"Ein Mensch ist ein Bildhauer seiner selbst, von einer rätselhaften inneren Kraft zum Erlangen einer idealen, bestimmten Form angetrieben."
-Maria Montessori
Unter sensiblen Phasen versteht Montessori
gewisse Empfänglichkeitsperioden, in denen innerhalb kürzester Zeit ein großes
Lernvolumen ohne große Mühe bewältigt wird.
Diese sensiblen Phasen, die Montessori beobachtet hat, melden sich zwar von
Kind zu Kind zu in unterschiedlichen Zeiten, sind für das
Alter dennoch typisch. Sie bemerkte, dass Kinder in bestimmten Lebensjahren die
gleichen sensiblen Phasen durchleben. Sie unterteilt die Kindheit grob in Abschnitte von jeweils 6 Jahren, die jeweils noch
einmal in Abschnitte von 3 Jahren gegliedert werden.
Die Aufnahmefähigkeit und
Aufnahmebereitschaft sind in den ersten 3 Jahren besonders groß. Kinder
selektieren nicht zwischen dem was sie mit allen Sinnen erleben, sie saugen
einfach das Erlebte auf wie ein Schwamm ("absorbierender
Geist"). Auch wenn sie passiv wirken, sind sie im
hohen Maße aktiv, sie beobachten ihre Umgebung und nehmen alles auf. Das Lernen
ist hier am intensivsten. Sie haben ein besonderes Interesse
an kleinen Gegenständen, an Details und entwickeln eine Vorstellung von Zeit
und Raum, Wahrheit und Wirklichkeit. In diesen Jahren bildet sich die
wichtigste Grundlage für alles Lernen, aber auch für die Persönlichkeit eines
Menschen.*
Sprache
Schon mit 5-6 Monaten lallte sie viel, hörte gerne ihre eigene Stimme. Im Krabbelalter übte sie besonders die Silben "ba" und "la", sowie laut und leise. Als sie zu gehen anfing, hörte das Sprechen kurz auf, da ihre volle Aufmerksamkeit auf das Gehen gerichtet wurde.
Vor gut 2 Monaten fing sie an andere Wörter zu sprechen, wie "Papa", "Mama" und "Hallo". Danach ging es rasant voran und mit jedem Tag lernt sie neue Wörter und Namen dazu. Sie zeigt auf Gegenstände, damit wir sie benennen, spricht alles nach, was sie hört und sie versteht so gut wie alles. Seit ein paar Tagen beobachte ich, wie sie meine Lippen genau
beobachtet, wenn ich ihr ein neues Wort sage und versucht die eigenen Lippen
genau so zu bewegen. Praktisch synchron. Sie
bildet 2-Wort-Sätze, wie "Mama, da!" oder "Juja Haube." Sie
hat konkrete Vorstellungen, die sie gekonnt
vermitteln kann.
Ordnung
Routine, eine geordnete Umgebung,
Regelmäßigkeit und Überschaubarkeit helfen den Kleinen, sich in dieser für sie
noch fremden Welt besser zu orientieren. Diese Ordnung ist allerdings
nicht ganz das, was wir meistens darunter verstehen. Es ist viel mehr eine
Ordnung in der Welt. Für meine Kleine zum Beispiel MUSS eine Haube aufgesetzt
werden, wenn wir die Wohnung verlassen. Ob sonnig oder windig, die Haube muss
sein. Wenn ich ihr die Haube in der U-Bahn abnehme, fängt sie an lautstark zu
protestieren, also wird die Haube wieder aufgesetzt. Eine Haube gehört
schließlich auf den Kopf und soll nur Zuhause
oder am Zielort abgelegt werden. Auch beim Händewaschen legt sie viel Wert auf
die genauen Abläufe und Rituale, sowie beim
Baden oder auch beim Anziehen und Essen.
Allerdings gilt auch: Eine äußere Ordnung
schafft innere Ordnung. Ich bemühe mich daher sehr,
unsere Tochter in einer sauberen, geordneten und
schönen Umwelt aufwachsen zu lassen. Die wenigen Spielsachen sind in kleinen
Körbchen sortiert, die Übungsmaterialien auf Tabletts oder ebenso in Körbchen,
an der Wand in Augenhöhe
hängende Bilder von Blumen und kleine Arbeits- und Leseecken sorgen für Bequemlichkeit und Entspannung. Als sie noch im
Krabbelalter war, hat sie alles auseinandergenommen, nun probiert sie
auseinandergenommene Sachen wieder zusammenzufügen, Ausgeräumtes wieder wegzuräumen.
Bewegung und Verfeinerung der Sinne
Gerade in den ersten Lebensjahren
vollziehen Kinder Meilensteine was die Bewegung betrifft. Sie drehen sich auf den Bauch, sie robben und krabbeln, sie setzen sich
auf, üben den sogenannten Bärengang, schaukeln ihren Körper hin und her in der
Krabbelposition, ziehen sich an Möbelstücken hoch,
balancieren und wagen schließlich den ersten Schritt. Und wenn sie erst laufen
können, kann man sie gar nicht mehr stoppen.
Julia braucht
viel Bewegung und läuft unglaublich gerne herum. Wenn wir spazieren gehen, übt sie mit Vorliebe
das schnelle Laufen, das Hinhocken und ihre
neueste Entdeckung: das Rückwärtsgehen. Sie hebt und trägt gerne, auch wenn es
viel zu schwer ist, möchte sie es unbedingt probieren zu bewegen und zu
schleppen. Sie testet gerne ihre körperlichen Grenzen. Auch an
Sinneserfahrungen jeglicher Art ist sie sehr interessiert. Sie will spüren,
sehen, riechen, hören, schmecken wie die Dinge um sie
herum sind. Welcher Ton höher ist; was salzig – was süß ist; wie Dinge riechen;
wie Größenverhältnisse zueinander stehen und vieles mehr. Montessori nennt das
auch ein intensives Bedürfnis nach täglichen Sinneseindrücken.
* aus dem Buch von Claudia Schäfer: Montessori für Zuhause
Ein sehr gelungener Beitrag! :-)))
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