- so gut einen Meter vor der Straße sagte ich "Stopp" und blieb selbst stehen (und stoppte auch meinen kleinen rollenden Zwerg)
- ich hockte mich zu ihr runter und sprach zu ihr in Augenhöhe.
- mit einem kurzem Satz erklärte ich ihr, was nun passieren wird und warum: "Da auf der Straße fahren Autos, deswegen hätte ich gerne, dass Du vom Laufrad runtersteigst und mit mir rüberspazierst und da drüben (und deutete mit dem Zeigefinger auf die andere Straßenseite hin) kannst Du dann weiterfahren." (Also kürzer habe ich es leider nicht geschafft)
Manchmal braucht ein Lernprozess wirklich viel Zeit. Darüber hinaus auch viel Geduld. Vor gut 4 Monaten musste ich mir das immer und immer wieder in Erinnerung rufen, denn manchmal fing ich schon an zu verzweifeln. Seitdem sie gehen kann, lehnt sie den Kinderwagen ab. Und recht so, ich freue mich darüber, dass sie so viel Freude am Gehen hat. Abgesehen davon hat sie dadurch viel Bewegung, kann jederzeit stehen bleiben um etwas genauer zu beobachten und nicht zuletzt lernen, welche Regeln für den Spaziergänger gelten.
Und für Laufradfahrer natürlich auch, denn ohne ihr Laufrad ziehen wir nur selten los. Und das schien damals doch manchmal etwas anstrengend zu sein. Und für sie erst recht! Mir war von Anfang an wichtig, dass sie beim Überqueren einer Straße bestimmte Regeln befolgt, also stehen bleibt, vom Laufrad runtersteigt und mit mir Hand in Hand über die Straße spaziert. Daran wollte sie allerdings oft gar nicht denken und protestierte lautstark am Rand des Weges während die Autos und Fußgänger an uns vorbeirasten.
Mir war bewusst, wie sie sich fühlte. Mir war klar, dass sie die Gefahr nicht kennt und ich wusste auch, genau in dieser Situation muss ich nun ganz tief durchatmen und unendlich viel Verständnis zeigen. Ich fing an ein kleines "Ritual", wenn man es so nennen kann, ein zu führen, jedes Mal wenn wir mit dem Laufrad eine Straße überqueren mussten:
Dann nahm ich ihre Hand und forderte sie sanft aber bestimmt auf, vom Laufrad runter zu steigen. Ich schnappte mir das Rad, schaute noch einmal ob eh kein Auto kommt und führte meine Kleine über die Straße. Ja, es flossen manchmal Tränen und ja, sie wurde oft zornig. Dann nahm ich sie und trug sie über die Straße (denn am Leben zu bleiben hatte Priorität ;)). Drüben angekommen stellte ich ihr Laufrad wieder ab und wurde sie zornig, bestätigte ich ihre Gefühle: "Ja, es kann einen wirklich zornig machen, wenn man etwas machen muss, was man nicht unbedingt will. Hier kannst Du wieder weiterfahren." Und so war das auch.
Das Ritual (oder Prozedur?) unternahmen wir jedes Mal genau so, bei jedem Straßenübergang. Auch meine zweite Hälfte führt das Ritual genau so durch und übt viel Geduld in diesen Situationen. Manchmal schien es sogar, als hätte unsere Kleine diese Regel akzptiert, aber das Runtersteigen vom geliebten Laufrad fiel ihr dann doch nicht immer so leicht.
Nun, 4 Monate später ist dies kein Thema mehr. Sie bleibt sofort stehen wenn wir Stopp sagen und steigt manchmal ohne weiters runter, ohne uns vorher überhaupt ausreden zu lassen. Es braucht eben Zeit, um etwas zu verstehen, um aus etwas eine Regelmäßigkeit zu machen und um zu vertrauen. Dazu fällt mir wieder ein wunderschönes Zitat ein, wie üblich ;)
"Wir sind hier, um diesem Leben, das allein in die Welt gekommen ist, die zur Entwicklung notwendigen Mittel anzubieten, und wenn wir das getan haben, müssen wir diese Entwicklung respektvoll abwarten."
-Maria Montessori
4 Kommentare
(Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten [und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. Deine IP-Adresse] an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Mal wieder sehr interessant, lehrreich und vorbildlich! Danke für diese Anregung!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Janina
Hallo!
AntwortenLöschenMein Kind ist gleich alt wie deine Maus und nun interessiert mich welches Laufrad ihr habt.
Danke und immer weiter so ;o)
Das Laufrad, das wir als Übergangslösung nun haben ist das absolut unspektakuläre Benny Bike. Dabei haben wir nicht einmal eine Farbauswahl gehabt. Das einzig Positive: es ist sehr leicht. Allerdings steht auf unserer Wunschliste ganz groß geschrieben das sg. „Like a Bike“. Sehr schön, sehr anspruchsvoll und dementsprechend auch sehr teuer :/
LöschenLG,
Anna
Toll umgesetzt! Ich bin beeindruckt und nehme mir aus dem Post viel mit für meine Kleine, die gerade 21 Monate ist und anfängt feste Regeln im Straßenverkehr zu erlernen. Da werd ich mir bestimmt was bei dir abschauen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Saskia
http://knirps-mit-kruemel.blogspot.de