Als meine Tochter noch im Kindergartenalter war und wir ihr Zimmer nach Montessori einrichteten, dabei ihre Spielsachen stark reduzierten und diese wenigen Sachen geordnet auf ihr Regal stellten, warern wir erstaunt, wie diese vorbereitete Umgebung auf sie wirkte: sie räumte ihre Spielsachen selbstständig wieder auf ihren Platz zurück. Und wenn sie mal doch mehrere Sachen bespielte und dabei ein kleines Chaos entstand, räumten wir mit ihr gemeinsam das Zimmer auf und das klappte einfach super!
Ich hoffe, Ihr habt einen wunderschönen Start in den Mai - und damit auch in den Frühling! Seit meinem letzten Blogbeitrag ist ziemlich genau ein Jahr vergangen. Puh! Eine lange Zeit, ich weiß. Um so mehr bin ich für Eure Lesetreue dankbar!

Seit vielen Monaten ist es hier ganz still. Nicht, dass ich das Schreiben nicht vermisst hätte, diese kleine Blogpause habe ich dennoch dringend gebraucht. Ich merkte, dass ich mich von zu vielen Dingen ablenken ließ, also beschloss ich, ein paar Schritte nach hinten zu gehen um mir wieder einen Überblick zu verschaffen. Und es fühlte sich richtig gut an!
09.04.2020
Montessori macht uns nicht zu perfekten Eltern! - Und auch Kinder nicht zu "perfekten" Kindern!


- Das Buch Maria Montessori spricht zu Eltern* beinhaltet eine Sammlung von Maria Montessoris Vorträgen, die sie direkt an Eltern gerichtet hat und das dieses Jahr auf deutsch übersetzt erschienen ist. Ich habe damals noch die englische Ausgabe Maria Montessori Speaks to Parents* gelesen und fand das Büchlein unglaublich wertvoll! Als Hörbuch gibt es dieses Buch auf Deutsch hier*.
- Montessori von Anfang an* von Paula Polk Lillard und Lynn Lillard Jessen ist ein Buch, das ich bei meinen Buchempfehlungen für Eltern nie auslasse. Es hilft nicht nur zu verstehen, welche Entwicklungsbedürfnisse Kinder in ihren ersten Lebensjahren haben, sondern bringt auch diese "montessorische Haltung" dem Leser näher. Das Buch gibt es auch als Hörbuch auf Englisch* (und ich persönlich finde, dass der Text auf Englisch etwas leichter zu verdauen ist).
- Was auf meiner Top 10 Liste nicht fehlen darf: Maria Montessori - Leben und Werk von E. Mortimer Standing. Der Autor war ein Zeitgenosse und pädagogischer Wegbegleiter Maria Montessoris und stand mit ihr mehr als ein Vierteljahrhundert hindurch in engem Kontakt. Standings Buch beruht auf Zitaten, Quellen sowie auf seinen einigen Erinnerungen und beschreibt diese Pädagogik mit seinen eigenen Worten unglaublich treffend und verständlich.
- Ein wunderbares Buch ist auch Das Kind in der Familie* von Maria Montessori selbst. Es legt den Schwerpunkt auf die ersten 6 Lebensjahre von Kindern und ist, wie schon der Titel verrät, nicht nur an Pädagogen gerichtet, sondern ebenso an Eltern. Was ich an den Büchern von Montessori so praktisch finde, ist, dass sie sich auch kapitelweise aufschlagen lassen.
- Auch Simone Davies Buch The Montessori Toddler* gehört zu meiner Liste. Neben praktischen Tipps für zu Hause erzählt Simone mit unglaublich viel Fachwissen und Liebe über Kleinkinder. Eine ganz besondere Ehre war für mich, für Simones Buch mit einigen meiner Fotos beitragen zu dürfen. Das Buch gibt es zurzeit nur auf Englisch, aber ich hoffe, auf eine Deutsche Übersetzung müssen wir nicht mehr allzu lange warten.
- Obwohl das Buch bereits weit bekannt ist, ist es für mich nach wie vor ein Muss, es zu empfehlen. Liebe und Eigenständigkeit - die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung* von Alfie Kohn hinterfragt nicht einfach die Lob-Straf-Strategie, sondern lädt auf Augenhöhe ein, über Beziehung zum eigenen Kind anders zu denken. Ich mag Kohns Schreibstil sehr, weil er Dinge ganz logisch beschreiben kann, ohne jemanden dabei ein schlechtes Gewissen zu vermitteln. Das Buch gibt es auch auf Englisch als Hörbuch*, aber auch Alfie Kohns weitere Bücher, wie zum Beispiel Punished by Rewards: The Trouble with Gold Stars, Incentive Plans, A's, Praise, and Other Bribes* oder The Homework Myth: Why Our Kids Get Too Much of a Bad Thing* sind lesens- und hörenswert!
- Ein Buch, das ich auf jedem meiner Eltern-Vorträge empfehle: Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren* von Adele Faber und Elaine Mazlish. Gerade, als Jakob zum Laufen begonnen hat und somit viel aktiver wurde, musste ich das Buch immer wieder aufschlagen, um mir Stärkung zu holen. Aber auch jetzt liegt es auf meinem Nachttisch, weil die Autoren so wertvolle Gedanken und Tipps mitgeben, die mir helfen, meine (sich oft streitenden) Kinder achtsamer zu begleiten. Die Englische Ausgabe gibt es hier*. Das Hörbuch hier*.
- Von den gleichen Autoren gibt es das Buch So sag ich's meinem Kind: Wie Kinder Regeln fürs Leben lernen* wobei um ehrlich zu sein, mir der Originaltitel auf Englisch bei weitem mehr gefällt: How to Talk So Kids Will Listen & Listen So Kids Will Talk*. Das Buch gibt es sowohl auf Deutsch* als auch auf Englisch als Audible*.
- Dieses Buch, Gewaltfreie Kommunikation* von Marshall B. Rosenberg hat vieles in meinem Leben verändert. Aber ganz besonders die Art, wie ich mit anderen Menschen (vor allem aber mit meinen Kindern) achtsamer kommunizieren kann. Ich gestehe, es hat Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, wo der Knoten bei mir war, aber als ich es endlich verstanden habe, war das so eine Erleichterung und Bereicherung im Alltag! Für alle, die lieber zuhören als lesen: Gewaltfreie Kommunikation gibt es auch als ein Hörbuch*!
- Und nicht zuletzt: Von der Erziehung zur Einfühlung - wie Eltern und Kinder gemeinsam wachsen können* von Naomi Aldort. Auch dieses Buch ist kein Montessori-Buch, jedoch beschreibt es eine Haltung, die der von Montessori ganz nahe kommt. Mit viel Respekt und Liebe Kindern gegenüber, wo aber die eigene Grenzen und die einer Gemeinschaft genauso wichtig sind. Das Buch gibt es leider nicht als Hörbuch, allerdings ein anderes, sehr lesens- und hörenswertes Buch von der gleichen Autorin: Peaceful Parenting*.

- Ein Einblick in Julias kleine Nähecke
- Mein Beitrag über Montessori und Baby-Led-Weaning
- Der Beitrag über Jakobs Montessori-Zimmer mit 11 Monaten
- Und auch der Beitrag über Julias Montessori-Zimmer mit 6 Jahren
- Der Beitrag über 3 einfache DIY Montessori-Materialien für Kleinkinder
- Die Fotoreihe darüber, was mein 14 Monate altes Kleinkind den ganzen Tag macht
- Was es bedeutet, am echten Familienalltag teilzuhaben
- Ein Einblick in unser Montessori Homeschooling
- Wie ich mein Kleinkind begleite, ohne Nein zu sagen
- und der Beitrag darüber, was eine vorbereitete Umgebung nach Montessori zu Hause ausmacht



Ich erstellte ihr eine Liste mit kleinen Abbildungen von Klamotten und Gegenständen für den Urlaub und schlug ihr vor, diese Liste erstmal durchzugehen. Sie überlegte und beschloss alles anzumalen, was sie von diesen Sachen brauchen wird, was sie anziehen soll, wenn es mal regnet, wir in ein Restaurant gehen oder in die Stadt fahren zum Bummeln. Was sie nicht wichtig fand, strich sie einfach durch.

Sie fing an nachzuzählen, wie viel sie von den bunt angemalten Sachen jeweils brauchen wird und nahm dazu als Hilfe ihre Finger. Sie zählte 4 Röcke, 2 Paar Socken und 6 Badeanzüge. Um auf Nummer sicher zu gehen, zählte sie noch einmal nach, ob sie wirklich so viele hatte.

Ich lies auch ein wenig Platz für weitere Ideen, die ihr vielleicht einfielen und die sie gerne noch hinzuzeichnen oder hinzuschreiben möchte. Sie zeichnete tatsächlich noch eine Jacke mit Kapuze hin und auch einige Spielsachen und Buntstifte. Zu den Sachen, die sie durchgestrichen hatte, schrieb sie eine Null, die restlichen Zahlen notierte sie mit einem Malzeichen. Sie schrieb die Zahlen, außer de 4, spiegelverkehrt auf, aber ich sagte kein Wort. Ich wollte sie weder bei der Arbeit stören, noch ihr die Freude daran nehmen. Sie wird noch oft genug die Zahlen sehen und schreiben können und irgendwann den Dreh heraushaben.

Sie betrachtete noch einmal ihre fertige Liste und verschwand dann damit in ihrem Zimmer. Wenige Minuten später kam sie wieder mit einigen Klamotten in der Hand und stapelte diese auf der Couch. Dann schaute sie wieder auf ihre Liste und verschwand erneut.

Klamotten, die sie vom Kleiderhaken nahm, waren natürlich noch nicht zusammengefaltet, also machte sie diese auf dem Fußboden breit und faltete. Ich wollte sie dabei nicht stören und ihr auch nicht das Gefühl geben, als traute ich ihr diese Aufgabe nicht zu, also ging ich in die Küche um zu "kochen" und beobachtete sie aus der Entfernung.

Sie ging nicht der Reihe nach, kam dennoch gut zurecht. Sie überlegte, welche T-Shirts und Kleider sie wirklich mitnehmen wollte und hielt sich dabei an die Mengenangaben auf ihrer Liste.

Dann nahm sie die Stapel und stopfte diese, so wie sie waren, in ihren kleinen Koffer. Einige Socken steckte sie in die Vordertasche, andere, die dort keinen Platz hatten, sowie den IPod, den ich ihr ausgeborgt habe, steckte sie in die Seitentaschen.

Sie hatte viel Mühe, alles, was auf der Couch gestapelt lag, in ihrer Reisetasche unter zu bringen. Überall wo noch ein wenig Platz war, verteilte sie ihre Sachen, bis wirklich alles in der Tasche verschwand. Und als sie endlich fertig war, sagte sie freudig "Fertig!" und hob den recht schweren Koffer in die Höhe, damit ich ihn aus der Küche gut sehen konnte und mich mit ihr freute. Aber vielleicht hob sie diesen auch, um es noch deutlicher zu spüren, welche große Aufgabe sie gemeistert hatte.
Für mich bedeutet Montessori genau das. Sie zur Selbstständigkeit zu verhelfen und ihr so oft wie möglich Entscheidungen zu überlassen. Ihr Aufgaben zutrauen, bei welchen sie Verantwortung für sich, für andere und für ihre Umgebung tragen kann - an denen sie wachsen kann. Egal, was der Alltag bietet.



Für Zuhause gibt es keine "Methode", keinen "Plan" und auch Eltern brauchen keine Ausbildung, um Montessori zu Hause zu leben. Jede Familie ist anders und hat andere Ressourcen, daher wird auch die Vorbereitete Umgebung von Familie zu Familie unterschiedlich sein. Vielleicht gibt es Familien, die nur ein Bodenbett haben, andere wiederum nur ein übersichtliches Spielregal. Und vielleicht gibt es Familien, die nichts davon haben, aber die die Kinder im Haushalt sehr aktiv miteinbeziehen. Aber zu Hause geht es eigentlich auch nicht (nur) um das Angebot und die hübsch vorbereiteten Spielregale. Was Montessori in der Familie wirklich ausmacht, ist die Haltung.

Es ist diese bedingungslose Liebe zum Kind, die seine Entwicklung beobachtet und versteht, es ermutigt und ihm hilft, sein Leben selbstständig zu meistern. Es ist das Vertrauen, dass es sich auf natürliche Weise entwickelt, dass es einem inneren Bauplan folgt, welcher ihm sagt, wohin die Reise geht.
Es ist aber auch die wertschätzende Art, einander in der Familie zu begegnen. Die Bereitschaft offen, ehrlich, respektvoll und vor allem gewaltfrei miteinander und mit sich selbst umzugehen. Es ist eine Art, die Welt zu sehen und darin zu leben. Mit Kindern gemeinsam die Welt entdecken und bewundern und so die Schönheit, die in Kindern steckt, aufblühen zu lassen. Es bedeutet, sich trauen Fehler zu machen und bereit zu sein, aus diesen zu lernen. Es bedeutet, mit und für die Kinder einen friedlicheren Ort aus dieser Welt zu schaffen. Das hat ganz bestimmt nicht nur in den Einrichtungen Platz und kann auch durch kein Material und kein Spielregal ersetzt werden.
Vielleicht gibt es so gesehen doch DEN Montessori-Weg...


Als die Großfamilie von unserem Montessori-Weg erfuhr, war sie sehr skeptisch, so dass es recht schwer war, darüber zu reden. Es war für sie nicht nachvollziehbar, warum wir beschlossen, auf das Lob zu verzichten und warum wir Julia so gut wie nie den Fernseher einschalten. Seitdem sind viele Jahre vergangen und da Julias unglaubliche Lebensfreude, ihre Selbstständigkeit und ihr ganzes Wesen für sich sprechen, werden all diese Themen in der Familie nicht mehr in Frage gestellt. Sie wird zwar von Oma und Opa oft gelobt, kommt dort manchmal um einiges später ins Bett und bekommt auch mehr Süßigkeiten, als Zuhause, aber sie hat liebende Großeltern, was mir so viel wichtiger ist.
Was Julia selbst betrifft, so machte ich mir früher Sorgen, dass es sie verwirren würde, wenn sie unterschiedlichen Umgang innerhalb der Familie erfährt. Als sie jünger war, merkte ich tatsächlich, dass sie 1-2 Tage gebraucht hat, um Zuhause wieder in die Routine zu finden. Heute mache ich mir keine Sorgen mehr, denn ich sehe, je älter sie wird, umso besser kann sie damit umgehen. Außerdem verstehe ich jetzt auch, wie wertvoll eine gute Beziehung zwischen uns Eltern und ihr ist, denn umso leichter können wir sie loslassen. Und es ist für sie doch eine Bereicherung, auch etwas anderes erfahren zu dürfen, zu anderen Menschen in der Familie eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen zu können.

Manchmal läuft der Familienalltag so richtig unrund. An solchen Tagen hilft es mir immer wieder, wenn ich versuche, meinen Blickwinkel zu ändern und es aus den Augen meiner Tochter zu sehen. Was denkt sie? Was würde sie zu mir sagen, wenn sie ihre Bedürfnisse in Worte fassen könnte?
Lass mich Dein Verbündeter sein. Es verletzt mich, wenn Du mich mit Tricks, mit Bestechungen, mit Drohungen oder Bestrafungen zu etwas zwingen willst, was ich eigentlich gar nicht machen mag. Wenn Du gegen mich bist, wenn wir ständig streiten, ist es für mich sehr beängstigend. Ich brauche Dich ja doch so dringend an meiner Seite! Sage es mir doch stattdessen höflich oder zeige mir einfach, was Du von mir willst. Und hindere mich freundlich aber bestimmt, Sachen zu tun, die Du nicht willst, dass ich sie tue, noch bevor Du wütend auf mich wirst. Wenn Du geduldig und respektvoll bleibst und mich auch mal meine Sachen in Ruhe fertig machen lässt, wirst Du sehen, werde ich danach richtig strahlen.
Habe keine Angst vor meinen Reaktionen und lass mich auch Grenzen spüren. Wenn Du unsicher wirst, Du, den ich am meisten brauche, wie soll ich mich dann sicher fühlen? Es ist ganz schlimm für mich, wenn Du ängstlich bist, wenn Du zögerst oder ausweichende Antworten gibst. Ich weiß, meine Wutanfälle sind auch nicht gerade angenehm, aber auch wenn ich tobe oder frustriert und verärgert bin, brauche ich Dich! Deine Liebe, Deine Klarheit und Deine Stärke. Diese weisen mir den Weg und geben mir auch in diesen unangenehmen Momenten Geborgenheit. Ich will nie das Sagen haben, auch wenn es den Anschein hat. Manchmal ist es auch für mich komisch, dass Du was ganz anderes willst, als ich, dass wir nicht dasselbe wollen oder denken. Ich will aber selbstständig werden, alleine entscheiden dürfen und dennoch liebe ich Dich unendlich! Und Du mich doch auch, oder?

Sei nicht wütend oder genervt wenn ich gerade selbst wütend und genervt bin. Denn wenn Du auch wütend wirst, wenn Du Dich meinem Chaos anschließt, fühle ich mich noch unsicherer. Lass mich lieber in deiner Ruhe und Klarheit das Gefühl von Sicherheit wiederfinden. Dann weiß ich, dass es okay ist, mal wütend oder frustriert zu sein, dass ich auch dann wertvoll bin, dass Du mich auch dann liebst.
Sieh die Welt auch aus meiner Sicht und bestätige meine Gefühle so oft Du nur kannst. Auch, wenn es Dir lächerlich, falsch oder verrückt erscheint. Es gibt keine falschen Wünsche und Gefühle, nur falsche Wege, auf diese zu reagieren. Ich will auch manchmal 'Nein' sagen und machmal auch 'Doch'. Bitte akzeptiere das. Ich muss wissen, dass es okay ist, Gefühle und Wünsche zu haben, dass Du diese wahrnimmst und verstehst und dass Du auch dann nicht aufhörst mich zu lieben. "

Wenn ich ein Verhalten wiederhole, so ist es deswegen, weil ich nach Bestätigung suche. Weil ich es besser verstehen will! Wenn Du mir einen bösen Blick zuwirfst oder zu laut und barsch 'Nein!', 'Lass das endlich!' und 'Was machst Du schon wieder!?' schreist, werde ich in meiner Sache noch unsicherer. Dann habe ich das Gefühl, als würde etwas mit mir nicht stimmen. Gib mir doch lieber eine ruhige Antwort. Sag mir lieber, was Du möchtest. Ich muss wissen, dass mein Verhalten nicht erlaubt ist, aber ich brauche auch die Gewissheit, dass es kein Weltuntergang ist, dass man es ohne viel Aufwand ändern kann, ohne Gefahr zu laufen, aufeinander wütend zu werden.
Zeige mir, wie die Sachen funktionieren. Zeige mir, wie man den Alltag meistert. Denk daran, ich bin neu hier und möchte doch so gerne dazugehören. Wie machst Du das, dass die Karotten so klein geschnitten werden? Wie schaffst Du es, immer alles wegzuräumen? Zeige mir doch, wie es geht! Ich merke oft, dass Du Bedenken hast, immerhin bin ich noch nicht so geschickt, wie Du. Aber vertraue mir, ich will das lernen und habe Mühe mein Bestes zu geben.

Lass mir Zeit. Lass mir Freiraum. Lass mich die Welt selbst entdecken. Wenn ich Hilfe brauche, werde ich mich schon melden. Lass mich lernen mich selbst zurechtzufinden und habe dabei viel Geduld mit mir. Ich mag wohl für dich langsam sein, für dich vieles falsch machen, aber diese Erfahrungen brauche ich, um die Welt zu verstehen. Und wenn du mir diese Selbstständigkeit ermöglichst, mich beobachtest, einfach nur beim Entdecken zuschaust, glaube mir, werden wir einander viel besser verstehen.









Als Montessori-Pädagogin liebe und schätze ich die Montessori-Materialien! Und ebenso liebe ich selbstgemachte Materialien und tolle Ideen für zu Hause, die schlicht und sinnvoll sind und es Kindern ermöglichen, eigene Entdeckungen zu machen. Ich habe schon viele tolle Ideen im Internet gesehen und auch ich selbst mache gerne solche Materialien für meine Tochter, dennoch denke ich, dass in Wirklichkeit nicht diese Materialien Montessori zu Hause ausmachen.


Mit einer Vorbereiteten Umgebung die es Kindern erlaubt, ihre Unabhängigkeit Stück für Stück zu erobern, ist bereits eine Menge getan! Auch mit einigen wenigen, sorgfältig ausgesuchten Spielsachen, die den Interessen der Kinder entsprechen, die schön, schlicht und sinnvoll sind, kann man ein Kinderzimmer wunderbar nach Montessori gestalten. Wenn Kinder am Alltag teilhaben dürfen, echte Aufgaben von Anfang bis zum Ende selbstständig verrichten dürfen und ihre Hände sinnvoll gebrauchen, ist dies viel wesentlicher, als selbstgemachte Materialien. Montessori findet man aber auch im Garten oder im Wald, wo Kinder die Lebewesen und die Natur beobachten, erleben und bewundern können. Oder aber auch in Büchern, beim Wäsche zusammenlegen, beim Tischdecken... Montessori steckt überall!


Es ist die Bereitschaft, Kinder zu verstehen, sie ernst zu nehmen und achtsam auf ihrem Weg zu begLEITEN. Es bedeutet, in allem, was wir tun, den Kindern Vorbilder zu sein und ihnen so auch das Rüstzeug zu geben, anderen Menschen respektvoll und friedlich zu begegnen aber auch, ihre Konflikte und ihr Bangen gewaltfrei zu lösen. Auch wenn ich selbst gerne solche Materialien herstelle, bin ich zu Hause keine Pädagogin, sondern Mama. Diejenige, die ihren Kindern zeigt, was eine Beziehung im wesentlichen ausmacht und was es bedeutet, einander zu vertrauen... die, die sie bedingungslos liebt, ermutigt aber auch loslässt. Und all das braucht keine selbstgemachten Materialien.

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