11.02.2016

Kindern mehr zutrauen


"Heute machst Du den Einkauf." sagte ich am Samstagvormittag zu ihr heiter. "Alleine!" und drückte ihr eine Einkaufstasche und einen Einkaufzettel, bestehend aus einigen Bildern, in die Hand. Sie studierte den Zettel mit den Fotos und lächelte. "Wirklich ich?" freute sie sich. "Ja, Du. Ich werde hinter Dir gehen und bei der Kassa bezahlen, aber den Einkauf kannst heute Du machen, wenn Du willst." - " Jaaa!"


Nachdem sie sich einen kleinen Einkaufswagen geholt hatte, ging sie zum Obstregal und suchte sich, wie auf ihrem Zettel stand, 3 Äpfel von einer Sorte aus. Zuesrt legte sie das Obst in ihren Wagen, dann holte sie sich auch noch ein Säckchen und pakte die Äpfel hinein.


Als sie das Säckchen Äpfel gut im Wagen verstaut hatte, hielte sie Ausschau nach Bananen, worauf sie auch ein wenig mit einer älteren Dame plauderte.


Ich versuchte, den Einkaufzettel so zu gestalten, dass sie alles, was sie besorgen sollte, auch erreichen konnte und weil in diesem Lebensmittelgeschäft das Obst und Gemüse auch bei der Kassa abgewogen wird.  Somit wäre es kein Problem gewesen, hätte sie dies hier nicht getan. Aber sie ging zur Waage, bat jedoch nicht mich um Hilfe um die Zahlen zu drücken, sondern die ältere Dame von vorhin.



Sie ging die Einkaufsliste der Reihe nach durch und suchte genau nach der Milchpackung, die auf ihrem Zettel abgebildet war.


Dann schob sie ihren kleinen Wagen hüpfend weiter zur Semmeltheke und schnappte sich die Zange. Sie nahm allerdings keine Tüte und merkte dies erst, als sie bereits eine Semmel in der Zange hatte. Ich stand nicht weit weg, aber sie schaute nicht nach hinten und auch ich hielt den Abstand und schwieg. Ich vertraute ihr und wollte, dass sie das auch weiß. Denn wenn sie weiß, dass ich ihr solche Aufgaben zutraue, dann glaubt sie auch an sich selbst und sieht, wozu sie fähig ist. Sie grübelte einige Sekunden, dann aber legte sie die Semmel einfach so in den Einkaufswagen und holte sich eine Papiertüte.


Ich ging ihr einfach stillschweigend hinterher und genoss es, sie dabei zu beobachten, wie sie den Einkauf erledigte. Manchmal verweilte sie vor den Regalen, begutachtete die Waren, manchmal blieb sie mitten im Flur stehen um anderen Kindern zuzuschauen.



Sie machte noch eine Runde zwischen den Regalen, bis sie auch die Nudeln, ein kleines Glas Honig und eine Packung Käse in ihrem Einkaufswagen hatte.


Dann ging sie zur Kassa und stellte sich in die Warteschlange und obwohl wir noch gar nicht an der Reihe waren, begrüßte sie die nette Kassiererin, die sie seit Jahren kennt, mit einem fröhlichen "Hallo!".


Es war eine wunderbare Erfahrung. Für sie und auch für mich. Auch wenn sie deswegen nicht gleich jeden Einkauf alleine erledigen wird, hatte sie an diesem Tag eine Aufgabe gemeistert, an der sie ein großes Stück wachsen konnte. Eine Aufgabe, bei der sie zu unserem Familienalltag beitragen durfte und die ihr das Gefühl gab, wichtig und fähig zu sein. Und sie trug die Tasche unglaublich stolz nach Hause.

19 Kommentare

  1. Das ist wunderbar und ich kann gut verstehen, dass dieses Erlebnis euch beiden ein sehr positives Gefühl vermittelt hat.

    Die Idee mit der Liste ist toll, das werde ich auch mal probieren. Meine Große geht auch so gerne einkaufen.

    LG

    PS: Die Schuhe sind toll ;)

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  2. Tolle Idee
    Werd ich definitv ausporbieren! :)
    Dufte ich früher auch (incl alleine hingehen und bezahlen) - aber Dirf und Stadt und 30 Jahre später... tolle Ideebfür ähnlich gute Erfahrungen

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  3. Superschöner Blogeintrag! Werde ich gleich teilen. Auch toll mit den niedlichen Bildern umgesetzt, ohne dass die Kleine komplett zu sehen ist. Gerne mehr davon!

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  4. Schön :D erinnert mich an meine Kindheit. Ich durfte auch als Kindergartenkind alleine zum Bäcker. Wenn der Fetz alt genug ist darf er das auch.

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  5. Das ist ein toller Bericht! Schön das alles so gut geklappt hat, da könnt ihr beide sehr stolz sein :)
    Meine Tochter ist noch kleiner, ich zeige ihr was in den Wagen soll bzw. gebe ihr was einzupacken ist und sie legt dann alles hinein und am Kassenband packt sie wieder aus (soweit sie die Artikel hoch heben kann und an das Band kommt.)
    Manchmal darf sie auch den Geldschein reichen. Es ist toll zu sehen, wie gerne sie das macht und wie sie sich bemüht.
    Noch ein Hinweis: Sparsam mit den Plastiktüten beim Obst. Diese kleinen Plastikbeutel, das sind die allerschlimmsten!
    Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Einkaufen!

    PS: Warum werden Wordpress-Konten nicht anerkannt?
    https://diestachelbeere.wordpress.com/

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  6. Eine wahnsinnig schöne und ganz einfache Idee. Danke fürs Teilen!

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  7. Cool, das werden wir auch machen mit Armin! Er mag schon sowieso seit jeher alleine einkaufen. Jetzt wird er das ganz alleine machen. Juhu!

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  8. Absolut inspirierend!
    Ich versuche meinen Kleinen (13 Monate) so viel es geht in unsere alltäglichen Tätigkeiten einzubeziehen und ihn auch mal einfach machen lassen. Es ist immer wieder spannend und überraschend, wieviel er in seinem Alter schon versteht und mitbekommt!

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  9. Erinnert mich an das Buch "Lotta geht einkaufen" ;)
    Kennst du das?
    Das mit dem Einkaufen haben wir auch schon gemacht. Es ist so ein tolles Gefühl zu sehen wie stolz die Kleinen dabei sind :) allerdings haben wir den Einkaufszettel bisher immer gemalt.
    Wie ist das dann bei euch, hält sie sich an den Zettel oder packt sie auch mal etwas selbst ausgesuchtes ein?
    Liebe Grüße

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  10. Ein toller Bericht und darauf kann die Kleine wirklich stolz sein. Schön!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Anette

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  11. Wie alt ist sie? Ich würde das gerne mit meinen Zwillingen mal "durchspielen", sie aber nicht überfordern, weil sie vielleicht noch zu klein dafür sind...

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  12. Supersüße Idee. Das werde ich auch mal ausprobieren. Finn ist auch gerade 4 geworden und will plötzlich alles alleine machen.
    LG Steffi

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  13. was für eine wunderbare (bilder-)geschichte. sehr berührend.

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  14. Das ist so rührend! Toll beschrieben und eine super Idee. Ich sage ja immer, in der Erziehung sind zwei zwei Sachen wichtig: Dinge Erklären (damit meine ich so etwas wie "Es ist nicht gut, wenn Du dir die Zähne nicht putzt, weil du dann später mal Zahnschmerzen bekommen wirst, weil wenn die Zähne nicht sauber sind, werden sie von Bakterien angegriffen" zu sagen statt "Du musst dir die Zähne putzen weil ich es Dir sage!") und die Kleinen wichtige Erfahrungen ganz und gar machen lassen.

    Mit ganz und gar meine ich, dass die Kleinen auch die Chance brauchen, Fehler nicht nur zu machen, sondern auch die Zeit, über die Fehler nachzudenken und sie nach bestem Wissen selbst zu korrigieren. Deshalb finde ich es so klasse, wie Du damit umgegangen bist, dass sie das Brötchen "zu früh" genommen hat. Richtig schön und pädagogisch in meinen Augen super vernünftig!

    Vor kurzem haben wir daheim mit Seidenpapier gebastelt und wie man an diesem (noch ziemlich okayen)Angebot für Seidenpapier sehen kann, kostet das die Mama schon ein bisschen was. Das Ziel der Mission war, aus dem Seidenpapier verschiedenfarbige Figuren auszuschneiden, für die wir Schablonen hatten. Zum Teil waren die Figuren auch nicht so leicht auszuschneiden, weil sie "ausgefranste" Stellen hatten wie Haare z.B..

    Trotzdem habe ich meine Süßen nicht unter Druck gesetzt so von wegen: "Mach ja keinen Fehler, ich will nix wegschmeißen müssen!" Ich finde, dass hätte sie nur unter Druck gesetzt und dann hätten sie die Fehler erst recht gemacht. Nein, ich habe mich einfach mit ihnen hingesetzt und vorher mit normalem Papier ganz in Ruhe das Ausschneiden geübt, solange bis sie eine sichere Technik raushatten. Ich habe ihnen zugehört, wenn ihnen was schwer fiel und ihnen dann Tipps gegeben und mir angeschaut wie sie sie umsetzen (zum Beispiel erst einmal grob vorschneiden, ehe man details macht). UNd dann war das Seidenpapier-Basteln am Ende ganz entspannt und ein voller Erfolg.

    Ich kanns nur nochmal betonen: Kindern mehr zutrauen!

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  15. Danke für das Lächeln, dass du mir gerade ins Gesicht gezaubert hast...

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  16. Wunderbar. Genau so muss man es machen.
    Mich nervt es immer, wenn ich höre, dass die Kinder für dieses und jenes noch zu klein sind. Nur wer probiert, kann es auch lernen.
    Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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  17. So habe ich es mit meinen Kindern auch gemacht.
    Ich Sage immer machen lassen.
    Wie soll man die Kinder sonst zu selbstständigen Menschen erziehen die sich auch was trauen?

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  18. Das finde ich ganz klasse. Meine Mutter war immer übervorsichtig und ängstlich.
    Dadurch wurde ich erst spät selbständig.

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