04.01.2013

Meine Strategien zum "Nein"


Julia ist in dem Alter, wo sie unsere gesprochene Sprache noch nicht richtig verstehen kann. Es kann ganz schön schwierig sein, ihr gewisse Grenzen klar zu machen. Denn ein "Nein" oder ein "Nicht" versteht sie ja noch nicht. 

Also muss ich darauf achten, dass das "Nein" nicht nur verbalisiert wird, sondern auch vom Gesichtausdruck ablesbar, von der Tonlage heraus zu hören ist. Damit meine ich nicht, dass ich so böse schaue und so laut schreie, wie es nur geht :-), nein, damit meine ich eher, dass ich nicht sanft und lächelnd "Nein" sage, sondern bestimmt. Nicht erschreckend, sondern überzeugend.

Natürlich reicht das im Alltag nicht aus. Man muss sich gewisse Strategien aneignen, die auch die gewünschte Wirkung erzielen aber gleichzeitig erlauben, unsere Kleinen mit Respekt zu behandeln. Folgende Strategien helfen mir da aus dem Buch Kinder fördern nach Montessori von Tim Seldin:

"Geben Sie ihrem Kind Alternativen. Wann immer möglich, suchen Sie nach Wegen, Ihr Kind zwischen zwei gleichermaßen akzeptablen Alternativen wählen zu lassen."

Wenn Julia einen Gegenstand findet, die sie interessant findet, jedoch Verletzungsgefahr besteht, biete ich ihr andere Spielsachen an, die ähnlich interessant sind.

"Geben sie nicht einfach nach. Suchen sie Kompromisse"

"Reservieren sie das >>Nein<< für wirklich wichtige Dinge, bei denen ihr Kind sich oder andere verletzen oder Schaden verursachen könnte."

Statt ein "Nein" versuche ich den Satz positiv und mit Ich-Botschaften zu formulieren, damit ich sie nicht bewerte: "Das sind meine Bücher. Ich möchte, dass Du meine Bücher in Ruhe lässt."
Das ist für mich übrigens eine echte Herausforderung, Sätze positiv zu formulieren. Oft gerate ich in Situationen, wo mir wenig Zeit bleibt genauer darüber nachzudenken, was ich sage, da ich schnell handeln muss. Oder, dass ein bewertender Satz einfach so rausrutscht. Diese Art des Kommunizierens braucht eben etwas Übung.

Ich zitiere weiter aus dem Buch:

"Babys und Kleinkinder reagieren nicht auf Disziplin, Regeln und Bestrafung, aber sie regieren auf bedingungslose Liebe. 

Eines der Geheimnisse  eines glücklichen Lebens mit sehr jungen Kindern besteht darin, das zu verstehen, was sie uns durch ihr Schreien mitteilen wollen. Das Schreien und Weinen ist eines ihrer wenigen Kommunikationsmittel. Es kann bedeuten, dass sie hungrig sind oder aufstoßen müssen; vielleicht liegen sie unbequem oder brauchen eine frische Windel.
Denken Sie daran: Auch Babys sind Menschen. Sie können Angst haben. Sie können Langeweile haben oder sich einsam fühlen. Sie können schlecht träumen. Beobachten Sie genau und hören Sie gut zu. Wenn Sie Ihrem Kind Aufmerksamkeit schenken, werden Sie bald wissen, was es Ihnen sagen will. Das Verhalten von Babys und Kleinkindern ist von inneren Impulsen getrieben, und sie verfügen nur über eine beschränkte Fähigkeit, selbst grundlegende Regeln zu befolgen. Auch wenn sie immer ein gutes Vorbild sind und erklären, warum ein bestimmtes Verhalten erwartet wird, seien Sie nicht überrascht, wenn Ihre Worte ungehört bleiben.

In einem Klima der Liebe und des Respekts entwickeln Kleinkinder die Fähigkeit, unsere Worte und Wünsche zu verstehen, und sie werden bald bewusst darauf reagieren. Mit der Zeit werden sie unser höfliches Verhalten imitieren und >>kooperieren<<."

    Friedrich Fröbel, Lehrer und Erfinder des Kindergartens fasste es kurz in zwei kleinen Sätze zusammen: "Erziehung ist Beispiel und Liebe. Sonst nichts".

    7 Kommentare

    1. Oh ja, Sätze positiv formulieren - das versuche ich auch immer wieder und es ist ja so unglaublich schwer! Das "Nein" kommt uns einfach so viel leichter und schneller über die Lippen, vor allem wenn er mal wieder im Katzenklo wühlt (uäääh) oder das Katzenfutter durch die Gegend schmeißt. In dem Moment fällt mir einfach nichts positives mehr ein. :D

      Wenn ich aber etwas mehr "Nerv" habe, versuche auch ich ihm Alternativen zu bieten und ihn abzulenken. Das funktioniert natürlich auch nicht immer sooo gut, aber das Nein funktioniert ja auch nicht immer. ;-)

      Liebe Grüße
      Isa

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      1. Am meisten tue ich mir beim Wickeln schwer, sie will nicht ruhig liegen bleiben, was ich durchaus verstehen kann, wenn es ja so viel zu entdecken gibt. Aber die Sauerei, die dadurch entsteht... uhhh da hilft nur eine extra Portion Geduld. Und manchmal auch das nicht :S da schleicht sich halt ein "Nein" leichter über die Lippen. (Was die Situation meistens noch verschlimmert.)
        Wir geben eben unser Bestes, das zählt!
        A

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      2. Das Problem hatten wir erfreulicherweise nicht lange. Er hat sich vielleicht zwei Wochen lang angestellt (als er 11 Monate alt war) und danach war es wieder gut. Da hätte ich aber auch nicht lange rumgezokelt und ihn festgehalten, bis der Po sauber ist. Wobei es ja Kinder geben soll, wo das gar nicht so einfach ist. Ich glaube wir haben da ein nicht ganz so wehrhaftes Exemplar. :D

        Mittlerweile lässt er sich übrigens seeeehr gerne wickeln, weil er seine Windel selbst in den Müll werfen (bei WWW) bzw. den Stuhlgang in der Toilette runterspülen darf (bei der Stoffwindel). Seit dem freut er sich immer, wenn wir wickeln müssen. :D Das wird bei deiner Kleinen aber wahrscheinlich noch nicht funktionieren.

        Ansonsten ist das Wickel-Problem bisher noch bei allen Kindern die ich kenne nach einer Weile von alleine wieder gut geworden. Also durchhalten! :)

        Lg

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    2. Liebe Anna. Sehr schöner und für mich inspirierender Text. Finde die Erziehungsmethode toll. Welches Buch würdest du mir als blutige Anfängerin empfehlen? Wird Julia mal einen M. - Kindergarten besuchen?

      Wünsche dir noch einen gemütlichen Restfeiertag, Laura.

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      1. Liebe Laura!

        Also: in der rechten Spalte unter "Auf dem Regal" findest Du ganz tolle Bücher. Aber ich glaube, da kann man die Autoren nicht so gut erkennen, die Bilder sind etwas zu klein. Aber auch unter "Kategorien" findest Du unter dem Label: Büchertipps einige von denen wieder, da sind die Bücher größer abgebildet und sogar mit ein paar Zeilen von mir vorgestellt worden. Meine Lieblingsbücher sind: Lieben, ermutigen, loslassen von Heidi Maier-Hauser, Kinder sind anders und Zehn Grundsätze des Erziehens von Maria Montessori. Die Titel der Bücher habe ich für Dich hier im Kommentar gleich mit Amazon verlinkt, ab und zu kann man da in die Bücher "hineinblättern". ;)

        Wünsche Dir und deiner Familie einen wunderschönen Ostermontag!
        Ganz liebe Grüße,
        Anna

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    3. Liebe Anna,

      das ist wunderbar! Genau so halten wir es hier, und das funktioniert wirklich gut (da hatten wir uns ja schon mal kurz darüber ausgetauscht). den Text hatte ich noch nie gelesen bisher, aber er bringt genau das auf den Punkt, was wir hier umzusetzen versuchen. die positiven Sätze sind reine Ubungssache, finde ich : angefangen haben wir mit Sachen wie "halte den Becher gut fest mit den Händen" und "am Boden ist eine Schwelle, schau, dass du auf beiden Beinen bleibst" anstelle "lass den Becher nicht fallen" und "pass auf, falle nicht hin". Nach und nach fällt diese Art von Kommunikation immer leichter.

      jetzt muss ich das Konzept nur noch auf das Eheleben umsetzen können (ähem...).

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      1. Haha! :D Ja, daran arbeite(n) auch ich (wir) seit 10 Jahren sehr eifrig! :D

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