05.10.2013

Das Kind einfach genießen


Die letzten Wochen haben mich sehr nachdenklich gemacht. Mir scheint, als wäre mein Leben seitdem ich arbeite plötzlich eine einzige Hetzerei. Am Morgen beeile ich mich um rechtzeitig außer Haus zu kommen, in der Schule beeile ich mich nach der Stunde um aus meiner 10 Minuten Pause noch was nutzen zu können und gleich nach dem letzten Untericht flitze ich los Richtung Kinderkrippe, meine Tochter abzuholen in der Hoffnung, mit jeder dazugewonnenen Minute mein Schuldgefühl besänftigen zu können. Nein, sie fühlt sich dort prima, die Kinder sind ihr Ein und Alles momentan, dennoch nagt es an mir, dass ich nicht mit ihr zu Hause bleiben kann.

Ein einziges Wettrennen. Gegen die Zeit, gegen meine Gefühle, gegen meine Pflichten. Wenn ich in der Arbeit bin, denke ich fast pausenlos an meine Kleine und wenn ich mit ihr bin, denke ich daran, wie ich die nächste Mathestunde in der Schule "be-greifbar" machen soll. Doch es ist zu viel. Ich bin weder für sie da, noch für die Kids in der Schule, geschweige denn für meinen Mann. Und diese Woche war ich sogar kurz vorm Explodieren. Ich war ungeduldig und schlecht gelaunt. Und sehr traurig.
Wo ist der ruhige Alltag geblieben? Wo bleibt meine Gelassenheit? Die Energie und Geduld die ich früher hatte?

Ich musste kurz innehalten und nachdeneken. Mir war klar, dass ich zu viel zu schaffen versuche und dabei was Wesentliches vergesse. Ich erinnerte mich an die Worte von Jesper Juul:

 "Bleiben sie gelassen. Genießen sie einander und die Kinder. Eine bessere Erziehung gibt es nicht." 

Ich vergeudete zu viel kostbare Zeit damit perfekt sein zu wollen. Aber diese 3 kleinen Sätze rüttelten mich wieder wach. Denn egal wie groß der Bügelwäscheberg zu Hause ist, egal wie viele Gedanken und Ideen ich hier im Blog niederschreiben möchte (jedoch keine Zeit dazu finde), egal welches Chaos im Lehrerzimmer herrscht, zu Hause habe ich ein kleines, wunderbares Kind und dieses Glück sollte ich einfach nur genießen. DAS ist wirklich wichtig im Leben. Und DAS ist es, was meine Kleine braucht. Und auch ich.

Gelassen bleiben und das Kind einfach nur genießen.

Auch wenn man nicht 24 Stunden lang lachen kann, auch wenn meine Kleine manchmal verärgert ist, auch wenn ich mich manchmal ärgere. Nicht weiter schlimm. Das gehört zum Leben. Gelassen hinnehmen und die restliche Zeit genießen. Einfach nur GENIEßEN!

P.S.: Ein lesenswerter Artikel und Rettungsring für alle Eltern, die gerade dabei sind unter der Last von Aufgaben und Pflichten, Job, Alltag und Erziehung erdrückt zu werden. Eltern wie mich.

10 Kommentare

  1. So true. Leider muss man sich daran immer immer wieder erinnern. Es gibt so viele schöne Momente am Tag, die man sich dann manchmal doch wieder vermiesen lässt, weil dann auch mal eine halbe Stunde anstrengend ist. Es ist eben einfach schwer, sich die positiven Dinge im Leben bewusst zu machen und immer wieder harte Arbeit.

    Ich drücke dir die Daumen, dass du dein Gleichgewicht bald wieder vollends gefunden hast. Es ist für dich gerade eben auch wieder eine Umgewöhnung, so frisch zurück im Arbeitsleben. Gib dich noch etwas Zeit. :*

    Liebe Grüße
    Isa

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  2. Ich arbeite zwar noch nicht, habe aber schon sehr viel Angst vor dem schlechten Gewissen, was mit Sicherheit kommen wird! Gelassenheit ist für mich schon immer schwer gewesen, meist machen meine Emotionen, was sie wollen... aber man kann ja nur dazulernen und an sich arbeiten, nich? ;-)

    Jesper Juul ist mir vor ein paar Tagen das erste Mal begegnet und ist mir sofort positiv aufgefallen! Er meinte, Eltern machen täglich mindestens 10 Fehler und das ist ganz normal. Krass oder? Ich habe mir vorgenommen, mal ein Buch von ihm zu lesen. Hast du schon eines von ihm gelesen?

    Ich wünsch euch alles Gute und vor allem, dass ihr die Gelassenheit wirklich so leben könnt.

    Liebe Grüße,
    Janina

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  3. Der Satz ist so wahr! Und ich versuche ihn immer zu beherzigen. Ob im Job oder in meiner privaten Zeit mit dem Käfer. Das klappt auch immer besser. Trotzdem wachsen mir Haushalt und Hunde über den Kopf. Auch, dass ich für den Liebsten so ziemlich alles erledigen muss. Aber ich bin auf einem guten Weg, das in der Zeit mit meiner Kleinen auszublenden. Denn die Zeit mit ihr ist die schönste Zeit und tut so gut! Es ist kein einfacher Weg - man muss üben. :)

    Du findest ganz bestimmt deine Gelassenheit, Energie und Geduld. Gib dir aber auch Zeit! :)

    Liebe Grüße
    Tanja

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  4. Ja, es stimmt!
    Als ich wieder anfing zu arbeiten (nach einem Jahr Elternzeit), habe ich auch eine Zeit gebraucht, um mich neu einzugrooven. Auch ich bin- gefühlt- immer nur von einem Ort zum anderen gehetzt. Heute habe ich diese Tage auch noch, aber ich bin auch gelassener geworden: Ich muss das Kind nicht pünktlich um 15 Uhr abholen, es geht auch zehn Minuten später und ich trinke in den zehn Minuten meinen Kaffee//Tee in Ruhe aus, atme zweimal tief durch und freue mich dann auf das kleine Energiebündel!

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  5. Ich arbeite auch als Lehrerin, aber nicht mit voller Stundenzahl. Bei uns kann man dann auch einen freien Vormittag haben. So funktioniert das ehrlich gesagt sehr gut, weil ich an dem Vormittag alles für die Schule erledige und dann die Nachmittage für mein Kind habe. Ich finde, ich bin ausgeglichener, wenn ich wenigstens etwas arbeite. Arbeitest du denn mit voller Stundenzahl?
    Ich glaube, es gibt sowieso kein allgemeines Rezept, wann man wie viel arbeiten kann oder sollte, das muss jeder für sich entscheiden. Wenn du dich aber jetzt am Anfang schon überlastet fühlst, solltest du vielleicht einfach ein paar Stunden weniger geben.
    Grüße, Steffi

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  6. Ein ganz, ganz toller Beitag mit soviel Wahrheit...der sicher vielen Frauen aus dem Herzen spricht.
    Danke dafür.
    Danke für die Erinnerung an das Wesentliche!!!

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  7. "Ein einziges Wettrennen. Gegen die Zeit, gegen meine Gefühle, gegen meine Pflichten." - ich kann das richtig nachvollziehen. Beim ersten Kind war ich auch nur ein Jahr zu Hause, danach fing ich wieder in Vollzeit zu arbeiten. Jetzt bei meiner zweiten Tochter geniesse ich um so mehr - mein Plan ist eine Balance zu schaffen, wo ich mehr Zwischenräume auch für mich habe, nur dann gewinne ich auch mehr Gelassenheit, nur dann habe ich Geduld für meine Kleinen - Teilzeit, auch wenn ich beruflich zurückstecken muss. Ein toller Beitrag, sehr persönlich und ehrlich. Danke. LG Julia

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  8. Liebe Anna,

    auch ich bin Lehrerin und auch ich kenne dieses Gefühl nirgends richtig da zu sein, nicht zu genügen. Mir hilft die Konzentration auf das Wesentliche, sowohl in der Schule als eben auch zu Hause, und darin das Schöne zu erkennen.
    Wenn sich alles in meinem Kopf dreht, weil so viel zu bewältigen ist, dann trete ich innerlich ein paar Schritte zurück und überlege, was ich in ein paar Jahren über eben diese aktuelle Situation denken werde. Ist sie wirklich so bedeutungsvoll, so unlösbar, etc.? Das relativiert schon ganz gut.

    Falls du magst, lies gerne einmal in diesen Artikel hinein, hier hat eine Kollegin von mir den richtigen Denkanstoß gegeben: http://primimaus.wordpress.com/2013/05/22/zurecht-geruckt/

    Liebe Grüße von
    Frau Weh

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  9. Genau dieser Satz hat mir in der letzten Woche sehr gut getan, (Isa von Menschenskinder hatte den Link gepostet), wo mir alles plötzlich "zuviel" war und ich nur am Nachdenken war, was, wann wie und wo zu tun ist, was ich noch erledigen muss usw.

    Einfach bewusst "nichts" tun, sich treiben lassen, auch wenn mal der Teppich ungesaugt bleibt oä. Genießen wir unser(e) Kind(er). Jetzt.

    Herzliche Grüße
    Sonja

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  10. Was für ein berührender Post.. DANKE.
    Ich denke mir das auch of tin letzter Zeit, wenn ich mit meienr Kleinen zum KiGa hetze, sie mr ganz erstaunt eine Feder auf dem Boden zeigen will und ich ganz ungeduldig sage "Aber beeil Dich, wir sind spät dran!" Wie schrecklich!!!!! Anstatt mir ein Beispiel an ihr zu nehmen,d ie paar Minuten Minuten sein zu lassen und den Augenblick einfach kurz mit ihr zu erleben.... Manchmal muss man eben innehalten und sich besinnen in dieser furchtbar gehetzten zeit und dran denken, das man sich dens Tress imemr nur selber macht. Oder eben NICHT!
    Alles Liebe für Euch, du schaffst das ganz bestimmt!!!
    GLG, MamaMia

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