weil es manchmal richtig lange dauerte, wusste ich, sie liebte es!


Aber so ein Waschtisch bot ihr mehr als Selbstständigkeit und sogar mehr, als das Wasser zu erforschen. Es hat natürlich einen bestimmten Grund, warum diese Waschtische genau so eingerichtet sind, wie man sie oft so in Montessori-Einrichtungen sieht:

  • Die Tische sind in passender Höhe, so dass Kleinkinder sie ohne Tritthocker bedienen können und somit viel Bewegungsfreiheit haben.
  • Alles was auf dem Tisch ist (möglichst wenig!) ist einfach aber schön sowie übersichtlich und praktisch hergerichtet: 
  • Die Kännchen sind nicht zu klein aber auch nicht zu groß, so dass sie von kleinen Kinderhänden leicht greifbar und tragbar sind. Ich weiß, dass viele lieber gleich einen Wasserhahn anschließen wollen, aber das Kännchen bietet so viel mehr, als es scheint: nicht nur, dass Kinder das Gießen lieben, so erfahren sie auch Volumen, Gewicht und ihre Kräfte passend einzusetzen, denn sie müssen gegebenenfalls den Wasserfluss im richtigen Moment stoppen können. Sie erleben auch den ganzen Vorgang von Anfang bis zum Ende, indem sie selbst Wasser holen und das Seifenwasser selbst ausleeren. Und nicht zuletzt wird so auch viel weniger Wasser verschwendet (denn Kleinkinder waschen seeeehr lange ihre Hände und das wiederholen sie auch immer und immer wieder).
  • Ich bevorzuge Schüsseln aus Emaille oder Keramik, weil sie beim Wasser einfüllen viel schöner klingen. Wir haben damals die Schüssel einfach auf dem Tisch stehen gehabt, eine andere Möglichkeit ist auch, diese in der Tischplatte zu versenken. Allerdings würde ich es auf jeden Fall ausprobieren, ob es dem Kind auch wirklich möglich ist, diese Schüssel aus der Vertiefung ohne Hilfe herauszuheben. Kleinkinder lieben es schwere Sachen zu tragen, sich körperlich maximal anzustrengen, daher finde ich Griffe an den Seiten sehr praktisch. Diese erleichtern das Tragen erheblich.
  • Eine kleine, handliche Seife und eine kleine Nagelbürste schön hergerichtet laden nicht nur zum Benutzen ein, sie erfordern auch eine Menge Geschicklichkeit. Ich konnte schon oft kleine Kinder beim Händewaschen beobachten und sah, wie konzentriert und bedacht sie die kleine Seife zwischen den kleinen Händen herumdrehten damit diese ja nicht rausrutscht.
  • Ein Eimer, wo das Wasser ausgeleert werden kann, macht auch Sinn. Wir hatten damals noch keinen Eimer, so dass Julia die Schüssel gleich in der neben stehenden Wanne ausgeleert hatte.
  • Eventuell ein Spiegel in passender Höhe fürs Zähneputzen, Haarekämmen und Gesicht waschen. 
  • Ein kleines Handtuch um Hände und Gesicht ab zu trocknen und zusätzlich ein kleines Trockentuch um den Boden auf- oder den nassen Tisch wieder trocken zu wischen.
  • Um eine Überschwemmung zu vermeiden ist es wirklich wichtig, besonders sehr junge Kinder bei der Selbstpflege noch zu begleiten. Ich war am Anfang immer dabei und beobachtete Julia bei ihrem Tun. Wenn sie versuchte das Wasser auf den Boden zu vergießen, begleitete ich sie indem ich ihr freundlich, geduldig aber bestimmt sagte: "Das Wasser bleibt in der Schüssel." oder "Wenn Du fertig bist, kannst Du das Wasser in die Badewanne kippen." Und sie trug die Schüssel so gerne zur Badewanne, das war wirklich ein Highlight für sie!


Ich liebe es, unsere Wohnung passend für unsere Tochter einzurichten und obwohl ich gerne an neue Ideen tüftele, habe ich selbst mal bei einem Montessori Online-Kurs teilgenommen und holte mir Tipps von der wunderbaren AMI-Pädagogin Simone Davies (von The Montessori Notebook). Und da ihr Online-Kurs für Eltern "Setting Up Your Home Montessori-Style" in wenigen Tagen, am Montag (den 27 März 2017) wieder startet, wollte ich Euch unbedingt darauf aufmerksam machen! Der Kurs ist wirklich empfehlenswert!

Er dauert 4 Wochen. Während dieser Wochen bekommt ihr regelmäßig Newsletters mit tollen Tipps, wie ihr Euer Zuhause "montessorisch" gestalten könnt, viele Bilder und spannende Arbeitsaufträge. Parallel gibt es dazu eine Facebook-Gruppe nur für Teilnehmer, bei der ihr Euch mit Simone und mit den anderen Kursteilnehmern aktiv austauschen könnt. Zurzeit verlost sie auch einen Gratis Kursplatz, also würde ich meinen: JA NICHT VERPASSEN!

Und falls ihr den gratis Kursplatz doch verpassen solltet, könnt ihr Euch HIER oder durch das gelbe Ikon (links oben oder hier unten) beim Kurs anmelden.

http://www.themontessorinotebook.com/?ref=12

Wir genießen die entspannten, gemeinsamen Tage zu Hause. Genau danach sehnte ich mich schon seit Wochen. Kein Wecker in der Früh, keine Termine und keine Eile. Einfach nur Zeit miteinander und für sich selbst zu haben. Und zum Beispiel Sticken...


Am Heilig Abend war ich allerdings richtig aufgeregt. Ich habe es kaum erwarten können, ihre strahlenden Augen zu sehen, wenn sie dieses Puzzle unter dem Christbaum entdeckt. Ich habe ewig lange nach so einem Buchstaben-Puzzle in Europa gesucht und bei M&N endlich auch entdeckt. Es ist kein Montessori-Material, jedoch mit den typischen rot-blauen Montessori Buchstaben und eine tolle Ergänzung für zu Hause. Ich habe gleich die Eigentümerin angerufen um Genaueres über das Puzzle und über ihr Geschäft zu erfahren - und natürlich gleich auch ein Exemplar bestellt.


Sie war ganz begeistert, als sie das Puzzle aus dem Geschenkepapier ausgepackt hatte. "Endlich!" sagte sie. "Endlich habe ich Buchstaben!".


Auch unter dem Christbaum entdeckt: Ein Tangram. Die Steine waren ein Geschenk von M&N, das Säckchen mit Kordelzug und die Vorlagen nähte und bastelte allerdings ich dazu.


Die Vorlagen sind nicht nur selbst geklebt und geschnitten, sondern auch selbst fotografiert. Ich suchte einige Motive im Internet, legte diese mit den Steinen auf weißem Papier aus und machte viele Fotos, die ich dann am Computer bearbeitete. Ja, es war viel Arbeit, aber die Mühe war es mir Wert. Sie hat sich so gefreut! Für den Fall, dass bei Euch auch gerne Tangram gespielt wird: hier unsere Tangram Karten zum Herunterladen.


Von meinem Bruder bekam sie ihr erstes, eigenes Mikroskop. Aus Holz. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Die Lupengläser lassen sich auf dem Stift drehen und nach oben und unten bewegen um so ein größeres, kleineres und vor allem schärferes Bild zu bekommen.


Das neue Mikroskop bekam sofort auf unserem Naturtisch seinen Platz und wurde auch gleich ausprobiert. Dazu gab es auch eine kleine Pinzette um genauer arbeiten zu können und einen praktischen Karabiner, um die Lupengläser bei Ausflügen mitnehmen zu können. 


Bisher fiel hier in Wien noch kein Schnee, dafür sind aber die Tage klirrend kalt. Heute besorgten wir im Supermarkt Kokosfett sowie Mischfutter für freilebende Vögel und bereiteten den Tieren kleine Futterstellen zu, für welche wir am Nachmittag im Park die passenden Stellen suchten - und auch gleich aus der Ferne beobachteten...

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Geflochtene Körbe und Holzschalen im Kinderzimmer finde ich nicht nur schön sondern vor allem sehr praktisch. Obwohl meine Tochter schnell ein Chaos verursachen kann, merke ich bei ihr den Anspruch auf eine ordentliche Umgebung, besonders dann, wenn sie klagt dass etwas nicht auf seinem gewohnten Platz ist. Spielsachen wirken in Körbchen so viel hübscher, übersichtlicher und einladender und nicht zuletzt ermöglichen sie es den Kindern die Spielsachen selbst aufzuräumen.

Nach meinem Beitrag über einladende Lesebereiche wurde ich mehrmals gefragt, woher wir unsere Körbe haben, also habe ich einige Fotos von Julia's Spielbereichen gemacht und auch im Internet nach schönen Körben, Schalen aber auch Spielteppichen gesucht. Macht Euch also auf unzählige Linktipps bereit.


Holzschälchen

Solche kleine Holzschalen auf dem Spielregal sind echte Hingucker und wunderbar um diverse Spielsachen darin aufzubewahren, wie etwa Dominosteine oder Kreisel. Auch für Karten, buntes Faltpapier, für Papierschnipsel beim Schneiden aber auch um zu sortieren sind diese Schalen sehr dienlich. Wir haben einige "eckige", einen mit Fächern und ein paar runde aus Home-Deko-Shops und ebenso findet man welche in diversen Möbelgeschäften, wie etwa beim Möbelschweden oder aber auch hier (Link führt zur Leiner-Websiete). Vorgestern wurde ich sogar in einem Holzspielwarengeschäft in der Innenstadt fündig. Auch des öfteren auf Flohmärkten.



Spielteppiche

Sie hat, außer in ihrem eigenen Zimmer, auch im Wohnzimmer einen Spielbereich, da sie gerne in unserer Nähe ist. In ihrem Zimmer stört es mich eher weniger, aber hier im Wohnzimmer mag ich kein Spielzeugchaos, immerhin ist es ein Raum für die ganze Familie. Daher haben wir ihr in diesem Bereich auch einige Spielteppiche und Platzdecken bereit gestellt. Die sind wirklich genial!


Ich bevorzuge eher einfärbige und hellere Teppiche statt den Bemusterten, da sie durch ihre Schlichtheit die kleinen Teile nicht so schnell "verschlucken" und auch nicht so stark ablenken. Am Anfang hatte sie zwei kleine, nicht allzu schöne, dafür aber rutschfeste und leicht aufrollbare (7) vom Möbelschweden, seitdem hat sie aber auch ein paar größere und schönere Flickenteppiche, auf denen sie auch liebend gerne Mosaikbilder auslegt. Es gibt natürlich auch preiswerte und leicht aufrollbare Montessori Arbeitsteppiche, wie etwa diesen oder diesen hier, aber auch kleinere Flickenteppiche, wie etwa dieser oder dieser sind wunderbar geeignet für den Spielbereich der Kinder.



Körbe und Kästchen

Für Körbe habe ich eine besonders große Schwäche. Dementsprechend haben wir zu Hause eine große Sammlung an geflochtenen aber auch Stoffkörbe. Ich finde auch solche mit Deckel sehr praktisch, aber offene haben den Vorteil, dass man auf den ersten Blick sehen kann, was diese beherbergen. Große Körbe mit Bausteinen oder eine Holz-Eisenbahn haben ihren Platz auf dem Boden, damit Julia den Inhalt sehen und den Korb leichter heben kann.

Wirklich preiswerte und schöne Stücke, wie unseren mit den Mosaik-Steinen drinnen, habe ich in diesem kleinen Montessori-Shop entdeckt, doch viele unserer Körbe haben wir hier (Link führt zur Kika-Webseite) gekauft. Ganz einfache Brotkörbe können allerdings ebenso hübsch auf dem Spielregal aussehen.



Echte Putzutensilien für Kinder in passender Größe findet man in jeder Montessori Einrichtung. Sie sind nicht nur Teil der Umgebung sondern auch Teil des Alltages. Die Kinder waschen die Tische nach der Jause und dem Mittagessen, sie fegen den Boden wenn etwas ausgeschüttet wird und wenngleich die Schulkinder aus Verantwortung, die Kinderhauskinder auch noch aus purer Freude an der Arbeit.

Es ist erstaunlich, mit wie viel Eifer ein Kleinkind solche alltäglichen Aufgaben verrichten kann. Auch hier wird liebend gerne gefegt, gewaschen, gewischt und poliert. Nicht nur, weil sie Freude daran hat, fähig und unabhängig zu sein, sondern auch, weil sie etwas wichtiges zur Gemeinschaft beiträgt. Daher hat Julia auch zu Hause eine kleine Putzecke direkt neben ihrer Küche. Diese besteht aus einer Hackenleiste an der Wand, wo Besen, Schaufel und Handbesen und Geschirrbürste hängen, unterhalb ein kleiner Metalleimer, ein Korb mit ihrer Schürze und weitere Körbe mit einigen Utensilien und selbstgemachten Putzmitteln.

Da ich nach meinem Beitrag über die Lieblingsaktivitäten meiner Tochter oft nach den Putzmittelrezepten gefragt wurde, habe ich für Euch diese zusammengeschrieben.

Unsere selbstgemachte Holzpolitur


Für diese hausgemachte und natürliche Holzpolitur habe ich 30 g Bienenwachs in einem Topf über einem Wasserbad zum Schmelzen gebracht und, vom Herd abgezogen, mit 120 g kaltgepressten Öl verrührt. Ich verwendete dazu Leinenöl statt Olivenöl, damit die Paste eine schöne gelbe Farbe bekommt.


In einem kleinen Glas hält die Paste jahrelang und lässt sich wunderbar aufs Holz auftragen. Und weil sie aus natürlichen Stoffen besteht, ist sie absolut unbedenklich für Kinder und sogar als feiner und wertvoller Lippenbalsam verwendbar.

Unsere selbstgemachte Schuhcreme


Für die Schuhcreme brauchte ich 10 g Bienenwachs, 10 gehäufte Teelöffel Lanolin (in der Apotheke erhältlich) und 60 ml Soja- oder Olivenöl. So wie bei der Holzpolitur, habe ich das Bienenwachs über einem Wasserbad in einem Topf zum Schmelzen gebracht und die restlichen Zutaten erst danach hinzugefügt.


Die Paste bleibt auch nach dem Abkühlen cremig und lässt sich mit einem kleinen Tuch wunderbar auf  den Lederschuh auftragen. Ich legte auch eine kleine Schuhbürste für Julia bereit, mit der sie die Paste in das Leder gut einreiben kann.

Unser hausgemachter Glasreiniger


Im Grunde ist das Rezept ganz simpel. Man nehme 2 Becher Wasser, 2 Esslöffel Essig und evtl. noch 20 Tropfen ätherisches Öl um den Essiggeruch zu mildern. Das Gemisch in eine kleine Sprühflasche füllen und fertig. Zum Fensterputzen gehören dazu natürlich auch ein kleiner handgerechter Fensterwischer und ein feines Tuch. Den Fensterwischer habe ich vor einiger Zeit bei 'Manufactum' bestellt, leider ist er online nicht mehr erhältlich. Zwar nicht mit Holzgriff, dafür aber passend für kleine Hände habe ich eine Alternative gefunden.

Unser hausgemachtes Geschirrspülmittel


Für das Geschirrspülmittel habe ich einen 1/2 Liter Wasser aufgekocht, vom Herd gezogen, 1 Teelöffel Natron, 1 Esslöffel Soda und 1-2 g geriebene Kernseife hineingerührt und zum Abkühlen beiseite gestellt. Das Geschirrspülmittel habe ich in eine kleine Pumpenflasche von Ikea gefüllt. Um Geschirr zu waschen gibt es dazu eine kleine Geschirrbürste und zum Trockenwischen einen kleinen Frottee-Handschuh, den ich aus einem herkömmlichen Badehandschuh passend für die kleinen Hände meiner Tochter zugeschnitten und zugenäht habe.

Sie putzt nicht jeden Tag. Aber immer wieder gerne, besonders an Wochenenden, wenn wir zu Hause sind. Dann bekommt sie oft Lust, ihren Spiegel zu putzen, den Tisch zu waschen, ihre Bausteine oder ihre Schuhe zu polieren und holt ihren kleinen Handbesen, wenn sie mit dem Spitzen ihrer Buntstifte fertig geworden ist. Und sie kann dies nur tun, weil ihr diese Putzmittel zur Verfügung stehen und weil sie weiß, wie sie diese benutzen kann.

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Schon als kleines Mädchen zeichnete ich gerne Bilder und hörte oft, wie toll ich dies kann. Egal, wem ich meine Bilder gezeigt habe, ich bekam ein 'Gut gemacht!' dafür und je mehr ich das hörte, umso mehr verlangte ich danach. Ich zeichnete im Kindergarten und bekam dafür ein 'Das hast Du gut gezeichnet!'. In der Schule wollte ich ganz besonders meine Zeichenlehrer und meine Freunde beeindrucken und konnte es kaum erwarten, auch von ihnen den Satz zu hören 'Anna, das hast Du ganz toll gezeichnet!'. Ich liebte es gelobt zu werden, ich wollte, dass alle stolz auf mich sind. Bis mich dann eines Tages jemand fragte: "Aber bist DU stolz auf Dich selbst?"

Warum werden Montessori-Kinder nicht gelobt?

"Wenn Kinder den Eindruck haben, das wir uns einfach gemeinsam mit ihnen über ihre Leistungen freuen, ist das in Ordnung. Falls sie jedoch den Eindruck haben, wir stülpen ihnen unsere Bewertungen über, so kann dies leicht ihr eigenes Gefühl dafür, wann und warum sie stolz auf sich sein können, verdrängen. Vielleicht beurteilen sie dann bald den Wert dessen, was sie tun, danach, ob es bei uns Anerkennung findet." Alfie Kohn, Liebe und Eigenständigkeit

In der Regelschule, wo ich früher unterrichtete, waren Gut gemacht!-Sätze das "Wundermittel" um Schüler voranzutreiben. Sie kamen und fragten ob sie ihre Arbeit gut gemacht hätten und erst wenn sie dafür ein Lob erhielten, waren sie zufrieden. Solche Sätze, wie Gut gemacht! oder Du bist der Beste! hört jeder gerne. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand das mag, was man macht. Die Sache mit dem Lob hat jedoch einige Nachteile.

Was passiert, wenn das Lob einmal ausbleibt? Wenn es für die Arbeit keine Belohnung gibt? In der Regelschule taten die Schüler nicht mehr so gerne ihre Arbeit, wenn sie diese überhaupt noch machten. Ihr Bestreben war ja schließlich eine Belohnung, ein Lob zu erhalten und kein Lob zu bekommen war für sie eine Niederlage. Lob funktioniert also nur, so lange es dieses gibt und am Besten, es wird immer mehr. Lob machte die Kinder abhängig. Sie wollten es und vertrauten kaum noch auf ihre eigene Meinung über ihre Arbeit. Sie waren stolz, wenn wir stolz auf sie waren. Doch was mich am meisten erschreckte war, dass sie Angst hatten, Fehler zu machen. Sie hatten Angst Neues auszuprobieren, denn damit hätten sie Fehler riskiert. Auch ihre 'gute' Position zu verlieren.


Was sie statt Lob bekommen

Aber woher sollen Kinder dann wissen, ob wir uns über ihre Leistungen freuen? Und woher sollen sie wissen, ob das, was sie tun, für andere okay ist? Und überhaupt: Jeder hat das Bedürfnis nach Bestätigung, nicht wahr?

Durch Montessori habe ich gelernt, dass es einen Weg abseits von Lob (und Bestrafung) gibt, indem ich Kinder bedingungslos liebe und sie statt zu loben, ermutige. Schließlich haben wir, die die Montessori-Philosophie leben, das Ziel vor Augen, Kindern Unabhängigkeit zu ermöglichen und sie in dieser zu stärken, nicht nur beim Handeln sondern auch beim Denken. Wir wollen, dass sie stolz auf sich selbst sind, dass sie das, was sie tun, in erster Linie für sich selbst tun, weil sie Freude daran haben. 

"Statt Lob zu verwenden, das den Blick auf bestimmte Verhaltensweisen lenkt - und bei Kindern den Eindruck erwecken kann, sie würden nur unter bestimmten Bedingungen geliebt -, sollten wir ihnen helfen, darüber nachzudenken, wie sie sind und wie sie sein wollen." Alfie Kohn, Liebe und Eigenständigkeit

Wie in der Montessori-Schule als auch zu Hause bemühe ich mich auf Lob zu verzichten. Was keinesfalls bedeutet, dass ich aufgehört habe positive Dinge zu den Kindern zu sagen. Es bedeutet lediglich, dass ich es mir gut überlege, was ich sage - oder ob ich überhaupt was sagen soll.


Wenn meine Tochter zum Beispiel mit einem Bild in der Hand zu mir kommt und sagt "Schau was ich gezeichnet habe", schenke ich ihr meine Aufmerksamkeit indem ich beschreibe, was ich auf dem Bild sehe, statt ihre Arbeit zu bewerten. Oft gerät sie dann richtig in Fahrt und erzählt begeistert was da alles zu sehen ist. Wenn sie etwas zum ersten Mal geschafft hat und sich laut darüber freut, so freue ich mich mit ihr und lasse sie dies mit einem 'Du hast es geschafft und weißt jetzt, wie das geht.' wissen.

Und oft sage ich zu ihr gar nichts und bin einfach nur da. Ich sage nichts wenn sie ihre Haare kämmt, fröhlich ein Lied singt oder, als wäre das das Natürlichste der Welt, sich von Kopf bis Fuß ganz alleine anzieht. Auch dann sage ich nichts, wenn sie die Haare nicht überall kämmt, das Lied welches sie singt neu von ihr komponiert ist oder etwas mal verkehrt anzieht. Was zählt ist, dass sie Freude daran hat, dies alles zu tun und vor allem, stolz auf sich selbst ist.

"Man kann einem Kind am wirksamsten zum Erfolg verhelfen, indem man alles in seiner Macht stehende tut, um die Liebe des Kindes für das, was es tut, zu fördern und indem man weniger darauf achtet, wie erfolgreich es ist. Anders ausgedrückt: Wir sollten mehr ermutigen, weniger urteilen und immer lieben." Alfie Kohn, Liebe und Eigenständigkeit


P.S.: Hier noch einige Links:

Unsere Tochter ist wie die meisten Kinder in ihrem Alter. Es gibt Tage, wo sie ihre Schuhe und Hosen glücklich und alleine anzieht aber auch solche, an denen sie öfters nach unserer Hilfe fragt. Tage, an denen sie ihren Alltag fröhlich und bereitwillig zu meistern versucht und dann wieder solche, an denen sie unsere Unterstützung braucht.

Unabhängig zu sein ist nichts, was wir ihr wirklich beibringen oder von ihr einfordern könnten, genausowenig könnten wir sie jemals davon abhalten, danach zu streben. Es ist ein fortlaufender Prozess, den wir als Eltern bemüht achtsam begleiten müssen. Nicht nur was die Umgebung anbelangt, sondern auch bei der Art und Weise, wie wir mit ihrer wachsenden Autonomie Tag für Tag umgehen. Indem wir ihr Unabhängigkeit ermöglichen. Wir versuchen viel von Montessori in unserem Zuhause umzusetzen und einige dieser Ideen habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Wir beziehen sie im Familienalltag, so gut es nur geht, mit ein.

Wenn sie Lust und wir ausreichend Zeit haben, kochen und backen wir zusammen, hängen die Wäsche auf oder falten und legen diese gemeinsam weg. Wir gehen einkaufen, arrangieren hübsche Blumen in Vasen und gießen auch die Zimmerpflanzen gemeinsam. So komme ich zwar mit der Arbeit manchmal langsamer voran, aber für sie ist es so viel mehr, als nur Kochen, Falten oder Gießen. Es geht nicht nur um die Unabhängigkeit, sondern auch um die Beteiligung an gemeinsamen alltäglichen Aufgaben, das Verständnis von praktischen Abläufen und um Stolz und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten.


Die Umgebung ermöglicht ihr Selbstständigkeit.

Auch die Bereiche in unserer Wohnung haben wir so eingerichtet, dass sie im Alltag jederzeit mitmachen oder sich gar selbstständig bedienen kann. So liegen für sie in der Küche in einer der unteren Schubladen einige Teller, Becher, Besteck und Kochwerkzeuge bereit. Nicht zu viel und nicht zu wenig, passend für den alltäglichen Gebrauch.


Neben einem Tritthocker von Ikea, mit dessen Hilfe sie die Arbeitsplatte in der Küche erreicht, haben wir ihr auch eine eigene kleine "Küche", ebenso aus Ikea-Möbeln eingerichtet, wo sie bequem und ungestört arbeiten kann. Ihre Werkzeuge sind handlich und echt, so dass sie echte Arbeit verrichten kann. Auch Obst und Müsli, sowie ein kleiner Krug mit Wasser und ein Glas stehen ihr hier zur Selbstbedienung immer bereit, sollte sie der kleine Hunger packen oder sie Durst bekommen.


Wie die Garderobe (die bei uns gerade mal 4 Quadratmeter groß ist), so gestalteten wir auch ihren Kleiderschrank übersichtlich und verschafften ihr Zugang zu ihren Sachen. Wir sortierten ihre Tücher und Hauben, ihre Socken, Strümpfe und Unterhosen in Körbe und klebten kleine Bilder passend zu jedem Klamottenstoß hin, damit sie weiß, wo sie was findet. Das Anziehen, ob Schuhe oder Hosen, geht auf einem kleinen Sessel sitzend um einiges leichter. Damit ihre Füße problemlos den Boden erreichen, haben wir die Sesselbeine etwas abgesägt. Nichtdestotrotz bevorzugt sie aber auch gerne den Boden beim Anziehen.


Früher, als sie den Wasserhahn im Badezimmer nicht einmal von ihrem Tritthocker erreichen konnte, wusch sie ihre Hände und Zähne an ihrem kleinen Waschtisch. Mittlerweile erreicht sie den Wasserhahn problemlos und so wurde aus ihrem Waschtisch wieder ein kleiner Frisiertisch.



Wir lassen sie vieles alleine machen, wie etwa ihre Haare und Hände waschen oder die Zähne  putzen. Sie hat einen kleinen Naturschwamm zum Baden, mit dem sie abends ihren ganzen Körper abwäscht. (Einen Naturschwamm zum Baden finde ich für die empfindliche und feinfühlige Kinderhaut am besten, weil er im Wasser so zartweich wird.) Zum Haarewaschen und auch zum Zähneputzen hat sie einen kleinen Spiegel, so kann sie genau beobachten, was sie tut. Zum Händewaschen liegen für sie in kleinen Dip-Schälchen von Ikea eine handliche Seife und eine kleine Nagelbürste parat.

Die Routine ist das A und O.

Doch mit der Umgebung alleine ist es nicht getan. Diese ist ein Teil ihres Alltages. Sie benutzt diese Gegenstände jeden Tag für echte Arbeit und um für sich selbst zu sorgen. Und wir begleiten sie dabei. Wir gehen gemeinsam zum Kleiderschrank um Klamotten herauszusuchen, putzen gemeinsam die Zähne und erinnern sie daran, sich die Haare zu kämmen. Eine Tagesroutine ist das A und O bei so jungen Kindern. Durch diese Beständigkeit im Tagesverlauf kann sie sich besser orientieren und weiß, was als nächstes passieren wird. Oft macht sie das dann bereits selbstständig. Dieser Ablauf schaut heute natürlich anders aus als noch vor einem Jahr oder vor zwei, die Änderungen geschehen durch sie, durch ihre Fähigkeiten und ihre Bereitschaft. 

"Helfen Sie nie einem Kind bei einer Aufgabe, bei dem es das Gefühl haben könnte, erfolgreich zu sein." - Maria Montessori

Wenn sie etwas alleine meistern konnte, strahlt sie vor Freude und Zufriedenheit. Ich weiß, wie sie sich dann fühlt, wie es ist, fähig, stark und frei zu sein.
Wenn ich ihr also helfe, dann stets mit der Einstellung, ihr genau zu diesem Gefühl zu verhelfen.

Um einen Pullover oder ihre Schuhe allein an- und ausziehen zu können, brauchte sie gewisse Fähigkeiten. Als sie bereits stehen und gehen konnte, wickelten wir sie im Stehen und überlegten uns genau, welche Bewegungen und Schritte für sie hilfreich sein könnten. Sie übernahm immer einen Teil der Aufgabe: So legten wir ihr den Pulli auf den Schoß und halfen ihr, die Öffnung zu finden und sie zog den Pulli dann über den Kopf. Wir hielten die Ärmel und sie lies ihre Hände hineingleiten. Wir zogen den Pulli auf dem Rücken zurecht, sie am Bauch herunter. So auch bei den Schuhen: Wir stellten die Schuhe auf die Schablone, sie steckte die Füße hinein. Wir zogen an den Riemen und sie machte den Klettverschluss zu. Bis sie dann immer mehr diese Schritte alleine versuchte. So lange sie nicht nach unserer Hilfe fragte, hielten wir uns dabei zurück. Wir bemühen uns ihr die geringste Menge an Unterstützung zu geben, genau so viel, so viel sie wirklich benötigt.


Sie ist natürlich viel langsamer als wir und braucht daher auch mehr Zeit. Dennoch greifen wir nicht in ihre Bemühungen unnötig ein, sondern planen lieber mehr Zeit für die Vorbereitungen und fangen dann etwas früher an. Oder wir nehmen es ganz einfach gelassen hin.

Wir lassen sie Entscheidungen treffen.

Mit 2 Jahren war sie mit der Freiheit, Entscheidungen zu treffen noch sehr überfordert. Daher boten wir ihr zwei Optionen an, aus welchen sie wählen konnte: entweder eine Banane oder einen Apfel zur Jause, das blaue oder rote T-Shirt, ein Tierbuch oder eins über den Sommer. So war sie nicht mit zu viel Freiheit überrumpelt und dennoch konnte sie selbst Entscheidungen treffen. Dann kam die Zeit, wo sie mit 2 Wahlmöglichkeiten nicht zufrieden war und sie schlug (von selbst) eine dritte Variante vor.

Wir lassen sie vieles von dem, was sie betrifft, selbst entscheiden und lassen sie die Erfahrung mit ihrer Wahl machen. (Dabei achten wir natürlich darauf, dass keine Verletzungsgefahr besteht.) Sollte es einmal doch nicht gehen, dass sie eine Entscheidung treffen kann, so führen wir mit ihr ein respektvolles Gespräch in Augenhöhe und suchen gemeinsam eine Lösung, die für alle passt.

Wir lassen sie sich irren.

Nichts kann mehr den Mut nehmen, als wenn man etwas mit viel Mühe alleine bewältigen konnte und dann gesagt bekommt, man hat es falsch gemacht. Das Wort "Falsch" habe ich, seit ich die Montessori-Ausbildung mache, sowieso aus meinem Wortschatz gestrichen. Solange sie nicht in Gefahr ist, korrigieren wir sie nicht, so dürfen auch die Schuhe umgekehrt angezogen oder die Haube mit der Innenseite nach außen aufgesetzt werden. Dann nehmen wir am nächsten Tag wieder die Schablone heraus und achten darauf, dass die Haube für sie passend im Korb bereit liegt. Oft merkt sie aber selbst, dass etwas nicht so richtig passt und besteht darauf, es noch einmal zu versuchen um den "Wurm" zu entdecken. Selbstständigkeit soll ihr Freude bereiten. Es ist doch eigentlich gar nicht wichtig, ob die Schuhe richtig angezogen wurden, das Wesentliche ist das Gefühl zu haben, fähig und unabhängig zu sein.


Egal wie sehr sie sich über Ausflüge in den Park, Wanderungen in den Wald oder über einen Tiergartenbesuch freute, es kam der Moment, wo es um unser Tagesprogramm kritisch wurde: in der Garderobe. Hier schien die Zeit plötzlich still zu stehen. Oder gar rückwärts zu gehen. Kennt ihr das auch? Es wurde plötzlich ein Handschuh vermisst, bereits mit angezogenen Schuhen oder Jacken noch ein Toilettenbesuch gestartet, die Strumpfhose für ungeeignet erklärt oder beschlossen, doch lieber mit dem Puzzle zu spielen. Ich war immer froh, wenn wir die Wohnung endlich verlassen konnten, ohne dabei schweißgebadet und/oder erschöpft zu sein.

Auch wenn ich nicht alle Hindernisse aus dem Weg räumen konnte, ein paar Änderungen in der Umgebung und beim Ablauf als auch die tägliche Routine haben unsere "Garderobenmomente" erheblich erleichtert.


1. Zugang schaffen

Schals, Hauben und Handschuhe liegen in einem Korb im Fach ihres Beistelltischchens und sind für sie immer griffbereit. Auch Jacken und Westen hängen für sie gut erreichbar auf einem niedrigen Kleiderhaken. Ich habe die Erfahrung gemacht, je näher der Korb und der Kleiderhaken sich an der Eingangstür befinden, um so besser, denn umso weniger besteht die Gefahr, dass unsere Tochter von etwas abgelenkt werden könnte. 

2. Entscheidungsfreiheit lassen

Ich sortiere den Inhalt des Korbes und den Bestand des Kleiderhakens immer wieder aus, so dass nur solche Jacken, Westen und Accessoires zur Verfügung stehen, die zur aktuellen Wetterlage passen. Wenn es zum Beispiel nicht regnet, verstaue ich ihre Gummistiefel rechtzeitig vorher im Schuhschrank. Sie hat eine Auswahl von 2-3 Sachen, ist aber nicht mit zu viel überfordert. Es erfordert mehr Engagement meinerseits den Korb und den Kleiderhaken auf seinen Bestand zu überprüfen, so kann sie aber selbst entscheiden was sie anziehen möchte und diese Entscheidungsfreiheit ist ganz wesentlich.


3. Schuhe anziehen leicht(er) gemacht

Ein bequemer Sessel in der Garderobe, wo sie sich zum Schuhe anziehen hinsetzen kann, erwies sich als ungeheuer praktisch. Ich legte ihr auch einen kleinen Schuhlöffel bereit und zeigte ihr, wie er funktioniert. Sie liebt ihn so sehr, dass sie auch tagsüber in die Garderobe geht und ihre Schuhe aus und anzieht, nur damit sie diesen Schuhlöffel benutzen kann.


Da sie ja noch keine Schuhbänder zusammenbinden kann, vermeide ich es, so gut ich nur kann, ihr Schuhe zum schnüren zu kaufen. Stattdessen besorge ich ihr lieber Schuhe mit Klett- oder Reißverschluss, die sie auch alleine anziehen kann. Manche Reißverschlüsse sind dennoch schwierig beim Auf- und Zumachen, bei diesen knotete ich auf den Schiebergriff eine zusätzliche Schnur, damit sie an dieser leichter ziehen kann.


Auf einem Kartonpapier zeichnete ich die Umrisse ihre Schuheinlage ab, schnitt diese aus und klebte sie anschließend auf ein anderes Kartonpapier. So kann sie vor dem Anziehen überprüfen, welcher Schuh zu welchem Fuß gehört. Ich bin kein großer Fan vom Laminieren, doch diesmal fand ich es recht praktisch, da sie ja ihre Schuhe tagtäglich auf diese Vorlage daraufstellt.

4. Ein Spiegel

Ein kleiner Spiegel in ihrer Augenhöhe wird liebend gerne zum Schal anziehen, zum Hauben zurecht rücken oder Lippenbalsam auf die Lippen aufzutragen benutzt. So kann sie vor dem Aufbruch noch einmal ihren Auftritt überprüfen. Auf dem Beistelltisch stehen ihr dafür ein Haarkamm, einige Haarspangen und Taschentücher bereit. Der Spiegel ist mittlerweile ein wichtiger Garderobenbestandteil und wird ebenso gerne auch als Putzobjekt benutzt.


5. Der Trick mit der Jacke

Dieser Trick, den ich ihr vor gut einem halben Jahr gezeigt habe, ist mittlerweile Routine und sie hat ihn sogar perfektioniert, indem sie vorher ihre Pulloverärmel festhält, damit diese nicht hochrutschen. Sie verwendet den Trick nicht nur für Westen, sondern auch für Jacken oder Gilets und er funktioniert nach wie vor einwandfrei.

6. Rechtzeitige Ankündigung

Noch in der Früh teile ich ihr mit, welches Programm für den Tag ansteht. Manchmal macht sie sogar selbst einige Vorschläge, so dass wir unser Programm umändern können. Noch lange bevor wir losstarten wollen, erinnere ich sie erneut an unseren Plan, so dass sie noch ihre Arbeit, falls sie gerade beschäftigt ist, in Ruhe beenden kann. Bereits als sie noch ein Baby war haben wir es uns angewöhnt, ihr mit wenigen Worten mitzuteilen was als nächstes passieren wird. Damals, dass sie frische Windeln bekommt, das sie nun von uns angezogen wird oder dass wir bei der nächsten Haltestelle aus der U-Bahn steigen. Es hilft ihr nun enorm bei der Orientierung und ein besseres Zeitgefühl zu bekommen und auch sprachlich profitiert sie sehr davon.

7. Gemeinsame Vorbereitung

Ich lade sie auch ein, mir beim Rucksack packen oder bei der Zubereitung der Jause zu helfen. Wenn auch nicht immer, ist sie doch oft mit viel Freude dabei. So kann sie auch mitentscheiden was wir mitnehmen sollen und sich auf unseren Aufbruch einstellen.



8. Zeit einplanen

Je jünger, umso mehr Zeit benötigt ein Kind. Bei allem. Und dabei mag es schon gar keine Hektik. Es ist ihm daher viel geholfen, wenn wir unser Tempo erheblich reduzieren. Aus diesem Grund plane ich meistens 15-20 Minuten extra ein, damit sie sich in ihrem Tempo anziehen kann. Ich versuche auch viel weniger zu reden um sie nicht unnötig abzulenken oder sie zu hetzen. In der Früh ist dies für mich besonders herausfordernd, doch musste ich feststellen, durch meine Hektik wurden wir nie schneller. Eher nur schlechtgelaunter.

9. Rituale und Routine

Rituale und Routine geben so viel Sicherheit und machen einiges leichter! Wir haben ganz viele Rituale, die den Großteil unserer Tage ausmachen: das Aufstehritual, das Einkaufritual, Koch-, Ess-, Zähneputz-, Schlaf- oder Garderobenrituale. Je routinierter etwas abläuft, umso einfacher fällt es einem Kind, sich zu orientieren. Vorbereitungen und Abläufe, die jedes Mal gleich bleiben, werden mit der Zeit automatisch. Unsere Tochter weiß mittlerweile was als nächster passiert und weiß daher auch was zu tun ist.

10. Verständnisvoll und spielerisch geht's oft leichter

Es gibt Tage, da will sie sich ganz alleine anziehen. Ich respektiere das und greife nicht ungefragt in ihr Tun ein. Es gibt aber auch solche Tage, an denen sie nach mehr Hilfe verlangt, auch bei Sachen, die sie Tage zuvor schon alleine meistern konnte. Sei es weil sie müde, hungrig oder gar schlechtgelaunt ist oder weil sie genau dann das Bedürfnis nach mehr Aufmerksamkeit verspürt. Auch mir geht es an manchen Tagen so und ich gebe ihr dann auch gerade so viel Hilfe, soviel sie benötigt. Um ihr, aber auch mir zu liebe versuche ich diese Situationen mit Pfiff zu nehmen und denke mir aufmunternde Lieder über Mützen, Jacken, Schals oder über das Anziehen aus. Manchmal ergeben sich sogar ganz spontan Spiele daraus und ehe sie es bemerkt, hat sie sich zum Großteil doch noch selbst angezogen. Es ist wichtig Verständnis zu zeigen und genau so viel Hilfe zu geben, wie nötig, aber es ist ebenso entscheidend, dass Unabhängigkeit für uns beide weiterhin eine positive Erfahrung bleibt.


Unsere Wohnung ist nicht sehr groß, wir leben auf knapp 74 Quadratmetern auf 2 Ebenen verteilt. In einem Jahr können wir endlich in unser neues größeres Heim einziehen, bis dahin versuchen wir das Beste aus dieser räumlichen Situation zu machen. Wir richteten unser kleines Zuhause Montessori-inspiriert ein und können seither jeden Tag feststellen, wie unglaublich viel so eine vorbereitete Umgebung für unsere Tochter bedeutet. Sie liebt ihre kleinen Ecken und Möbel, denn diese tragen viel zu ihrer Selbstständigkeit bei. Es ist schon über ein Jahr her, dass ich unser Zuhause gezeigt habe. Seitdem hat sich einiges hier verändert, also fand ich, es wird Zeit für ein kleines Update:

Vorzimmer


Im Vorzimmer haben wir ihr einen kleinen Ablagetisch vom Möbelschweden eingerichtet. Unter dem Tisch und im Fach stehen ihre Schuhe und Stiefel, sowie ein Korb mit Hauben, Schals und Handschuhen. Auch Haarbürsten und Spangen braucht unsere Tochter hier tagtäglich, daher stehen diese in einem kleinen Körbchen auf dem Tisch bereit. Auf ihren Wunsch hin besorgte ich auch eine große Schuhputzbürste, mit der sie ihre Stiefel endlich ordentlich schrubben kann. Zum Sitzen bekam sie einen Kinderstuhl vom Möbelschweden, dessen Beine wir etwas abgesägt haben. So kann sie mit ihren Füßen den Boden bequem erreichen, was beim selbstständigen An- und Ausziehen ein großer Vorteil ist. In den kleinen Spiegelkacheln in Augenhöhe an der Wand kann sie ihre Haare, ihre Haube oder ihren Schal noch einmal richten bevor wir das Haus verlassen.

Wohnzimmer


Ihr Regal stand früher in Küchennähe. Um mehr Raum und Licht zu gewinnen siedelten wir das Regal zum Fenster rüber. Obwohl ich einst andere Regale für unsere Tochter im Sinn hatte, muss ich gestehen, mit diesen vom Möbelschweden sind wir recht zufrieden. Die Regalböden sind verstellbar, so dass sie leicht an ihre Körbchen und Tabletts herankommt, aber geräumig genug um dessen Inhalt problemlos zu erkunden.


Sie singt und hört leidenschaftlich gern Lieder. In ihrem Zimmer im oberen Stock hat sie einen eigenen CD-Player, hier unter haben wir ein gemeinsames Gerät. Dies stand bisher ganz oben auf dem Regal und sie musste ihr kleines Stockerl aus der Küche mühevoll durch das Wohnzimmer schieben um es bedienen zu können. Also stellten wir den CD-Player auf einen kleinen Tritthocker, damit sie endlich CD-s wechseln und abspielen kann ohne vorher das Stockerl schleppen zu müssen.


Vor der Treppe hat sie auch einen langen Schreibtisch stehen. Da sie gerne schneidet und Buntstifte spitzt, habe ich ihr unter ihren Tisch einen kleinen Papierkorb hingestellt. Gesammelte Kastanien, Schneckenhäuser aber auch Pflanzen die sie regelmäßig pflegt stehen hier als Tischschmuck. Die kleinen herzförmigen Tischdecken sind von meiner lieben Schwester und Julias Taufpatin selbst genäht worden und sind, wie ich finde, ein richtig hübscher Blickfang.

Leseecken


Kleine Ruheoasen, die zum Lesen einladen hat sie sowohl in ihrem Zimmer, als auch im Wohnzimmer neben der Couch. In erster Linie aus Platzmangel bekamen die Kinderbücher einen Korb, mittlerweile finde ich diese Lösung aber ziemlich praktisch. Auch sie liebt diese Körbchen und rückt sie gelegentlich zur Couch.


Neben der Leseecke im Wohnzimmer hat sie auch einen Hängesessel. Hier lässt es sich ebenso gemütlich Bücher lesen.

Küche


Gemeinsames Kochen und Jause vorbereiten stehen ganz oben auf ihrer Lieblingsaktivitätenliste. Sie steht dann auf ihrem Tritthocker (der einst der "Lernturm" war) und schält mit mir Champions, löst Zuckererbsen aus oder rührt Eier und hilft beim Panieren. Allerdings ist unsere Küche nicht sehr geräumig, sodass wir ihr zusätzlich zum Tritthocker auch diesen kleinen Arbeitsbereich eingerichtet haben. So kann auch sie in Ruhe arbeiten und hat außerdem viel mehr Bewegungsfreiheit.


Ich liebe diese kleinen Tische, die im Geschäft als Beistelltischchen verkauft werden. Sie haben die passende Höhe und können außerdem ganz schnell zusammenge- oder verschoben werden. Beim Baumarkt besorgten wir noch zusätzlich zwei dünne Holzplatten und bastelten daraus Regalböden für die Küchenutensilien.


Besen, Schürze und Schaufel hängen auf einer einfachen, für sie leicht erreichbaren Hakenleiste. Wir wollten ihr diesen Bereich besonders hübsch einrichten und hängten Fotos in ihrer Augenhöhe an die Wand und legten einen kleinen Teppich vor dem Tisch hin, wo sie meistens steht.


Hier kann sie Geschirr abwaschen, Champions und Gemüse schälen oder schneiden. In den Körbchen liegen Teller, Schneidebrett und andere Werkzeuge bereit. Das scharfe Messer im obrigen Foto allerdings nicht, das muss sie aus der Küchenschublade mit mir gemeinsam holen.

Badezimmer


Mittlerweile erreicht sie den Wasserhahn im Badezimmer auf einem Hocker stehend problemlos. Zum Händewaschen reicht es, aber zur täglichen Gesichtswäsche nicht. In dem großen Spiegel über den Waschbecken kann sie sich noch nicht betrachten, deshalb richteten wir ihr einen eigenen Waschtisch ein.


Hier stehen ihr außer einer kleinen Seife und Nagelbürste auch ein Haarkamm, ihre Zahnbürste und ein Spiegel in Augenhöhe bereit. Ein kleines Handtuch hängt gegenüber auf einem für sie gut erreichbaren Haken.


Sie liebt diesen Waschtisch und wiederholt gerne ihre kleine Waschzeremonie, einfach nur um des Tuns willen. Was ihr offensichtlich viel Freude bereitet, ist die Herausforderung, das Wasser zu tragen und zu gießen .... und natürlich das Plantschen.

Garderobe


Ihr Kleiderschrank ist auf 4 Regalböden im Einbauschrank beschränkt. Solange sie den Griff der Schranktür nicht erreichen konnte, befestigten wir eine Schnur daran, woran sie ziehen konnte. Heute braucht sie diese Schnur aber nicht mehr.


Ihre Klamotten ordnete ich nach Regen-, Wind- und Sonnentagen und klebte kleine Fotos hin, damit sie sich leichter zurechtfindet.

Schlafzimmer


Da es für das floor bed auf dem Boden immer kälter wurde und sie auch bereits viel gewachsen ist, beschlossen wir, ihr ein Bett zu kaufen. Wir suchten eines, das die passende Höhe zum Runtersteigen hat, das in ihr kleines Zimmer passt und auch preisgünstig ist, wurden aber nicht fündig. Also besorgten wir ihr ein Bett vom Möbelschweden und sägten auch dessen Beine etwa um 15 cm kürzer. Ganz unkompliziert. Sie beharrt darauf in iherm eigenen Bett einzuschlafen, aber was die Nächte betrifft, ist es im Familienbett natürlich viel kuscheliger.

All die kleinen Möbel und die mit Liebe gestalteten Details verhelfen ihr tagtäglich zu immer mehr Unabhängigkeit. Die Wohnung so nach Montessori einzurichten war weder teuer noch in der Beschaffung aufwendig. Bei den Details gaben wir uns natürlich viel Mühe, aber das war es uns wert. Sie liebt ihre kleinen Einrichtungen und gebraucht sie für echte alltägliche Arbeiten. Und wenn ihr etwas gelingt, wenn sie für sich selbst sorgen konnte, ist sie so stolz und hat die Zuversicht gewonnen, fähig zu sein. Genau darauf kommt es an.

"Wenn wir die Umgebung des Kindes sorgfältig vorbereiten, so ist dies schon eine große Aufgabe, da es sich darum handelt, eine neue Welt zu schaffen: die Welt der Kinder." Maria Montessori: Dem Leben helfen