"Wirkliche Freiheit beginnt am Anfang des Lebens, nicht erst im Erwachsenenalter." - so Maria Montessori. Dieser Grundsatz ist eine der Hauptsäulen in ihrer Lehre, denn um sich individuell entwickeln zu können, muss man die freie Wahl haben darüber zu bestimmen, womit man sich beschäftigen möchte. Ohne diese Freiheit kann ein Kind nicht "sein eigener Baumeister" sein, wie sie das einst so schön formulierte.
Unser Spielregal ist daher ständig in Änderung und beherbergt Spielsachen und andere Übungsmaterialien, die unsere Kleine interessieren könnte. Ich beobachte sie wochenlang um zu erfahren, welchen Interessen sie zurzeit nachgeht, welche Handbewegungen sie gerade erprobt oder welche Herausforderungen sie gerade sucht. Manchmal findet sie selbst eine Spielidee oder eine Beschäftigung und manchmal kommen mir Ideen um ihre Interessen zu unterstützen oder ich nehme die Praxisbücher als Anregung für passende Übungen, die ich ihr dann anbieten könnte. Diese kommen dann auf das Regal, andere, nicht mehr so interessante Spiel- oder Übungssachen kommen wieder weg. Einige befinden sich auf ihrem Schreibtisch oder auf dem RAST-Tischchen, ich versuche das Wohnzimmer so zu gestalten, dass sie in jeder Ecke was Spannendes entdecken kann.
Ihre Spielsachen sind also so gut wie möglich ihren Interessen angepasst, wann und mit was genau (und wie) sie damit spielen möchte, bleibt ganz ihr überlassen. Wenn es um eine Übung geht, zeige ich ihr beim ersten mal vor, wie das geht. Wenn sie es kann und nachmacht, lasse ich ihr freie Wahl, was sie damit sonst noch anfangen kann.
Zurzeit sind auf dem Regal und auf den Tischen (und auch sonst im Wohnzimmer) zum Beispiel diese Spiel- und Übungssachen anzufinden:
- Eine wasserdichte Box mit Utensilien zum Fensterputzen. Wie ich ihr die Übung zum Fensterputzen vorgezeigt habe, hat sie dies mit Begeisterung nachgemacht. In den letzten 4-5 Tagen hat sie die Box allerdings nicht angerührt.
- Eine Pappbox mit 3 kleinen Schubladen, Haarspangen und Halsketten (mit großen Perlen) und ein Spiegel. Die Box fesselt ihr Interesse seit Monaten. Die Schubladen ausziehen und dann ganz wieder zurückstecken findet sie am spannendsten.
- Ein Tablett mit einer Sortierübung wobei jeweils 2 gleiche Gegenstände gepaart werden. Sortiert werden 2 Bohnen, 2 Muschel, 2 Wäscheklammer und 2 Weinglasstöpsel aus Glas.
- Der Anziehrahmen.
- Die selbstgemachten Reissäckchen und
- das Angel-Magnetspiel. Diese Spiele stehen schon seit Monaten ganz oben auf ihrer Hitliste.
- Ein Korb mit (2) Musikboxen. Deren Hebel zu drehen fasziniert sie jedes Mal aufs neue, diese zu drehen klappt jedoch noch immer nicht so richtig, dennoch nimmt sie die Boxen immer wieder unter die Lupe.
- Ihr etwas überstrapaziertes, dennoch heiß geliebtes Fädelspiel steht seitdem auf ihrem Schreibtisch am anderem Ende des Zimmers.
- Sowie ihre Aloe Vera, die sie immer wieder untersucht, abstaubt und begießt.
- Ein Watschelpelikan zum Schieben, sowie
- der noch immer geliebte Wheely Bug. Sie bewegt sich viel, auch in der Wohnung. Von Hüpfen, klettern und Turnübungen mal abgesehen sind diese zwei ihre Lieblinge.
Seit einiger Zeit beobachte ich auch, dass die Käferbohnen (auch Feuerbohnen genannt) sie sehr faszinieren: ihr Klang wenn sie diese in die Schüssel fallen läst oder das Gefühl, mit beiden Händen darin herumzuwühlen. Also werden bald auch Bohnen-Übungen auf dem Regal landen. Ideen hätte ich schon, mal sehen, ob sie ihr auch gefallen. ;)
So viele schöne Sachen!!! Mal eine Frage: Hat sie denn in ihrem eigenen Zimmer auch solche Stationen oder hast du das "nur" im Wohnzimmer aufgebaut?
AntwortenLöschenAuf jeden Fall werde ich auf solche Dinge wie Musikkasten oder das Schmuckkästchen bzw. Schubladenkästchen bei den kommenden Flohmärkten besonders achten. Danke!
Liebe Grüße,
Janina
Hi!
LöschenNein, in ihrem Zimmer sind eher „nur“ Spielsachen wie Bausteine, der Rosa Turm, ein Abakus oder ihre Puppen und Bücher. ;)
LG,
Anna
Manchmal zeigt einem erst das 4. Kind das es anders Lernen will ...
AntwortenLöschenIch bin auf der Suche nach Förderung im Alltag von Kleinkindern auf deinen Blog und auf Montessori gestoßen.
Danke für die vielen Anregungen.
Und für diesen Liebevoll gestalteten Blog. Es macht viel Spaß hier zu schauen und zu lesen . LG Bibi
Liebe Bibi,
Löschenvielen Dank für deinen netten Kommentar! :)
Es freut mich, dass ich Dir ein paar Anregungen geben konnte, und wenn Dich diese Methode tatsächlich interessiert, findest Du unter „Montessori“ oder unter der Kategorie „Büchertipps“ oder hier rechts in der Spalte wirklich gute Bücher die auch ich gelesen habe. ;)
LG,
Anna
Mensch, das ist ja fast wie in einem Klassenzimmer, ;-)... für meinen Geschmack ist da zu viel vorgegeben, zu wenig, um selber zu gestalten
AntwortenLöschenLiebe Corinna,
Löschenglaub mir, da ist genug Platz für ihre Fantasie. (Sie hat auch andere Spielsachen). Aber bei gewissen Sachen geht es wohl nicht anders, Fenster putzen kann man eben nicht mit einem Kochlöffel. Ich kenne mittlerweile Deine Einstellung, man soll einfach das Kind erforschen lassen. Bei der Montessori-Lehre geht es allerdings um weit mehr, als zu lernen, wie man z.B. Fenster putzt. Es geht um die Handbewegungen, um die Verknüpfungen im Gehirn (Montessori war eine Ärztin) die wesentlich zur geistigen Entwicklung beitragen und die ganz besonders in den ersten 3 Lebensjahren stattfinden. Dazu kommen auch die sensiblen Phasen. Also ist es nicht immer ratsam eine Gelegenheit abzuwarten, ob es sich irgendwann, irgendwo findet, sondern eine sinnvolle Beschäftigung dem Alter und den sensiblen Phasen angepasst anbietet. Ich kann mich nur wiederholen, liebe Corinna, borge Dir oder kauf Dir ein Buch über diese Philosophie und mach Dich mit der Thematik etwas vertraut. Hierbei erneut meine Buchempfehlung: Montessori von Anfang an. ;)
LG,
Anna
Liebe Anna, danke für die Antwort, und auch danke für den Buchtipp, ;-). Ich habe mich vor wenigen Jahren mal sehr intensiv mit Maria Montessori beschäftigt, viel darüber gelesen und auch einige Seminare zu dem Thema besucht. Die Thematik ist mir also nicht ganz fremd -- und ich habe meine Gründe, warum ich skeptisch bin. Ich lehne natürlich nicht alles ab, aber allein, wenn ich an den "rosa Turm" denke, sträuben sich mir die Nackenhaare, er ist für mich quasi (und etwas überspitzt ausgedrückt) der Inbegriff des dogmatischen Denkens, dass ich bei Anhängern der Montessori-und anderer "alternativer" Konzepte in meinem Umfeld oft beobachte -- und auch hier ein bisschen sehe (wobei ich natürlich immer einräume, dass es nur Ausschnitte Eures Lebens sind, die Du hier zeigst).
LöschenZu dem anderen Posting was die Weltfremdheit angeht -- meine Güte, da hat mein Laptop ja wirklich komplett gesponnen, ;-). Weltfremd ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, aber in meinem Umfeld beobachte ich bei Familien, die sich für alternative, zumindest Nicht-Regel-Einrichtungen für ihre Kinder entschieden haben, eine gewisse Ab- und Eingrenzung und Abgehobenheit... (Wir haben alleine in unserem Bezirk drei alternative Bildungseinrichtungen, von denen eine rein Montessori, die anderen Mischformen sind).
Wir wissen ja alle, dass die Bildung unserer Kinder (leider) vom Bildungsstand der Eltern aber auch vom Wohnort abhängig ist. So ist also das, was unsere Kinder als normales Soziales Gefüge kennenlernen, immer auch davon abhängig, wo und wie sie aufwachsen. Einer der größten Nachteile unseres Bildungssystems...
Bei Kindern, die alternative Einrichtungen besuchen, verschärft sich das aber noch mal: zum einen verwenden die Eltern viel Zeit für die sehr zielgerichtete Suche nach so einer Einrichtung, wo sie natürlich auch eher auf Gleichgesinnte treffen als es in einer normalen Regelschule der Fall wäre. Das grenzt schon mal den Umgang ein, den die Kinder haben. Zum anderen sind diese Einrichtungen oft privat und sehr kostspielig, die bei uns verlangen noch dazu viel Elternmitarbeit -- womit sich das soziale Umfeld, das die Kinder als normal erleben, noch einmal... verschmälert. Es ist ein sehr, sehr privilegiertes Umfeld.
Zudem bemerke ich bei einigen Familien in unserem Umfeld gelegentlich, dass bei der Auswahl nicht _wirklich_ die Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund stehen, sondern die Einstellung der Eltern: diese wollen diese Einrichtung für ihr Kind, weil sie das für richtig halten, während das Kind selber vielleicht auch auf einer Regelschule durchaus gut zurecht gekommen wäre.
So gesehen mögen alternative Einrichtungen sicher ihre Vorzüge haben, sofern sie den Bedürfnissen der Kinder entsprechen -- grenzen aber meiner Ansicht nach auch das Blickfeld der Kinder sehr stark ein.
Wie gesagt: unterstützend ist es sicher wertvoll, man muss aber aufpassen, dass es nicht dogmatisch wird.
Bei aller Kritik lese ich aber doch gerne hier mit, ;-).
Liebe Grüße,
Corinna
Mein laptop spinnt, sorry, deshalb nur so kurz. lg, corinna
AntwortenLöschenDu gibst dir wirklich viel Mühe. Du kannst aber froh sein, dass du ein Mädchen hast, weil ganz ehrlich, so klappt das bei Jungs nicht. Meiner will nunmal gerade nur mit Autos spielen, mit nichts anderem. Da kann ich mir noch so viel Mühe mit Alltagssachen geben, er rührt sie nicht an ;-( Kommt aber vielleicht mal wieder, wenn die Autos uninteressant werden. Schleichtiere interessieren ihn leider auch nicht.
AntwortenLöschenDass deine Tochter eine eigene Pflanze hat, finde ich ja total süß. Gießt sie die dann auch nicht zu viel?
LG Steffi
habt ihr auch unstrukturiertes Material, eine Kiste voller Toilettenpapierrollen oder ähnliches für die Phantasie? Wo eure Kleine auf dem Teppich oder ohne einfach spielen kann wie es ihr gefällt ohne dass ihr das jemand vor gemacht hat?
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Löschen;) ja, haben wir. Und manchmal findet sie 2 Samlaboxen von Ikea so spannend, dass sie sich eine ganze Stunde lang damit beschäftigt. Auf den Kopf stecken, hineinklettern, anfüllen und ausleeren, umfüllen, draufklettern... Diesmal habe ich eben diese Spielsachen fotografiert. Alles Liebe, Anna
LöschenSuper arbeit! Dein blog wandert auf meine blogliste :)
AntwortenLöschenGrüße
Wkropka von BILDschön